Weil Wasser früher als gesundheitsschädlich galt, wurden Parfüms zum Überdecken unangenehmer Körpergerüche genutzt. In Köln erfand ein Mann das Eau de Cologne. Ein Museum erzählt die Geschichte dieses Wässerchens.
Ein Mann mit genialem Geruchssinn und einer feinen Nase fürs Geschäft kreierte vor fast 300 Jahren in Köln ein besonders edles Wässerchen. Der Parfümeur Johann Maria Farina, der 1709 in die blühende Handelsstadt Köln kam, nannte seine Duft-Schöpfung zu Ehren seiner neuen Heimat "Eau de Cologne" (französisch für "Wasser von Köln"). Aus der ältesten Parfümfabrik der Welt ist das Duftmuseum "Farina Haus" geworden. Dennoch ist das kleine Museum gegenüber vom historischen Rathaus noch vielen unbekannt.
Im "Farina Haus" weht ein Hauch der Geschichte durch die Räume. Die Kellerräume sind fast originalgetreu erhalten und erzählen von der Farina-Produktion des Eau de Cologne. Da das Wasser vor 300 Jahren als dreckig und gesundheitsschädlich galt, wurden Parfüms zum Überdecken unangenehmer Körpergerüche genutzt: "Die Menschen haben sich nicht gewaschen. Manche haben sich mit Parfüm geradezu übergossen", erzählt der Museumsführer, der seine Besucher auf Wunsch auch in Rokoko-Tracht durch die Räume leitet.
Das Eau de Cologne war nur für die Reichsten erschwinglich. Die Farina-Fläschchen gingen auch an praktisch alle Höfe in Europa, an den Kaiser von Österreich, Königin Elisabeth von England oder auch an den Schah von Persien. Napoleon Bonaparte ließ sich der Legende zufolge seine Stiefel so anfertigen, dass stets noch Platz für ein Flakon blieb. Der Erfolg von Farina habe immer wieder Plagiatoren auf den Plan gerufen, betont der Museumsführer. Dazu zählt Farina auch ein 1792 aufgetauchtes Wässerchen von Kaufmann Wilhelm Mühlens: Die Marke "4711 Echt Kölnisch Wasser".
GLOSSAR
Duft, der – ein angenehmer Geruch
Dynastie, die – eine Familie, die über viele Generationen einflussreich ist und mit etwas sehr bekannt geworden ist
gesundheitsschädlich – schlecht für die Gesundheit
Wässerchen, das – Verkleinerungsform von Wasser; hier: das Parfüm
Geruchssinn, der – der Sinn des Menschen, mit dem er Gerüche wahrnimmt
eine Nase für etwas haben – ein Gespür für etwas haben; etwas sehr gut können
etwas kreieren – etwas erfinden; etwas erschaffen
blühend – gerade Blüten tragend
blühende Stadt – eine Stadt, die sich schnell und stark entwickelt
Handelsstadt, die – eine Stadt, in der viele Käufer ihr Waren anbieten
Duft-Schöpfung, die – die Entwicklung eines Duftes
Hauch, der – ein leichter, kaum spürbarer Wind
originalgetreu – der ursprünglichen Form entsprechend
Rokoko-Tracht, die – ein Kostüm, das dem Stil des Rokoko (eine Epoche des Barock) nachempfunden ist
leiten – führen
erschwinglich – bezahlbar
Stiefel, der – ein geschlossener Schuh, der auch das Unterbein bedeckt
etwas anfertigen – etwas herstellen
Flakon, das – aus dem Französischen: eine kleine Glasflasche mit Verzierung
Plagiator, der – jemand, der etwas kopiert, ohne dafür eine Erlaubnis zu haben