Neben Luther, Goethe, Schiller, Kant und Bach gehört er zu den berühmtesten Deutschen überhaupt: Wilhelm Busch. Wahrscheinlich hätte er sich darüber köstlich amüsiert.
Wilhelm Busch gilt als der deutsche Vater des Comics und des schwarzen Humors. Geboren wurde er vor 175 Jahren am 15. April 1832 in der Nähe von Hannover. Er war das erste von sieben Kindern. Als sein Bruder Otto geboren wurde, musste Wilhelm das Haus verlassen, da war er neun Jahre alt. Er kam bei einem Onkel unter, dem Pastor Georg Kleine, der den Jungen auch unterrichtete. Seine Eltern sah Wilhelm jahrelang nicht.
Mit 33 Jahren brachte Wilhelm Busch "Max und Moritz" heraus, was ihn literarisch unsterblich machte. Die Rechte an seinem Werk verkaufte er für nur 1700 Goldmark an seinen Verleger, der damit ein Vermögen verdiente. Ein Vermögen allerdings, das wohl auf einem Irrtum beruht. Denn die Geschichte, die sich nach außen hin so schrecklich moralisch und wilhelminisch-pädagogisch gebärdet, ist tatsächlich eine verkappte Kritik am Kleinbürgertum der Erwachsenen. Man nehme nur die Witwe Bolte, deren ganzer Lebensinhalt Hühner sind. Als sie das von Max und Moritz gemeuchelte Federvieh fein säuberlich im Apfelbaum aufgehängt findet seufzt sie pathetisch:
Fließet aus dem Aug', ihr Tränen!
All mein Hoffen, all mein Sehnen,
Meines Lebens schönster Traum
Hängt an diesem Apfelbaum!
Mit Bildergeschichten wie "Max und Moritz" machte Busch sich rasch einen Namen. Mit seiner einzigartigen Kombination aus witzigen Zeichnungen und satirischen Versen, die sich bei aller Kunstfertigkeit kinderleicht einprägen, wird Busch zum Urvater des Comics. Der Erfolg der bösen Buben ist bis heute ungebrochen. 2005 gab es sogar den Film "Max und Moritz reloaded".
GLOSSAR
Comic, das – eine Geschichte aus einer Reihe gezeichneter Bilder mit kurzen Texten
schwarzer Humor, der – Witze und Späße, die ernste Themen in satirischer oder verharmlosender Weise behandeln
Pastor, der – der evangelischer Pfarrer
literarisch – die Literatur betreffend
Recht, das – der Besitzanspruch
Goldmark, die – Währung des Deutschen Kaiserreiches
Vermögen, das – der gesamte Besitz
Irrtum, der – ein Fehler, der dadurch entsteht, dass man sich nicht richtig konzentriert oder informiert
moralisch – sittlich; Verhalten, das sozialen Werten entspricht
wilhelminisch – strukturiert, an die Regierungsjahre Wilhelms II. gelehnt, die von einer militarisierten Gesellschaft geprägt waren
Pädagogik, die – Wissenschaft, die sich mit Erziehung und Unterrichten beschäftigt
gebärden – verhalten, benehmen
verkappt – nicht offensichtlich, aber doch zu erkennen
Kritik, die – die Beurteilung
Kleinbürgertum, das – eine beschränkte, nur auf die eigene kleine Welt bezogene Weltsicht
meucheln – morden, hinrichten
pathetisch – ausdrucksvoll, dramatisch
satirisch – bissig, ironisch
Vers, der – Zeile mit einem bestimmten Rhythmus, Reim in einem Gedicht
reloaded - Anglizismus: neu aufgelegt