In diesem Augenblick traten Eugénie und ihre Mutter wieder ein.
»Ist alles bereit?« fragte der Biedermann, nun wieder ganz bei der Sache.
»Ja, Vater.«
»Also, lieber Neffe, wenn Sie müde sind, wird Nanon Ihnen Ihr Zimmer zeigen. Freilich, das ist kein modisches Appartement. Denn wir armen Weinbauern müssen mit jedem Sou rechnen. Die Steuern verschlingen alles.«
»Wir wollen nicht länger stören, Grandet«, sagte nun der Bankier; »Sie haben wohl mit Ihrem Neffen manches zu bereden. Wir wünschen einen guten Abend! Auf morgen!«
Nach diesen Worten erhob sich die Gesellschaft, und jeder verabschiedete sich auf seine Weise. Der alte Notar holte sich draußen aus dem Winkel bei der Tür seine Laterne, steckte sie an und erbot sich, die des Grassins heimzugeleiten. Madame des Grassins hatte das Ereignis, das diese Abendunterhaltung so unerwartet abkürzen sollte, nicht vorhergesehen, und so war ihr Diener noch nicht eingetroffen.
»Wollen Sie mir die Ehre erweisen, meinen Arm anzunehmen, Madame?« sagte der Abbé zu Madame des Grassins.
»Danke, Monsieur l'Abbé; ich habe meinen Sohn«, erwiderte sie trocken.
»Mein Arm ist doch sicherlich nicht kompromittierend für die Damen«, sagte der Abbé.
»Gib doch Monsieur Cruchot den Arm«, sagte ihr Gatte zu ihr.
Der Abbé durfte also die hübsche Frau führen, und er wußte es so einzurichten, daß sie den andern um einige Schritte voraus waren.
»Er ist prächtig, dieser junge Mann, Madame«, sagte er, ihren Arm drückend. »Adieu, Vogelscheuchen! Die Trauben sind geerntet! – Sie müssen auf Mademoiselle Grandet verzichten; Eugénie wird dem Pariser zufallen. Sollte dieser Cousin nicht zufällig schon in eine Pariserin verliebt sein, so dürfte Ihrem Sohn Adolphe in ihm ein Rivale . . .«
»Schon gut, Monsieur l'Abbé. Der junge Mann wird sehr bald sehen, daß Eugénie ein Gänschen ist, ein langweiliges, blasses Kellerpflänzehen. Haben Sie sie betrachtet? Sie war heute abend gelb wie eine Quitte.«
»Sie haben vielleicht schon dafür gesorgt, daß auch der Cousin dies bemerkte?«