Zehn Jahre musste er darauf warten: Jetzt hat Joachim Löw den WM-Pokal nach Deutschland gebracht. Einen großen Titel hatte er in den vergangenen Jahren verfehlt. Auch deswegen gab es vor der WM viele Zweifel.
Stolz hebt Joachim Löw den WM-Pokal in den Himmel von Rio de Janeiro. Zehn Jahre hat er auf diesen Titel gewartet. Der 54-Jährige war früher selbst Profifußballspieler, aber nie Nationalspieler gewesen. Er konnte als Trainer bisher nur nationale Erfolge feiern: 1997 holte er den DFB-Pokal und 2002 wurde er österreichischer Meister. Der Weg zum WM-Erfolg war lang.
2004 kam Löw als Co-Trainer zur deutschen Nationalmannschaft und wurde nach der WM 2006 Bundestrainer. Er baute den deutschen Fußball neu auf: Junge, frischeSpieler und eine offensive Spielweise prägten von nun an den deutschen Spielstil. Löw war sehr an der Entwicklung der wohl besten deutschen Spieler beteiligt, die das Land seit Jahren gesehen hat. Er gilt nicht als Motivator und großer Redner, sondern als Fußballexperte und Konzept-Liebhaber.
Dass sein Spielstil erfolgreich ist, zeigt die Bilanz: Löw gewann als Bundestrainer 77 von 112 Spielen. Er erreichte in den großen Turnieren immer mindestens das Halbfinale: Bei der EM 2008 verlor das Team im Finale gegen Spanien, ebenso im Halbfinale der WM 2010. Zwei Jahre später gab es wieder den dritten Platz.
Weil der ganz große Erfolg ausblieb, wuchsen in den letzten Jahren jedoch die Zweifel und die Kritik an ihm und der Mannschaft. Zwar spielte die deutsche Nationalelf oft schönen Fußball. Doch es wurde kritisiert, dass die Mannschaft bei den besonders wichtigen Spielen versagt, weil ihr die Typen fehlen würden. Im Finale der WM 2014 hat sie vielleicht nicht ihr schönstes Spiel gezeigt, doch es war eines ihrer kämpferischsten und leidenschaftlichsten – und möglicherweise war gerade das ein Grund für den Erfolg.Glossar
WM, (-s) (f.) – Abkürzung für: die Weltmeisterschaft; hier: der Fußball-Wettkampf zwischen Mannschaften aus vielen Ländern der Welt, der alle vier Jahre stattfindet
Titel, - (m.) – hier: der Sieg in einem großen sportlichen Wettkampf (wie z. B. eine Weltmeisterschaft, die Olympische Spiele)
etwas verfehlen – etwas nicht bekommen; etwas nicht erreichen
DFB (m., nur Singular) – Abkürzung für: Deutscher Fußball-Bund; der nationale Fußballverband in Deutschland
Nationalmannschaft, -en (f.) – das offizielle Team, das bei internationalen Sport-Wettkämpfen für ein Land spielt
etwas neu auf|bauen – hier: etwas erneuern; etwas modern machen
frisch – hier: jung; modern
offensiv – hier: so, dass eine Mannschaft im Sport mehr angreift als abwehrt
etwas prägen – etwas bestimmen; etwas sehr stark beeinflussen
Stil, -e (m.) – hier: die persönliche Art und Weise, wie man etwas tut
Motivator, -en (m.) – jemand, der andere mit Worten so beeinflusst, dass sie etwas gerne und gut machen
Konzept, -e (n.) – der Plan; die genaue Idee, wie etwas sein soll
Liebhaber, - (m.) – hier: jemand, der etwas besonders gerne hat
Bilanz (f., hier nur Singular) – hier: das Ergebnis; die Summe der Erfolge
EM, (-s) (f.) – Abkürzung für: die Europameisterschaft; hier: der Fußball-Wettkampf zwischen europäischen Ländern, der alle vier Jahre stattfindet
aus|bleiben – nicht eintreffen; nicht passieren; nicht stattfinden
Nationalelf (f., nur Singular) – die → Nationalmannschaft beim Fußball
versagen – schlecht sein; nicht die Leistung bringen, die erwartet wird
Typ, -en (m.) – hier: ein harter Spieler, der sich durchsetzen kann und sehr kampfstark ist
leidenschaftlich – hier: mit Einsatz und starkem Willen