Argentinischer Spielerexport: Warum Fußballclubs ihre Talente nach Europa verkaufen
Argentinische Fußballclubs verkaufen oft ihre größten Talente nach Europa - ein Millionengeschäft. Kein Wunder, dass sich immer mehr Talent-Scouts aus Europa an den Plätzen herumtreiben.
Der Export von Fußballspielern bringt Argentinien Millionen. Gerade war Bayern Münchens Manager Uli Hoeness auf der Suche nach Nachwuchs an den Rio de la Plata gereist. Er hat es auf den 17-jährigen Sergio Agüero von Independiente abgesehen. Ein konkreter Vorschlag soll noch nicht vorliegen. Zumindest keiner, der den Vereinschef überzeugt. Die Bayern werden tief in den Geldbeutel greifen müssen.
Eigentlich, so heißt es, wolle der Junge lieber nach Spanien als ins kalte Deutschland. Denn auf der iberischen Halbinsel kicken schon seine Freunde. Doch wenn Bayern München mit Independientehandelseinig wird, wird Agüero nicht Nein sagen können. Der Verein hat jahrelang in seine Ausbildung investiert - und tut der Junge nicht, was ihm gesagt wird, ist seine Karriere vorbei, bevor sie begonnen hat. Und er, beziehungsweise seine Eltern, bekommen ja auch etwas ab von der sicher sechs-, möglicherweise siebenstelligen Ablösesumme.
Der 19-jährige Santiago spielt seit vier Jahren in der Jugendmannschaft von River Plate. Für ihn ist es höchste Zeit. "Noch bis letztes Jahr habe ich in der Pension von River gelebt und die Vereins-Schule besucht, das vierte und fünfte Schuljahr", berichtet er. "Eigentlich habe ich die Schule beendet, aber einige Prüfungen muss ich nachholen, um den Abschluss zu bekommen." Wie alle anderen träume er davon, Profispieler zu werden. Und River biete als der größte argentinische Klub die besten Chancen. "Natürlich geht es uns um den Ruhm, aber es ist auch klar, dass du mit keinem anderen Beruf annähernd das Geld verdienst, das du im Fußball machen kannst. Deshalb reißen wir uns alle ein Bein aus", sagt Santiago.
Ein Profispieler hat eine wirtschaftlich nutzbare Zeit von maximal zwölf Jahren. Und es sind nur wenige, die in diesen zwölf Jahren so unvorstellbar reich werden, dass sie und ihre Sippe ausgesorgt haben. Die anderen müssen danach einen normalen Beruf ausüben.