Fußballmanager Uli Hoeneß hat sich wegen Steuerhinterziehung selbst angezeigt, um einen Strafprozess zu vermeiden. So wie er handeln viele. Die Politik streitet über den richtigen Umgang mit Steuerbetrügern.
Der Präsident des deutschen Fußballclubs Bayern München, Uli Hoeneß, hat Geld auf einem Schweizer Bankkonto angelegt. Dass er dafür in Deutschland keine Steuern gezahlt hat, hat er freiwillig zugegeben. Durch diese Selbstanzeige hofft er, keine Strafe zu bekommen. Diese Möglichkeit gibt es im deutschen Rechtssystem nur für Steuerhinterzieher.
Allerdings kann eine Selbstanzeige nur dann helfen, wenn das Finanzamt dem Fall nicht schon auf der Spur ist. Seit Behörden vor einigen Jahren CDs mit geheimen Bankdaten aus Liechtenstein und der Schweiz gekauft haben, gibt es immer mehr solcher Selbstanzeigen. Die Betrüger fürchten, dass ihre Straftat entdeckt werden könnte. 29.000 Personen meldeten sich allein 2010 bei den Finanzämtern und zahlten ihre Steuern nach. Das brachte dem Staat Einnahmen von 1,5 Milliarden Euro.
Dennoch bleiben viele Steuersünder unentdeckt, so Reiner Holznagel vom Bund deutscher Steuerzahler. 2012 wollte die Regierung daher ein Steuerabkommen mit der Schweiz schließen. Für das Schwarzgeld sollte rückwirkend ein relativ geringer Pauschalbetrag bezahlt werden. Davon hat sich der Staat viel Geld erhofft. Die Straftäter hätten aber anonym bleiben können.
Obwohl Holznagel das Abkommen nicht gerecht findet, meint er: „Es ist wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, im Nachhinein die Steuerunehrlichen in ihrer Gesamtheit zur Kasse zu bitten.“ Weil sich Regierung und Opposition nicht einigen konnten, scheiterte das Vorhaben. Nun diskutiert man weiter über den richtigen Weg im Umgang mit Steuerbetrügern.
Glossar
Steuersünder, -/Steuersünderin, -nen – eine Person, die ihre Steuern nicht korrekt zahlt und Geld vor dem Finanzamt versteckt
Steuerhinterziehung (f., nur Singular) – die Straftat, bei der man Geld vor den Behörden versteckt und keine Steuern dafür zahlt
Fußballclub, -s (m.) – die Fußballmannschaft
etwas an|legen – hier: Geld auf ein Bankkonto einzahlen
freiwillig – weil man es selbst will; ohne Zwang
einem Fall auf der Spur sein – umgangssprachlich für: eine mögliche Straftat untersuchen
etwas bringen, etwas bringt jemandem etwas – umgangssprachlich für: jemand bekommt/erhält durch eine Sache etwas
unentdeckt – noch nicht erkannt
ein Abkommen schließen – einen wichtigen Vertrag machen (z. B. zwischen zwei Staaten
Schwarzgeld, -er (n.) – Geld, für das eigentlich Steuern gezahlt werden muss
rückwirkend – für eine Zeit, die bereits vorbei ist; die Vergangenheit betreffend
Pauschalbetrag, -beträge (m.) – eine festgelegte Geldsumme
sich etwas erhoffen – sich wünschen/glauben, dass etwas bestimmtes passiert
im Nachhinein – zu einem späteren Zeitpunkt
die Gesamtheit – alle
jemanden zur Kasse zu bitten – umgangssprachlich für: Geld von jemandem fordern
sich auf etwas einigen – hier: eine Lösung für ein Problem finden, die alle gut finden
scheitern – keinen Erfolg haben; nicht realisiert werden
anonym – so, dass keiner die Identität einer Person kennt; unerkann