Der Eingang zum Zimmer Eugénies lag der vermauerten Tür gegenüber. Ferner befanden sich auf diesem Flur die gemeinsamen Zimmer der Eheleute, die die ganze Front des Hauses einnahmen. Madame Grandet hatte ihr eigenes Zimmerchen neben demjenigen ihrer Tochter; diese beiden Räume waren durch eine Glastür miteinander verbunden. Das Zimmer des Hausherrn war von dem Gemach seiner Frau durch eine leichte Wand und vom Geheimkabinett durch eine dicke Mauer geschieden. Seinen Neffen hatte Vater Grandet im zweiten Stock einquartiert, in der hohen Mansarde, die gerade über seinem eigenen Zimmer lag, so daß er des jungen Mannes Kommen und Gehen kontrollieren konnte.
Als Eugénie und ihre Mutter im ersten Stock angelangt waren, gaben sie einander den Gutenachtkuß, und nach einigen Abschiedsworten an Charles, die vielleicht ein wenig kalt klangen, aber der Tochter sicher aus heißem Herzen kamen, betraten sie ihre Stuben.
»Hier sind Sie also in Ihrem Zimmer, lieber Neffe«, sagte Grandet zu Charles, ihm die Tür öffnend. »Wenn Sie nötig haben sollten, hinauszugehen, so rufen Sie Nanon. Ohne ihre Begleitung – alle Wetter! Der Hund würde Sie niederbeißen, ohne einen Mucks zu geben. Also gute Nacht, schlafen Sie wohl! – Ha, ha! Die Damen haben Ihnen ein Feuer gemacht«, setzte er hinzu.
In diesem Augenblick erschien die Große Nanon mit einem Holzkohlenofen.
»Da ist wieder eine!« sagte Grandet. »Haltet ihr meinen Neffen für eine Wöchnerin? Wirst du wohl mit deinem Glühbecken abziehen, Nanon!«
»Aber, Monsieur, die Leintücher sind feucht, und der junge Monsieur ist wirklich so zart wie eine Frau.«
»Also meinetwegen, da du dir's in den Kopf gesetzt hast«, sagte Grandet, sie an den Schultern vorwärtsschiebend; »aber sieh dich vor, daß du nicht einen Brand verursachst.«
Dann stieg der Geizhals mit unverständlichem Gebrumm die Treppe hinunter.