Regelmäßig untersuchen Forscher in Deutschland die Einstellung junger Menschen. Die Ergebnisse sind zum Teil überraschend: Statt zu rebellieren, legen Jugendliche Wert auf Sicherheit.
Jungen Menschen in Deutschland sind traditionelle Werte wie Treue und Pflichtbewusstsein wichtig. Sie treffen lieber Freunde oder machen Sport, als zu Hause am Computer zu spielen. Die 15-jährige Maike und der 16-jährige Jonas sagen dazu: „Freunde sind die Familie, die man sich aussuchen kann.“ Maike und Jonas sind zwei von vielen Jugendlichen, die Soziologen vom Sinus-Institut in Heidelberg befragt haben.
Marc Calmbach, einer der Heidelberger Forscher, berichtet: „Die Jugend richtet sich in unsicheren Zeiten nach klassischen Werten. Man will das Leben genießen, aber auch einen guten Job. Man will Freiheit, aber auch Sicherheit. Man ist angepasst, will sich aber auch selbst verwirklichen,“ so Calmbach. Gleichzeitig wächst der soziale Druck. Junge Menschen haben Ängste und Sorgen – vor allem beim Thema Arbeitsplatz.
Das hat Folgen für das Verhalten der Jugendlichen. Calmbach überrascht, dass viele sich schon wie kleine Erwachsene verhalten. Trotz der Wirtschaftskrise blicken etwa sechzig Prozent der jungen Menschen optimistisch in die Zukunft. Das bestätigt auch Mathias Albert, Leiter der „Shell-Jugendstudie“: „Was die Jugendlichen sich unbedingt wünschen, ist Berechenbarkeit.“ Albert weiß, dass ihnen deswegen gesellschaftliche Regeln wichtig sind. Sie wünschen sich zum Beispiel Lehrer, die auch persönliche Vorbilder sind.
Aber nicht alle sind optimistisch. Bei den sozial schwächeren Jugendlichen dominieren Hoffnungslosigkeit und Niedergeschlagenheit. Alle Forscher stellen außerdem eine starke Grenzezwischen ihnen und der Ober- und Mittelschicht fest. Sozialforscher Peter Martin Thomas vom Sinus-Institut empfiehlt mehr Toleranz und Verständnis. Ansonsten, so sagen die meisten Wissenschaftler, droht Gefahr für den sozialen Frieden und die Demokratie.
Glossar
Rebellion, die– die Auflehnung; der Protest (Verb: rebellieren)
Einstellung, die– hier: die Meinung; die Ansicht
auf etwas Wert legen– auf etwas besonders achten
Wert, der – hier: etwas Moralisches, das jemandem wichtig ist
Pflichtbewusstsein, das – die Tatsache, dass eine Person weiß, wie sie handeln muss
sich nach etwas richten – sich an etwas orientieren
etwas genießen – bei etwas Freude empfinden
etwas ist an etwas angepasst– etwas ist so verändert, dass es zu den Umständen passt
sich selbst verwirklichen – seinen Traum leben
sozialer Druck – der Druck, den die Erwartung der Gesellschaft auf jemanden ausübt
etwas hat Folgen für etwas – etwas hat eine Wirkung auf etwas
optimistisch– so, dass jemand nur das Gute sieht
Studie, die– die Untersuchung
Berechenbarkeit, die– die Tatsache, dass etwas genau geplant werden kann
Vorbild, das– eine Person, die anderen Menschen zeigt, wie man etwas richtig macht
sozial schwach– gemeint ist: aus armen Familien und mit wenigen Möglichkeiten in der Gesellschaft
dominieren– vorherrschen; in der Mehrheit sein
Niedergeschlagenheit, die – die Traurigkeit
Schicht, die – hier: eine soziale Gruppe in der Gesellschaft