Ein preisgekröntes Multimediaprojekt erzählt große Geschichte in kleinen Erlebnissen. Ein vielseitiger und sehr privater Rückblick auf das Leben in der DDR.
Der Titel "Damals in der DDR" lässt romantisierende Verklärung vermuten, doch reiht sich dieses Projekt nicht in die Ostalgiewelle der vergangenen Jahre ein. Es gibt vielmehr einen vielseitigen und sehr privaten Rückblick auf das Leben in der DDR.
Im Rückblick auf den Umgang mit der DDR seit 1989 könnten zwei Entwicklungen ausgemacht werden, meint der Historiker Stefan Wolle: In den ersten Jahren fand eine "ethisch-moralische Auseinandersetzung" mit den dunklen Seiten der DDR statt, die Machenschaften der Stasi wurden ebenso aufgerollt wie die Geschichte der Mauertoten und der unschuldig Inhaftierten. Doch dann setzte eine Gegenbewegung ein. Viele Menschen fühlten sich durch die negative Darstellung der DDR persönlich getroffen und wollten zeigen, dass auch ein glückliches und unbeschwertes Leben möglich sein konnte.
Die Dokumentation „Damals in der DDR“ soll sich von beiden Extremen absetzen und "die schwierige Synthese aus beiden Richtungen"bewältigen, wie Wolle betont. Dazu wurden insgesamt 78 Zeitzeugen befragt, die möglichst repräsentativ verschiedene Lebenswege in der DDR darstellen. So gibt es die Geschichte der Frau, die in den 1950er Jahren nicht das Abitur machen durfte, weil sie ihrem christlichen Glauben nicht abschwören wollte. Oder die des Offizierschülers, der kurz vor der Grenzöffnung gegen Demonstranten vorgehen muss, obwohl er selbst schon an seinen Überzeugungen zweifelt. Ebenso gibt es aber auch ein Interview mit einem ehemalige SED-Funktionär, der an den Wahlfälschungen im Mai 1989 beteiligt war. Alle Generationen kommen zu Wort, sowohl die, die zur Zeit des Mauerbaus Kinder waren, als auch die, die beim Mauerfall gerade in die Pubertät gekommen sind.
"Damals in der DDR" wurde von einer Gruppe junger Autoren, Regisseure und Wissenschaftler aus Ost und West konzipiert. Abseits altbekannter Bilder haben sie neue Quellen aufgetan: Amateurfilme, Fotos und Dokumente zeigen ein neues und sehr privates Bild der DDR neben dem historischen Weltgeschehen.