Der Amoklauf am 11.03.2009 in Winnenden war nicht der erste dieser Art. Schon 2002 richtete ein 19-Jähriger in Erfurt ein Blutbad an. Damit sich dies nicht wiederholt, beschloss der Staat damals eine Reihe von Maßnahmen.
Einen Amoklauf wie am 26. April 2002 in Erfurt kannten Deutsche bis dahin vor allem aus den USA. Der 19-jährige Robert Steinhäuser tötete an seiner früheren Schule 16 Menschen und danach sich selbst. Steinhäuser war Sportschütze und hatte seine Pistole ganz legal in einem Geschäft gekauft. Aus diesem Grund setzte der Staat die Altersgrenze für den Besitz solcher Sportwaffen auf 21 Jahre herauf. Allerdings nützt diese Regelung nach Meinung von Experten wenig, weil 90 Prozent der Täter-Waffen illegal erworben werden.
Auch die möglichen Motive des Täters wurden untersucht: Steinhäuser war im Jahr zuvor der Schule verwiesen worden und hatte keinen Schulabschluss. Deshalb wurde in Thüringen das Schulgesetz geändert. Wie in anderen Bundesländern auch werden Gymnasiasten nun nach der zehnten Klasse geprüft. Damit haben sie wenigstens einen Realschulabschluss, auch wenn sie später das Abitur nicht bestehen sollten.
Kritisiert wurde damals auch die schlechte psychologische Betreuung von Schülern. Doch das Ziel, in Zukunft an jeder Schule einen Psychologen zu haben, wurde nicht erreicht. Vergleicht man Deutschland mit anderen Ländern, dann gibt es immer noch sehr wenige Schulpsychologen: In Deutschland kommen auf einen Psychologen mehr als 10.000 Schüler; in Dänemark zum Beispiel sind es nur 800.
Als eine weitere Konsequenz aus der Tat wollte der Staat den Verkauf von gewaltverherrlichenden Computerspielen besser kontrollieren. Denn bei Steinhäuser wurden wie bei den meisten jugendlichen Amokläufern so genannte Killerspiele gefunden. Inzwischen werden diese Spiele in Deutschland genauer geprüft und für bestimmte Altersgruppen verboten. Die Wirkung solcher Verbote ist allerdings umstritten – und ändert nichts an einem anderen Problem: Es ist kaum möglich, die Verbreitung von Killerspielen im Internet zu kontrollieren.
Glossar
Amoklauf, der – das Herumlaufen und Schießen mit einer Waffe, um möglichst viele Menschen zu töten
ein Blutbad anrichten – sehr viele Menschen töten
etwas verschärfen – etwas (z. B. ein Gesetz) strenger machen
Schütze, der – jemand, der schießt
legal – gesetzlich; erlaubt ↔ illegal
Altersgrenze, die – ein bestimmtes Alter, das man erreichen muss, um etwas machen oder kaufen zu dürfen
etwas erwerben – hier: etwas kaufen
Motiv, das – hier: der Grund, die Ursache für ein Verbrechen
jemanden der Schule verweisen – jemandem verbieten, weiter eine Schule zu besuchen
Thüringen – ein Bundesland im Osten Deutschlands mit der Hauptstadt Erfurt
Gymnasiast/ -in, der/die – jemand, der ein Gymnasium besucht, um dort nach der 12. oder 13. Klasse das Abitur zu machen
Realschule, die – die mittlere Schule in Deutschland, die nach der zehnten Klasse mit dem Realschulabschluss endet
gewaltverherrlichend – so, dass Gewalt als sehr positiv dargestellt wird
umstritten – so, dass es verschiedene Meinungen zu etwas gibt
Verbreitung, die – hier: das Weitergeben