Bismarck hatte als Reichskanzler, preußischer Ministerpräsident und Außenminister in einer Person mehr Macht als irgendjemand sonst in Deutschland und Europa. In der Öffentlichkeit trat er, obwohl Zivilist, in Uniform auf, angetan mit der Pickelhaube der schweren Kavallerie und ledernen Schaftstiefeln hoch bis zur Hüfte: Teil einer Selbstinszenierung, die die weit verbreitete Sehnsucht nach dem starken Mann befriedigte. Doch als Wilhelms Enkel, der junge Kaiser Wilhelm II., an die Macht kam, wurde es schwierig, denn der wollte mitreden. Entnervt reichte Bismarck im März 1890 sein Rücktrittsgesuch ein und zog sich auf seine Güter zurück. Jetzt blieb ihm nur noch, mit Energie und Erfolg den Nimbus des Eisernen Kanzlers zu pflegen, der ihn schon zu Lebzeiten umgab. Und der immer noch wirkt, bis heute. Schließlich war er länger im Amt gewesen als jeder andere deutsche Kanzler nach ihm.
Otto von Bismarck hatte aus dem preußischen König Wilhelm I. den deutschen Kaiser Wilhelm I. gemacht. Dafür wurde er am 21. März 1871 zum Reichskanzler ernannt und in den Fürstenstand erhoben.
Blass sah er aus, der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck, blass und grimmig, als er im Januar 1871 im Spiegelsaal von Versailles die pompös inszenierte Kaiserproklamation verfolgte. Mitten in der guten Stube der soeben besiegten Franzosen wurde der deutsche Nationalstaat unter preußischer Führung aus der Taufe gehoben. Bismarck hätte eigentlich froh sein müssen, denn genau darauf hatte er jahrelang hingearbeitet. Im Moment aber freute ihn gar nichts mehr. Die Widrigkeiten der letzten Wochen waren wirklich nervenaufreibend gewesen. König Wilhelm hatte sich nur mühsam vom Wert der kaiserlichen Würde überzeugen lassen, die Bismarck ihm in Aussicht stellte. Er befürchtete nämlich, sie könne seine reale Macht als preußischer König abschwächen. Bis kurz vor Schluss hatte er mit Bismarck um die richtige Formulierung des Titels gerungen und war in Tränen ausgebrochen, weil Bismarck einfach nicht nachgab. Kurz nach der Proklamation ging er an Bismarck vorbei und gab ihm nicht einmal die Hand.
Einer der größten Grundbesitzer Deutschlands
Zwei Monate später war jeder Zwist im allgemeinen Hurra-Patriotismus untergegangen. Am 21. März 1871 ernannte der Kaiser Bismarck zum Reichskanzler und erhob ihn in den Fürstenstand. Und er schenkte ihm die staatliche Domäne Friedrichsruh, den Sachsenwald östlich von Hamburg, der Bismarck zu einem der größten Grundbesitzer Deutschlands machte. Der Kaiser brauchte Bismarck. Denn nur dieser Meister des diplomatischen Spiels konnte die europäischen Großmächte unter Kontrolle bekommen, die mit Sorge auf das neue Machtzentrum in der Mitte Europas blickten. Und nur ihm konnte es gelingen, innenpolitisch die Macht des monarchischen Prinzips und der militärisch geprägten Eliten Preußens gegen andere politische und kulturelle Traditionen im Deutschen Reich durchzusetzen. Wilhelm I. nahm es in Kauf, in hohem Maße von seinem Kanzler abhängig zu werden. "Mein größtes Glück ist es ja, mit Ihnen zu leben und immer fest einverstanden zu sein", schrieb er ihm einmal. Und darauf war Bismarck nicht wenig stolz.
Zivilist mit Pickelhaube
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