Aus leer stehenden Kneipen und Läden in Berlin machen Jugendliche Fotolabore und Schreibwerkstätten. Im Berliner Projekt „Junge Pächter“ schaffen sie so auch in Brennpunktvierteln Raum für Kunst, Kultur und Bildung.
Im kleinen Laden „MachWerk“ im Berliner Stadtteil Wedding kann man von Jugendlichen und jungen Erwachsenen lernen, wie man Fahrräder und Elektrogeräte repariert, Fotos entwickelt, Möbel baut oder Dekorationen herstellt. Jeder, der etwas kann, bringt es den anderen bei – und das kostenlos. „MachWerk“-Mitbegründer Jakob Bogatzki sagt: „Viele von uns kommen aus einem bildungskritischen Umfeld. Unser Ziel ist es, eine neue Form von Lernen zu etablieren.“
„MachWerk“ ist einer von sechs Orten in Berlin, wo junge Menschen im Rahmen des Projekts „Junge Pächter“ ihre eigenen kreativen Ideen verwirklichen können. Geleitet wird das Projekt vom „JugendKunst- und Kulturhaus Schlesische 27“ in Berlin-Kreuzberg. Bei einer Umfrage aus dem Jahr 2008 waren die Initiatoren darauf aufmerksam geworden, dass Jugendliche nicht nur bei Kunst- und Kulturprojekten mitmachen, sondern sie selbst organisieren wollen.
Seit 2011 haben Studenten, junge Berufstätige, Auszubildende, Arbeitslose und Schüler die Möglichkeit, in leer stehenden Kneipen, Läden, Kellern und anderen Räumen in Berlin kreativ zu werden: Sie schreiben, fotografieren, spielen Theater, drucken T-Shirts und Plakate, machen Musik und Filme. Die Räume verwalten und gestalten sie selbst, werden bei ihren Projekten jedoch finanziell und – falls nötig – technisch unterstützt.
Im September 2013 wurde das Projekt „Junge Pächter“ mit dem „BKM-Preis Kulturelle Bildung“ von der Bundesregierung ausgezeichnet und erhielt dafür 20 000 Euro. Der Preis wird jedes Jahr innovativen Projekten verliehen, die auch Menschen erreichen, die kulturelle Angebote bisher nicht oder kaum genutzt haben. Auch die „Jungen Pächter“ arbeiten in so genannten sozialen Brennpunktvierteln der Stadt, in denen die Arbeitslosigkeit höher und das Leben der Jugendlichen schwieriger ist als anderswo.Glossar
leer stehend – leer; unbewohnt
Fotolabor, -e (n.) – ein Ort, an dem man einen Fotoabzug aus Papier herstellen kann
Schreibwerkstatt, -werkstätten (f.) – ein Ort, an dem man kreatives Schreiben lernt
Pächter, -/Pächterin, -nen – der Mieter/die Mieterin eines Geschäfts
für etwas Raum schaffen – hier: etwas möglich machenBrennpunktviertel, - (n.) – ein Stadtteil, in dem es viele soziale Probleme (z. B. Arbeitslosigkeit, Armut) gibt
etwas entwickeln – hier: etwas herstellen
Dekoration, -en (f.) – der Gegenstand, der die Wohnung schöner macht
kostenlos – umsonst; ohne, dass etwas Geld kostet
Mitbegründer, -/Mitbegründerin, -nen – jemand, der mit anderen etwas gründet
bildungskritisch – so, das man die herrschende Art, Bildung zu vermitteln, kritisiert
Umfeld, -er (n.) – die Umgebung; hier auch: die Familie; der Freundeskreis
etwas etablieren – hier: etwas Neues einführen
im Rahmen (mit Genitiv) – hier: anlässlich; innerhalb von etwas
kreativ – so, dass man sich etwas Neues ausdenkt
etwas verwirklichen – etwas ausführen; etwas machen; eine Idee umsetzen
Umfrage, -en (f.) – die Untersuchung, bei der viele Menschen dieselbe Frage beantworten
Initiator, -en/Initiatorin, -nen – hier: jemand, der etwas Neues einführt oder gründet
einen Raum gestalten – einen Raum einrichten und dekorieren
jemanden mit etwas aus|zeichnen – jemanden durch etwas ehren
jemandem etwas verleihen – hier: jemanden durch etwas ehren
jemanden erreichen – hier: jemanden auf sich aufmerksam machen