Wilde Kinder werden ruhig gestellt, ruhige Kinder aufgeputscht. Schüler und Studenten nehmen Medikamente, um Prüfungen zu bestehen. Gezieltes Doping ist nicht nur ein Problem im Leistungssport.
Ephedrin, Ritalin, Amphetamin oder Modafinil: Medikamente, die die Leistungsfähigkeit erhöhen, Geist und Körper beruhigen oder anregen. Doping ist nicht nur ein Problem im Sport, sondern eines der ganzen Gesellschaft.
Immer häufiger geben Eltern ihren Kindern "Lern"-Pillen, damit sie in der Schule bessere Leistungen zeigen. Abends vor der Prüfung ein Schlafmittel, am Morgen dann ein Aufputschmittel – und schon klappt es mit der Klassenarbeit. Schüler lernen Medikamente als Doping kennen und schätzen.
Damit ein solches Denken nicht selbstverständlich wird, muss Doping in der Schule stärker zum Thema gemacht werden, fordert Manfred Palmen, parlamentarischer Staatssekretär für Sport in Nordrhein-Westfalen. Die Schüler sollen lernen, wo ihre Grenzen liegen und wie sie mit Erfolg und Misserfolg umgehen können. "Dazu gehört auch die Erkenntnis, dass eine manipulierte Leistung nicht die eigene ist. […] Kinder und Jugendliche müssen erkennen, dass sie nur auf das stolz sein dürfen, was sie selbst hervorgebracht haben", so Palmen.
Der Staatssekretär glaubt, dass diese Anti-Doping-Erziehung wirksamer ist als jede Strafe: "Die Verfügbarkeit von leistungssteigernden Substanzen und Drogen lässt sich nicht vermeiden. Kinder und Jugendliche müssen daher als Persönlichkeiten darauf vorbereitet werden."
Glossar
dopen – die Leistung durch Medikamente erhöhen, obwohl es verboten ist
jemanden ruhig stellen – jemandem Medikamente geben, damit er sich beruhigt
jemanden aufputschen – jemanden dazu bringen, dass er sehr aktiv wird
eine Prüfung bestehen – eine Prüfung schaffen
gezielt – mit einem bestimmten Ziel
Leistungsfähigkeit, die – die Leistung, die jemand zeigen kann
etwas anregen – etwas dazu bringen, dass es aktiv wird (weniger stark als "aufputschen")
Klassenarbeit, die – eine schriftliche Prüfung, die eine Schulklasse macht
etwas schätzen – hier: etwas mögen; etwas gern haben
Staatssekretär, der – hier: ein Politiker, der einen Minister in einem bestimmten Bereich unterstützt
mit etwas umgehen können – wissen, wie man sich verhalten muss
Erkenntnis, die – das Verstehen
etwas manipulieren – etwas so verändern, dass man selbst einen Vorteil davon hat
etwas hervorbringen – etwas entwickeln; etwas leisten
Anti- – gegen etwas/jemanden; das Gegenteil von etwas/jemandem
wirksam – wirkungsvoll; effektiv
Verfügbarkeit, die – die Tatsache, dass man etwas leicht bekommen kann
leistungssteigernd – so, dass die Leistung erhöht wird
Substanz, die – hier: ein chemischer Stoff
etwas vermeiden – dafür sorgen, dass etwas Schlechtes nicht passiert; etwas nicht tun