Am 10. September 1952 begannen die deutsch-israelischen Beziehungen mit einem Wiedergutmachungsvertrag zwischen den beiden Staaten. Allerdings gab es sowohl in Israel als auch in Deutschland Kritik.
Im März 1952 begannen Deutschland und Israel, sich politisch aneinander anzunähern. In Verhandlungen im niederländischen Wassenaar ging es um die Frage, wie Deutschland die Verbrechen während der Nazi-Zeit wiedergutmachen kann. Zur Debatte standen Warenlieferungen an den israelischen Staat und Reparationszahlungen an die überlebenden Opfer des Nationalsozialismus.
Aber wie viel muss man für den Tod eines Menschen zahlen? Darüber gab es während der kommenden sechs Monate heftige Diskussionen. Mit der Unterzeichnung des Abkommens am 10. September 1952 in Luxemburg wurde schließlich entschieden, dass Deutschland die Kosten für die Eingliederung überlebender Flüchtlinge in Israel übernimmt und Israel durch Warenlieferungen unterstützt.
Mit der Unterzeichnung des Vertrags verfolgten David Ben Gurion und Konrad Adenauer eigene politische Interessen: Der deutsche Kanzler wollte Deutschlands Westintegration vorantreiben, und eine Bedingung dafür war die Wiedergutmachung mit Israel. Der israelische Premierminister wollte den Aufbau des eigenen Staates beschleunigen.
Beide setzten sich schließlich gegen Kritiker in der eigenen Bevölkerung durch. Gegner des Abkommens gab es vor allem auf Seiten der überlebenden Opfer des Holocaust. Viele glaubten zum Beispiel nicht, dass Deutschland wirklich seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen würde. Widerstand gab es aber auch in Deutschland: Manche meinten dort, dass Israel gar kein Recht auf Reparationen hat, da der Staat erst nach dem Krieg gegründet worden war.
Glossar
Wiedergutmachung, die – die Tatsche, mit meist finanziellen Mitteln einen Schaden zu beheben
sich jemandem/etwas annähern – versuchen, mit jemandem in Kontakt zu treten
Nazi-Zeit, die – Abkürzung für: die Zeitdes Nationalsozialismusvon1933bis 1945, als Adolf Hitler die Macht in Deutschland hatte
etwas steht zur Debatte – etwas wird diskutiert; über etwas muss eine Entscheidung getroffen werden
Reparationszahlung, die – die finanzielle →Wiedergutmachung durch den besiegten Staat
etwas überleben – in einer schlimmen Situation (z. B. Krieg, Unfall, Krankheit) nicht sterben
heftig – sehr stark, sehr groß; hier auch: lange
Unterzeichnung, die – die Unterschrift auf einem Dokument, die ein Einverständnis deutlich macht
Abkommen, das – der Vertrag
die Kosten für etwas übernehmen – anstelle einer anderen Person die Kosten für etwas bezahlen
Eingliederung, die – hier: die Tatsache, dass jemand in einer fremden Kultur/einem fremden Land ein neues Zuhause findet und sich dort wohl fühlt
Flüchtling, der – jemand, der sein Land aus einem bestimmten Grund (z. B. Krieg) verlassen muss
seine Interessen verfolgen – so handeln, dass seine eigenen Wünsche und Vorstellungen erfüllt werden
Westintegration, die – hier: die →Annäherung an westliche Staaten
etwas vorantreiben – →etwas beschleunigen; etwas schneller erreichen
etwas beschleunigen – etwas schneller machen; hier auch: ein Ziel schneller erreichen
sich durchsetzen – seine Ziele erreichen, auch wenn andere dagegen sind
seinen Verpflichtungen nachkommen – die Tatsache, dass man etwas aus bestimmten Gründen tun muss