Er ist kaum erwachsen, schüchtern und wurde im Kloster erzogen. Ludwig VII. ist der französische Thronfolger, dem die Femme fatale Eleonore von Aquitanien am 25. Juli 1137 das Ja-Wort gibt. Kann das gut gehen?
Moderne Ehen entstehen auf modernen Wegen: über Partner-Börsen im Internet. Besonders Erfolg versprechend sind hier Agenturen, die wissenschaftlich fundierte Persönlichkeitstests anbieten, um so zwei zusammenzuführen, die auch zusammen passen. In einem komplexen computergesteuerten Verfahren werden die Charaktermerkmale der Suchenden miteinander verglichen. Dann erhält jeder Teilnehmer seine individuelle Ranking-Liste an potentiellen Partnern, die er dann von oben nach unten per Mausklick abarbeiten kann. So kann vermieden werden, dass ein muffig-phlegmatischer Langschläfer mit besonderem Interesse für Matchbox-Autos eine hyperaktive, kulturbesessene, frühmorgendliche Trampolin-Springerin kontaktiert.
Blasser schüchterner Teenager
Schon früher wurden Ehen über große Entfernungen hin vermittelt. Aber - so fragen wir uns heute - was wäre damals passiert, wäre diesen Eheschließungen ein wissenschaftlich fundierter Persönlichkeitstest mit Partnerabgleich vorausgegangen? Nehmen wir zum Beispiel Eleonore von Aquitanien, femme fatale des Mittelalters. Blond, wohlgeformt, lebenslustig und sehr gebildet empfängt sie 1137 in ihrem Palast in Bordeaux einen blassen, schüchternen Teenager, der von klein auf fernab der weltlichen Freuden in einem Kloster erzogen wurde und nun um ihre Hand anhält. Nun gut, es handelt sich hierbei um Ludwig VII., den französischen Thronfolger, und er kommt nicht mit leeren Händen, sondern mit 500 edlen Rittern samt Personal und Anhang sowie eigroßen Edelsteinen, Gewändern aus Samt und Brokat und goldenen Kerzenständern. Aber wäre dieser von Ludwigs Vater arrangierten Hochzeit ein wissenschaftlich fundierter Persönlichkeitsabgleich vorausgegangen, wie viel Unglück hätte vermieden werden können!
Stattdessen gibt Eleonore am 25. Juli 1137 das Ja-Wort, wird kurz darauf zur Königin von Frankreich gekrönt und zieht mit dem blassen Ludwig nach Paris. Spätestens hier muss ihr die enorme Differenz an Persönlichkeitsmerkmalen aufgefallen sein. Gewohnt in stilvoller Umgebung zu lustwandeln, betritt Eleonore in Paris, einen schmutzigen Häuserhaufen, einen düster-muffigen Schlossturm - ihr neues Zuhause.
Zwar bringt Eleonore in kurzer Zeit Stil und Glanz ihrer Heimat nach Paris - sie führt zum Beispiel duftende Öllampen statt rußiger Kerzen ein - doch die Ehe mit Ludwig bleibt langweilig, obwohl dieser über beide Ohren in seine Frau verliebt gewesen sein soll, ihr jeden Wunsch erfüllt und auf diese Weise sein Land an den Rand einer Katastrophe bringt. Lange bleibt die Ehe kinderlos, dann kommen zwei Mädchen - also keine Thronfolger.
Passte leider auch gut zu anderen Frauen
Spätestens auf ihrem gemeinsamen Kreuzzug ins Heilige Land hat Eleonore die Nase voll und meint: "Ich habe einen Mönch geheiratet, keinen Mann." 1152 wurden die beiden geschieden, wegen angeblich zu naher Blutsverwandtschaft.
P. S.: Eleonores zweiter Gemahl wäre bei einem Persönlichkeitstest sicher ein Volltreffer gewesen: Heinrich Plantagenet, Herzog der Normandie und zukünftiger König von England, ein Draufgänger und gewitzter Redner, charmant, groß, athletisch und nur elf Jahre jünger. Eleonore gebar ihm acht Kinder, darunter zwei Könige. Nur - er passte auch gut zu anderen Frauen. Nachdem Eleonore das satt hatte und mit ihren Söhnen einen Aufruhr gegen ihn anzettelte, ließ er sie gefangen nehmen und 14 Jahre lang bewachen. Alles in allem doch eine wesentlich aufregendere Ehe als die mit dem blassen Ludwig.