Ferne und Exotik locken Reisende mehr denn je. Doch das Geld, das sie im Urlaubsland lassen, kommt den Armen vor Ort nicht zugute. Initiativen fordern faire und sozialverträgliche Reiseangebote.
Große Arten- und Pflanzenvielfalt, preisgünstige Ferienangebote, freundliche Menschen und schönes Wetter sowieso: Kein Wunder, dass es immer mehr Menschen in den Urlaub in der Zweiten und Dritten Welt zieht. Weltweit machen die von der Welttourismusorganisation UNWTO registrierten Ankünfte in Entwicklungsländern heute 36 Prozent des Gesamturlaubsvolumens aus.
Davon profitieren natürlich vor allem die Entwicklungsländer selbst: Für etwa ein Drittel von ihnen stellt der Tourismus bereits eine der wichtigsten Devisenquellen dar. Außerdem schafft er Arbeitsplätze. Doch zur Armutsbekämpfung sei der Tourismus nur bedingt geeignet, findet Heinz Fuchs von der Bonner Initiative "eed TourismWatch" des Evangelischen Entwicklungsdienstes. Viele Reisen in Entwicklungsländer seien auch deshalb so attraktiv, weil sie sehr preisgünstig angeboten, manchmal gar verramscht würden.
Diese billigen Angebote sind oft nur möglich, weil in den scheinbar so paradiesischen Urlaubsgefilden in Wahrheit Bedienstete von Hotels und Restaurants zu miserablen Arbeitsbedingungen schuften. Die lokale Bevölkerung profitiert kaum oder gar nicht von dem Reiseboom; denn insbesondere bei all-inclusive-Konzepten bleibt das Urlaubergeld in den Taschen weniger Großkonzerne.
eed Tourism Watch und viele andere Initiativen weltweit fordern daher, die Prinzipien des so genannten Fairen Handels, wie es sie bereits für Lebensmittelprodukte gibt, auch auf die Reisebranche zu übertragen. Zu diesen Prinzipien zählen angemessene Bezahlung, soziale Mindeststandards, Gewerkschaftsfreiheit, menschenwürdige Arbeitsbedingungen oder auch der Ausschluss von Kinderarbeit. Bei fairen Reisen kommt noch der Kampf gegen sexuelle Ausbeutung von Kindern am Ferienort hinzu.
Ein international gültiges Siegel, das faire und sozialverträgliche Reisen kennzeichnen würde, gibt es bislang jedoch noch nicht. Lediglich in Südafrika existiert seit zwei Jahren das FTTSA-Siegel (Fair Trade Tourism in South Africa) für Hotels, Pensionen, Touren und Attraktionen.
GLOSSAR:
nachhaltig – mit starker und anhaltender Wirkung
etwas kommt jemandem zugute – etwas nützt jemandem
sozialverträglich – sozial gerecht
preisgünstig – nicht teuer
kein Wunder, dass – es ist nicht überraschend, dass
es zieht jemanden irgendwohin – jemand möchte gerne an einen bestimmten Ort
registrieren – zählen; erfassen
von etwas profitieren – von etwas einen Vorteil haben
darstellen – sein
Devisenquelle, die – eine Möglichkeit, ausländische Währungen einzunehmen
bedingt – nicht völlig; nur zum Teil
geeignet - passend
verramschen – sehr billig oder unter Preis verkaufen
paradiesisch – wie im Paradies; sehr schön und angenehm
Urlaubsgefilde, das (meist im Plural) – die Urlaubsgegend; die Urlaubsregion
Bedienstete, der – der Angestellte
miserabel – sehr schlecht
schuften – hart arbeiten
angemessen – passend; den Gegebenheiten entsprechend
Ausschluss, der – das Verhindern; das Verbieten
Ausbeutung, die – die Ausnutzung
Siegel, das – die Kennzeichnung
lediglich – nur