Erzherzog Ernst, genannt der ʺEiserneʺ, gilt als einer der Stammväter der Habsburger Dynastie. Doch worauf spielt sein Beiname an? Auf seine robuste Statur oder seinen Willen zur Macht? Autorin: Birgit Magiera
Sobald der Name Habsburg fällt, geht’s um europäische Geschichte und vor allem um Macht: als einer der Stammväter der Habsburger Dynastie gilt Ernst I. Und mit der Macht nahm er es sehr ernst: am 18. März 1414 lässt er sich als Herzog von Kärnten huldigen, - ein uraltes Ritual zur Herrschaftseinsetzung. Ab sofort fühlt sich Ernst der Erste von Amts wegen berechtigt, den Titel Erzherzog zu führen, was ihm wiederum unter den Kollegen Kurfürsten ein anerkennendes Nicken und Status einbringt.
Heutzutage wäre es womöglich das dicke Auto oder der maßgeschneiderte Anzug. Damals eben das ʺErzʺ vor dem Herzog.
Dick, Kahl - Eisern
Neben dem unbedingten Willen zur Macht ist an dem Habsburger Ernst dem Ersten auch sein Beiname bemerkenswert: Ernst der Eiserne. Kam ja öfter vor, dass Herrscher in der Vergangenheit mit solchen Zusätzen bedacht wurden, oft einfach nur, um die vielen Menschen gleichen Namens besser unterscheiden zu können, - anhand von körperlichen Merkmalen: da gab es Karl den Dicken und Gottfried den Höckrigen, auch Friedrich den Fetten, Karl den Kahlen und die berühmte Tiroler Herzogin mit dem offenbar nicht so wohlgestalteten Mund, Margarete Maultasch. Alliterationen sind natürlich besonders schön.
Daneben die neutralen bis netten Beinamen, wie für Friedrich Barbarossa, den mit dem roten Bart. Oder der Wikinger Harald Schönhaar.
Während Körperliches im Titel noch glaubwürdig daherkommt, darf man bei Charakter-Kurzbeschreibungen misstrauisch sein. Zu oft dienen sie mehr der Legendenbildung als der Wahrheit: Philipp der Gute, Karl der Kühne, aber auch Heinrich der Zänker oder Otto der Faule – wer will sich da ein abschließendes Urteil anmaßen.
Interessant wird es, wenn Spitznamen auf ein Ereignis anspielen. Wilhelm der Eroberer hat ja wirklich England erobert. Ludwig der Springer dagegen ist wohl nie – wie es die Legende erzählt – mit einem Satz über eine hohe Burgmauer gesprungen. Diese sportliche Meisterleistung wurde ihm erst später angedichtet. Wahrscheinlich war‘s schlicht Schlamperei beim Übersetzen.
Denn Graf Ludwig von Thüringen stammte aus dem Geschlecht der Salier. Und ʺsalireʺ ist das lateinische Wort für springen. Da wird aus dem Salier mal schnell der Springer.
Bloody Ernst
Ein alkoholisches Kaltgetränk hat man dem springenden Ludwig bisher nicht gewidmet. Das hat ihm die blutige Maria voraus, die Bloody Mary. Wer erst mal als beliebter Drink auf dem Bartresen landet, muss es zu Lebzeiten weit gebracht haben: Bloody Mary hat als englische Königin Maria I. Tudor und als fanatische Katholikin eine gnadenlose Protestanten-Verfolgung angezettelt. Überall im Land brannten die Scheiterhaufen. Den Titel ʺblutige Mariaʺ, posthum verliehen von ihrer anglikanischen Nachfolgerin Elisabeth I. hatte sie sich redlich verdient. Aber wer weiß, welchen Ehrentitel Maria Tudor heute tragen würde, wäre England dauerhaft katholisch geblieben. Darauf eine Bloody Mary.