Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte ist 60 Jahre alt, und die meisten Staaten bekennen sich weiterhin zu ihr. Doch bis heute werden Menschenrechte weltweit missachtet – auch von den westlichen Staaten.
Sie war die Antwort auf den Zweiten Weltkrieg, die Herrschaft der Nationalsozialisten und den Völkermord an den europäischen Juden: Am 10. Dezember 1948 einigten sich die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen (UN) auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Damit wurde erstmals ein Wertesystem formuliert, das für alle Menschen und Staaten gelten sollte.
Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA sind jedoch viele menschenrechtliche Positionen in Frage gestellt worden. Der Irak-Krieg, der Einsatz von Folter bei der Terrorbekämpfung oder die Einschränkung der Bürgerrechte haben dazu geführt, dass das Vertrauen in die westlichen Staaten verloren gegangen ist. Gleichzeitig hat der moralische Druck auf die weniger demokratischen Staaten nachgelassen.
Die Arbeit des neu gegründeten Menschenrechtsrats der UN wird deshalb oft kritisiert. Doch die großen Probleme der Gegenwart und Zukunft können nur durch internationale Zusammenarbeit gelöst werden: Der Klimawandel, die Globalisierung, die Ernährungskrise und der Terrorismus betreffen alle Menschen und ihre universellen Rechte.
Für Heiner Bielefeldt, Leiter des Deutschen Instituts für Menschenrechte, bleibt die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte unverzichtbar. Er betont dabei besonders die Bedeutung des zivilgesellschaftlichen Engagements: Ohne Organisationen wie Amnesty International oder Human Rights Watch, so Bielefeldt, wären wir im Umgang mit den Ungerechtigkeiten in der Welt noch hilfloser.
Glossar
sich zu etwas bekennen – hier: öffentlich sagen, dass man von etwas überzeugt ist und danach handeln will
etwas missachten – etwas (z. B. bestimmte Regeln) nicht beachten
sich auf etwas einigen – durch Verhandlungen eine gemeinsame Position finden
Wertesystem, das – die Zusammenstellung von bestimmten Vorstellungen oder Ideen, die für viele besonders wichtig sind
etwas formulieren – etwas, das man ausdrücken will, in Worte fassen
Terroranschlag, der – ein Versuch, Menschen zu töten oder etwas zu zerstören, um Angst zu verbreiten und bestimmte Ziele zu erreichen
etwas in Frage stellen – Zweifel an etwas haben
Folter, die – hier: das Verursachen von starken Schmerzen bei Gefangenen
Einschränkung, die – hier: die Entscheidung, dass jemand von etwas weniger hat als bisher
Bürgerrechte, die (Pl.) – die gesetzlichen Rechte, welche die Bürger/-innen eines bestimmten Staates haben
moralischer Druck, der – hier: der starke Einfluss auf jemanden, sich "richtig" oder "gut" zu verhalten
etwas lässt nach – etwas wird weniger
etwas betrifft jemanden – etwas ist wichtig für jemanden; etwas geht jemanden an
universell – hier: allgemeingültig; sich auf alle Bereiche beziehend
unverzichtbar – so, dass etwas unbedingt da sein muss
zivilgesellschaftliches Engagement, das – der Einsatz für bestimmte Ziele, ohne dafür einen Auftrag zu bekommen oder (vom Staat) bezahlt zu werden
Umgang, der – hier: die Art, wie etwas behandelt wird