Eine Volksabstimmung in der Schweiz verärgert die Europäische union. Die Schweizer Bürger haben dafür gestimmt, die Einwanderung von EU-Bürgern in ihr Land zu begrenzen. Das kann auch wirtschaftliche Folgen haben.
Die Schweiz ist kein EU-Mitgliedsland. Trotzdem konnten EU-Bürger bisher problemlos dorthin ziehen, wenn sie einen Arbeitsplatz hatten. Das wird sich jedoch bald ändern: Mit knapper Mehrheit haben die Schweizer Bürger am 9. Februar 2014 in einem Volkentscheid dafür gestimmt, die Einwanderung von EU-Bürgern einzuschränken.
Die Initiative „Gegen Masseneinwanderung“, über die die Schweizer abgestimmt haben, war die Idee der rechtspopulistischen Schweizerischen Volkspartei. Sie ist davon überzeugt, dass die Einwanderung von Ausländern schuld an vielen Problemen im Land ist. Die Schweizer Regierung, Parteien und Wirtschaftsverbände hatten zwar versucht, die Initiative zu bekämpfen, waren dabei jedoch erfolglos.
Seit einem Vertrag mit der EU im Jahr 2002 sind jährlich etwa 80.000 EU-Bürger ins Land gezogen – zehn Mal mehr als die Schweizer Regierung erwartet hatte. Mit etwa 23 Prozent hat die Schweiz einen besonders hohen Ausländeranteil. Das liegt unter anderem daran, dass die Schweizer Firmen ausländische Arbeitnehmer brauchen. In Zukunft sollen die einzelnen Kantone bestimmen, wie viele neue Einwanderer dorthin ziehen dürfen.
Die EU-Regierung ist verärgert über das Abstimmungsergebnis und kündigt Folgen an. Denn die freie Einwanderung von EU-Bürgern ist Teil eines Vertragspakets, über das nun neu verhandelt werden muss. Das kann auch einen Einfluss auf die Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Schweiz und der EU haben. Denn bisher ermöglichte der Vertrag Schweizer Firmen einen freien Zugang zum EU-Markt. Der Präsident des Europaparlaments Martin Schulz sagt: „Man kann nicht alle Vorteile des großen europäischen Binnenmarktes in Anspruch nehmen, sich dann aber teilweise raustun.“Glossar
Isolationskurs, -e (m.) – umgangssprachlich für: eine politische Entscheidung, die das Land von anderen Ländern entfernt
Volksabstimmung, -en (f.) – die Abstimmung der Bürger (auch: der Volksentscheid)
jemanden verärgern – jemanden wütend machen
etwas begrenzen – etwas → einschränken; etwas kontrollieren
mit knapper Mehrheit – so, dass eine Wahl nur mit wenigen Stimmen gewonnen wird
etwas ein|schränken – etwas → begrenzen; etwas verringern
Initiative, -en (f.) – hier: der Vorschlag der Bürger, der das Schweizer Gesetz ändern soll
Masseneinwanderung, -en (f.) – die Einwanderung von sehr vielen Menschen
rechtspopulistisch – so, dass jemand rechte Ideen hat und z. B. gegen Einwanderer ist
Verband, Verbände (m.) – eine Vereinigung von Organisationen mit gleichen Interessen
etwas bekämpfen – hier: gegen etwas sein; versuchen, etwas zu verhindern
Ausländeranteil (m., nur Singular) – der Prozentsatz von Ausländern in der Bevölkerung
Kanton, -e (m.) – einer von 26 Bezirken in der Schweiz
Folgen an|kündigen – drohen, dass man etwas macht, das negativ für jemanden ist
Vertragspaket, -e (n.) – eine Sammlung von mehreren Verträgen
über etwas verhandeln – sich über etwas mit anderen absprechen
Zugang, Zugänge (m.) – der Eintritt; hier auch: die Möglichkeit Waren zu handeln
Binnenmarkt, -märkte (m.) – ein Gebiet, in dem Waren ohne Zölle gehandelt werden
etwas in Anspruch nehmen – etwas nutzen
sich raus|tun – gemeint ist hier: bei etwas nicht mitmachen