Der islamische Fastenmonat Ramadan ist für Muslime in Deutschland eine besondere Herausforderung. Fastende dürfen den ganzen Tag weder essen noch trinken, müssen aber wie alle anderen arbeiten.
Der islamische Fastenmonat Ramadan gehört zu den fünf Säulen des Islam. In dieser Zeit dürfen gläubige Muslime von der Morgendämmerung bis zur Abenddämmerung nichts essen und trinken. Erst wenn es dunkel ist, dürfen sie das Fasten unterbrechen. Für viele Muslime ist es selbstverständlich, zu fasten.
Im Kampf gegen die überall lauernden Verführungen stoßen viele berufstätige Muslime an ihre Grenzen. Wenn es heiß ist, leiden sie unter Durst. Hinzu kommen Müdigkeit und Schwäche. Trotzdem stehen die täglichen Pflichten an: Fastende müssen zur Arbeit gehen und sich um Kinder und Haushalt kümmern.
Besonders in nicht muslimisch geprägten Ländern wie Deutschland ist das Fasten eine große Herausforderung, denn hier fehlt etwas ganz Wichtiges: die Gemeinschaft der Fastenden. Wenn die ganze Bevölkerung mitmacht, die Geschäfte bis abends geschlossen sind und weder Kebab noch Cola die Willenskraft brechen, fällt der Verzicht viel leichter.
Die Muslimin Umm Aziz lebt seit 15 Jahren in Deutschland und arbeitet in der Gastronomie. Sie erzählt: „Dieses Jahr wird es sehr schwer. Meistens komme ich gegen Nachmittag ins Restaurant. Dann muss ich die verschiedenen Gerichte für abends vorbereiten.“ Unter den Kunden sind viele Araber, die zum „Iftar“ kommen – dem abendlichen Fastenbrechen. Dann ist Hochsaison für das arabische Restaurant in Köln – und für Umm Aziz gibt es keine Zeit zum Ausruhen.
Je länger Umm Aziz in Deutschland lebt und die Lebensgewohnheiten des Landes annimmt, desto schwieriger ist die Fastenzeit für sie. Leider kann sie in der Zeit des Ramadan keinen Urlaub nehmen. Sonst würde sie, wie viele nach Deutschland eingewanderte Muslime, die Fastenwochen in ihrer Heimat verbringen.
Glossar
Fasten, das – der Verzicht auf Essen (und möglicherweise auch auf Trinken, Rauchen etc.) (Verb: fasten)
Herausforderung, die – die schwierige Aufgabe
die fünf Säulen des Islam – die fünf Grundpflichten, die jeder Muslim erfüllen muss
gläubig – einer Religion angehörend
Dämmerung, die – die Tageszeit, in der es hell oder dunkel wird
etwas lauert – etwas ist gefährlich nah
Verführung, die – hier: etwas Schönes, das aber nicht gut ist
jemand stößt an seine Grenzen – jemand schafft etwas nicht; jemand hat große Probleme mit etwas
Schwäche, die – der Zustand, bei dem man keine Kraft hat
etwas steht an – etwas muss erledigt werden
muslimisch geprägte Länder – Länder, in denen der Islam eine große Rolle spielt
Kebab, der – ein (auch in Deutschland) sehr bekanntes türkisches Fleischgericht
die Willenskraft brechen – jemanden dazu bringen, etwas zu tun, obwohl er es nicht will
etwas fällt schwer/leicht –etwas ist für jemanden schwierig/einfach
Verzicht, der – hier: das Fasten
Gastronomie, die – das Gewerbe, zu dem Restaurants und Lokale gehören
Fastenbrechen, das – die Tatsache, dass man eine Pause vom Fasten macht
Hochsaison, die – hier: die Zeit, in der es in einem Geschäft besonders viel zu tun gibt
eingewandert – so, dass man zum Leben an einen Ort gekommen ist