Der Kampf gegen die Biopiraterie
Auf der Weltgesundheitsversammlung der WHO in Genf war der Umgang mit traditionellen Heilmitteln Thema. Transnationale Konzerne melden zum Teil Patente auf Heilpflanzen an - zum Schaden der Entwicklungsländer.
In vielen Entwicklungsländern gehört die traditionelle Medizin zur gesundheitlichen Versorgung. Die Kenntnisse über diese Heilmittel und -methoden werden seit Jahrtausenden mündlich von Generation zu Generation übertragen. Während sich die Pharmaindustrie seit Jahren über fehlende gewinnträchtige Arzneimittel beklagt, vertrauen immer mehr Menschen auch aus Industriestaaten den traditionellen Heilmethoden.
Mittlerweile beschäftigen sich rund 400 Unternehmen und Institute in Europa und den USA mit der Wirkstoffsuche in Naturstoffen. Entdecken sie ein gewinnträchtiges Mittel, patentieren sie es. Diejenigen, aus deren Kultur das Wissen stammt, werden finanziell nicht beteiligt - und die patentierten Mittel werden für sie unerschwinglich.
So wurden auf den aus Indien stammenden Neem-Baum bis heute weit über 90 Patente angemeldet. Im Laufe der Verfahren um die Patente zur Neem-Pflanze konnten die Inder beweisen, dass die Wirkstoffe seit Jahrtausenden traditionell verwendet werden und die Patente nichts Neues enthielten. Der inzwischen größte Teil der Patente wurde wieder zurückgezogen - denn ein Patent muss Neuigkeitscharakter haben.
Kritiker dieser Gen-Patente sprechen daher auch von "Biopiraterie" und bezichtigen die westlichen Pharma- und Agrarkonzerne des Neokolonialismus. Die Biopiraterie wird heutzutage von internationalen Organisationen wie der Welthandelsorganisation (WTO) und dem TRIPS-Abkommen unterstützt. Das TRIPS-Abkommen erlaubt es, auf alles Erdenkliche ein Patent anzumelden.
Durch internationale Abkommen, wie das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity - CBD), versucht man Vereinbarungen zu schaffen, die die Biopiraterie erschweren. Durch sie wird anerkannt, dass lokale Gemeinschaften die Eigentümer dieser Ressourcen sind. Das Abkommen verlangt, dass biologische Ressourcen und Wissen nur im Einverständnis mit den Gemeinschaften genutzt werden dürfen - und die Betroffenen zudem am Gewinn beteiligt werden müssen. Den Ländern ist es freigestellt, ob sie dem Abkommen beitreten wollen oder nicht. Die USA als eines der Länder, in denen die Biopiraterie an der Tagesordnung ist, sind dem Abkommen bis heute nicht beigetreten.