Ich befahl meinen Leuten, auf das Schiff zurückzukehren, und segelte dann eilends davon; aber kaum besser als in Madagaskar erging es uns an der Küste im Persischen Meerbusen, wohin wir uns wandten. Arabische Seeräuber griffen uns an, und nur mit Mühe gelang es uns zu entrinnen. Ich konnte mich nicht enthalten, diesen Überfall als eine Strafe zu bezeichnen, welche Gott für das grausame Blutbad von Madagaskar über uns verhängt habe; allein ich fand nur geringes Gehör bei der Schiffsmannschaft, und die schon gereizte Stimmung wurde nicht besser. Da nahm ich mir vor, sobald sich zu einer passenden Landung Möglichkeit böte, die Mannschaft zu entlassen und neue Leute anzuwerben, vielleicht auch ein neues Schiff für mein altes einzutauschen. In diesem Entschlusse wurde ich noch mehr bestärkt, als mir der Superkargo im Vertrauen mitteilte, daß der Ausbruch einer Meuterei zu befürchten sei, wenn ich es nicht vorzöge, bis zur Landung lieber gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Dies geschah denn auch, und wir kamen ohne weiteren Zwischenfall nach Surate. Hier glückte es mir, Korallen gegen Perlen und Edelsteine einzutauschen. Dann segelten wir nach Borneo, mußten uns aber unterwegs wiederholt mit Seeräubern herumschlagen, denen wir weitere nicht unansehnliche Vorräte an Perlen und Gold abnahmen. Etliche Zeit darauf landeten wir in einer kleinen Bucht Siams.
Das Schiff zeigte sich in der That stark mitgenommen. Da ich nun in China und vielleicht selbst in Japan Waren einzuhandeln gedachte, so suchte ich das Fahrzeug zu verkaufen und ein andres dafür zu erwerben. Doch ging dies nicht so rasch. Endlich meldete sich ein Portugiese, erzählte mir ein langes und breites von seinem Schnellsegler und bot mir einen Austausch unsrer Schiffe an. Ich besah das seinige, fand es geräumig und die Summe gering, die ich noch herauszahlen sollte; ich schloß daher den Handel ab. Zwar fielen mir der billige Preis und die Eile, welche der Portugiese zeigte, etwas auf. Da jedoch seine Papiere in Ordnung waren, so brachte ich den Handel zum Abschluß. Bald waren die Schiffe umgeladen, und noch an demselben Abend segelte der Portugiese ab, der auch einen Teil meiner Mannschaft erworben hatte, weil er direkt nach Portugal und England zu reisen versprach. Ich mußte also Matrosen werben, doch konnte das in einem belebten Hafen leicht ausgeführt werden. Hierbei sollte ich nun erfahren, warum der schlaue Portugiese beim Tauschen der Schiffe so große Eile hatte. Sein Schiff hieß nämlich das »Gespensterschiff« und war in ganz Südasien in Verruf, weil Geister in demselben umgehen sollten, weshalb kein Matrose so leicht auf demselben Dienste nahm. Infolge der unzureichenden Bemannung hatten auch schon Seeräuber, welche das Fahrzeug überfielen, leichtes Spiel gehabt. Sie plünderten es aus, nachdem sie die Matrosen niedergemetzelt hatten, und überließen dann das Schiff den Wellen. Öde und verlassen fand es ein englisches Kriegsschiff, welches sich seiner bemächtigte, es in einen Hafen brachte und dort verkaufte. Indessen wurde bald ruchbar, daß die Geister der Ermordeten in der Mitternachtsstunde ächzend auf dem Schiffe umgehen sollten, was die Matrosen mit Grauen erfüllte, weshalb jeder das Schiff mied. So erzählten sich die Matrosen.
Zwar glaubte ich nicht an diesen Gespensterspuk, aber die Sache deuchte mich doch recht widrig, denn es schien ganz so, als sollte mein Schiff unbemannt bleiben. Endlich meldete sich ein großer, kräftiger Mann als Steuermann und versicherte, daß er den unheimlichen Ruf des Schiffes kenne, sich aber vor Gespenstern nicht fürchte, und daß es ihm auch gelingen würde, noch mehrere unverzagte Kameraden anzuwerben. Mir fiel ein Stein vom Herzen, und ich gab ihm Vollmacht und Geld, damit er sein Versprechen schnell ausführen könnte. Nach etwa acht Tagen war alles in Ordnung gebracht, und wir stachen in See, um nach Nanking zu segeln. Alle waren neugierig, wie es mit dem Gespensterbesuche kommen werde. Nicht ohne Bangen erwarteten die Matrosen die erste Mitternacht, denn bei den meisten war der Mund tapferer als das Herz, und so recht geheuer kam ihnen die Sache doch nicht vor, je mehr Spukgeschichten sie sich erzählten. Die erste Nacht verging ruhig, auch die zweite und dritte. Kein Gespenst ließ sich sehen, und man fing bereits an, sich über die Sache lustig zu machen. Anders erging es am vierten Tage; denn am Morgen erzählte die Deckwache, sie habe das Gespenst gesehen, wie es die Falltreppe heraufgestiegen, unhörbar über das Deck geschwebt und an der andern Treppe wieder lautlos verschwunden sei.