»Ich hätte Sie vorher warnen sollen«, sagte ich nach einem
Momente der Stille. »Aber ich habe den Gegner unterschätzt. Es tut
mir ausgesprochen leid, dass Sie nun die Zeche für meinen Fehler zu
bezahlen haben. Niemand weiß besser als ich, dass man für die
Zukunft Deutschlands Opfer bringen muss.«
»Können Se nich mal zwei Minuten uffhören?«, meinte Fräulein
Krömeier, sie schien regelrecht entnervt. »Et jeht hier nicht um die
Zukunft Deutschlands! Det is echt! Det is keen Witz! Det ist ooch keen
Auftritt! Det is mein Leben, det diese Arschlöcher da
kaputtschreiben!«
Ich setzte mich auf den Stuhl, der ihrem Tische gegenüberstand.
»Ich kann nicht zwei Minuten aufhören«, sagte ich ernst. »Ich will
auch nicht zwei Minuten aufhören. Ich werde das, was ich für richtig
halte, bis zum Letzten verteidigen. Die Vorsehung hat mich an diesen
Posten gestellt, hier stehe ich für Deutschland bis zur letzten Patrone.
Und sicherlich können Sie nun einwenden: Kann denn der Herr Hitler
nicht trotzdem einmal zwei Minuten nachgeben? Und in Friedenszeiten
wäre ich sogar bereit dazu – Ihnen zuliebe, Fräulein Krömeier! Aber
ich will es nicht. Ich werde Ihnen sagen, weshalb. Und ich bin sicher,
dass auch Sie das dann nicht mehr wünschen!«
Sie sah mich fragend an.
»In dem Momente, in dem ich Zugeständnisse mache, mache ich
sie nicht wegen Ihnen – ich mache es letzten Endes, weil dieses
Lügenblatt mich dazu bringt. Wollen Sie das? Wollen Sie, dass ich tue,
was diese Zeitung verlangt?«
Sie schüttelte den Kopf, erst langsam, dann trotzig.
»Ich bin stolz auf Sie«, sagte ich, »und dennoch ist da ein
Unterschied zwischen Ihnen und mir. Was ich von mir verlange, kann
ich nicht von allen Menschen verlangen. Fräulein Krömeier, ich habe
vollstes Verständnis dafür, wenn Sie die Tätigkeit für mich niederlegen
wollen. Die Firma Flashlight wird Sie mit Sicherheit auch anderswo
unterbringen, wo Sie keinen Unannehmlichkeiten mehr ausgesetzt
sind.«
Fräulein Krömeier schniefte. Dann richtete sie sich im Sitzen auf und
sagte fest:
»Den Teufel werd ick tun, meen Führa!«