»Sollen wir nicht alle versuchen, Madame, uns einander angenehm zu machen . . .? Gestatten Sie, daß ich mir die Nase schnäuze . . . Ich versichere Ihnen, Madame«, fuhr er fort, »daß er Sie mit etwas schmeichelhafterem Interesse betrachtete, als er für mich übrig hatte; aber ich verzeihe ihm, daß er der Schönheit vor dem Alter den Vorzug gab.«
»Es ist klar«, hörte man nun die grobe Stimme des Präsidenten, »daß Monsieur Grandet in Paris seinen Sohn mit Heiratsplänen nach Saumur geschickt hat.«
»Dann wäre der Cousin doch nicht so wie eine Bombe hereingeplatzt«, entgegnete der Notar.
»Das besagt nichts«, bemerkte Monsieur des Grassins; »der gute Mann ist eben ein Geheimniskrämer.«
»Des Grassins, mein Freund, ich habe ihn zum Diner eingeladen, den jungen Mann. Du mußt also gehen und Monsieur und Madame de Larsonnière bitten und die du Hautoy mit der hübschen Mademoiselle du Hautoy, wohlverstanden; vorausgesetzt allerdings, daß sie sich für diesen Tag gut kleidet. Ihre Mutter kleidet sie aus Eifersucht so schlecht. Ich hoffe, Messieurs, daß auch Sie uns die Ehre geben?« fügte Madame des Grassins hinzu und blieb stehen, um sich zu den beiden Cruchots zurückzuwenden. »Hier sind wir bei Ihnen angelangt«, sagte der Notar.
Nachdem die drei Cruchots sich von den drei des Grassins verabschiedet hatten, begaben sie sich nach Hause; und mit dem Scharfsinn, den die Provinzler in so hohem Grade besitzen, beleuchteten sie das große Ereignis dieses Abends, dies Ereignis, das die Stellung sowohl der Cruchotaner wie der Grassinisten zu erschüttern drohte. Die großartige Schlauheit, die alle Handlungen dieser klugen Köpfe leitete, ließ hier wie da die Notwendigkeit einer augenblicklichen Verbindung gegen den gemeinsamen Feind als geboten erscheinen. Mußte man nicht einmütig verhindern, daß Eugénie sich in ihren Cousin verliebte, den Cousin verhindern, an seiner Cousine Gefallen zu finden? Konnte der Pariser all diesen widerlichen Einflüsterungen, den niederträchtigen Verleumdungen, der schmeichlerischen Hinterlist widerstehen – diesem ganzen, den Anschein der Aufrichtigkeit tragenden Lügengewebe, mit dem man ihn umstrickte, um ihn zu täuschen?