Im Schnitt wird sie 25 Minuten verwendet, zum Verrotten braucht sie jedoch bis zu 500 Jahre – die Plastiktüte. Für die Umwelt ist das ein großes Problem. Naturschützer fordern deshalb eine Steuer auf die Tüten.
Vielen Urlaubern am Strand ist das schon mal passiert: Beim Planschen im Wasser kitzelt es plötzlich am Fuß – aber kein Fisch, sondern ein Plastikfetzen hat den Zeh gestreift. Kein Zufall, sagen Experten, denn in den Weltmeeren schwimmen rund 100 bis 150 Millionen Tonnen Plastikmüll. Etwa 6,5 Millionen Tonnen kommen jährlich hinzu und werden durch die Strömung weltweit verteilt.
Die Folgen für die Meeresbewohner sind dramatisch, erklärt Meeresschutz-Expertin Nadja Ziebarth: „Die Tiere sehen den Müll im Wasser nicht, verheddern sich und können sich schwer verletzen, bis sie daran sterben“, sagt sie. Kleinerer Müll wird gefressen. Die Tiere können ihn aber nicht verdauen und verhungern mit vollem Plastikmagen, so Ziebarth. Auch der Mensch könnte am Ende Schaden nehmen, denn giftige Stoffe aus dem Plastik landen mit dem Fisch auf unserem Teller.
Unter dem Titel „Meer ohne Plastik“ fordern mehrere Umweltschutzorganisationen, den Müll zu reduzieren. Sie wollen z. B. eine Gebühr für die Plastiktüte einführen. In Irland hatte das Erfolg. Seit die Kunden dort für Tüten zahlen müssen, ist der Verbrauch um 90 Prozent gesunken und liegt nur noch bei 18 Tüten pro Kopf und Jahr.
Der Handels-Verband Deutschland (HDE) findet die Forderung falsch. Die Gebühr belastet Verbraucher und Unternehmen finanziell, löst das Problem aber nicht, so der Geschäftsführer Kay Falk. Der HDE ist der Meinung, dass die Deutschen mit etwa 70 Tüten jährlich pro Person im europäischen Vergleich eher sparsam sind. Außerdem würden Tragetaschen hier meist aus Recyclingmaterial hergestellt und nach Gebrauch wieder über die gelbe Tonne entsorgt.
Glossar
Schnitt, -e (m.) – hier: der Durchschnitt
verrotten – sich zersetzen; sich in Erde verwandeln
planschen – im Meer baden
jemanden kitzeln – hier: jemanden sanft berühren, so dass er lachen muss
Fetzen, - (m.) – ein abgerissenes Stück von etwas
jemanden streifen – jemanden sehr leicht berühren
Strömung, -en (f.) – die Bewegung des Wassers
weltweit – überall auf der Welt
dramatisch – hier: sehr stark; sehr schwer; sehr schlimm
sich verheddern – an etwas hängen bleiben, so dass man nicht mehr loskommt
etwas verdauen – die Nahrung in Magen und Darm verarbeiten
Plastikmagen – hier: ein Magen, der mit Plastik gefüllt ist, weil es versehentlich gefressen wurde
etwas einführen – ein Gesetz
sinken – hier: kleiner werden
pro Kopf – pro Person
Abgabe, -n (f.) – die Gebühr für etwas
jemanden finanziell belasten – sehr teuer für jemanden sein
Verbraucher, -/Verbraucherin, -nen – der Kunde/die Kundin
Recyclingmaterial (n., nur Sgl.) – hier: das Material, dass schon aufgearbeitet und wieder verwendet wurde
gelbe Tonne, -n (f.) – die Mülltonne, in der man Verpackungsmüll aus Kunststoff wirft, der dann wiederverwertet werden soll
etwas entsorgen – etwas in den Müll werfen