Am Sonntag ist Ruhetag! Konstantin dem Großen sei Dank. Er erklärte den Sonntag im Jahr 321 per Gesetz zum Feiertag. Autor: Thomas Grasberger
Langeweile ist eine wunderbare Sache. Vor allem sonntags. Zunächst denkt man ja noch: Bo äih, ist das heute wieder fad. Diese Stille! Unerträglich! Tut fast schon weh. Aber bald gewöhnt man sich dran, und dann geht’s einem wie der britischen Rockband "Small Faces" 1968 in ihrem größten Hit "Lazy Sunday": "I've got no mind to worry. I close my eyes and drift away!" Kein Bock auf Sorgen, keine überflüssigen Gedanken! Einfach nur Augen zu und treiben lassen! Tja, was gibt´s Schöneres als so einen faulen Sonntagnachmittag; ohne Arbeit, ohne Shopping, ohne Stress – ein wahrhaft göttliches Kulturgut!
Die endlose Predigt
Okay, das mit dem Augenschließen und Wegtreibenlassen darf man natürlich nicht übertreiben. So was kann böse enden; steht schon in der Bibel – Apostelgeschichte 20,9. Ein junger Mann namens Eutychus hatte sich während einer Predigt des Paulus aufs Fensterbrett gesetzt – Augen zu und treiben lassen! – tja, und prompt war er eingeduckelt. Was ja an sich schon der Hammer ist, schließlich war der Apostel Paulus einer der erfolgreichsten Missionare des Urchristentums – okay, kein mitreißender Redner zwar, aber argumentativ und rhetorisch überzeugend. Warum also war unser Eutychus weggepennt? Zu lange unterwegs gewesen am Vorabend? Schlechte Luft im Saal? Oder lag´s doch auch ein wenig an Paulus? Der soll ja laut Bibel gelegentlich zu Weitschweifigkeit geneigt haben. Auch an besagtem Sonntag in der kleinasiatischen Stadt Alexandria Troas. Obwohl die Apostelgeschichte an dieser Stelle durchaus höflich bleibt, verschweigt sie keine Details: Paulus redete und redete, bis Mitternacht, und fand kein Ende. Die Predigt zog sich immer länger hin, weshalb "Eutychus auf dem Fensterbrett sitzend in tiefen Schlaf sank und prompt aus dem dritten Stock stürzte.“
Der Bursche hatte ein Mords-Glück, er war nur bewusstlos. Paulus lief hinunter, hob ihn auf und beruhigte die Umstehenden mit den Worten: "Er lebt!" Danach stieg der Apostel übrigens gleich wieder hinauf, brach das Brot und aß und redete weiter – bis zum Morgengrauen.
Konstantin sei Dank!
Tja, und was lernen wir daraus? Erstens: Predigten sollten vielleicht doch nicht allzu lang dauern. Damit zweitens: Der geneigte Gottesdienstbesucher nicht in Tiefschlaf verfällt. Und er drittens: Den Rest des Sonntags unversehrt daheim zum Chillen nutzen kann.
Übrigens, dass die Geschichte an einem Sonntag spielt, ist eine Erklärung wert. Denn die ersten Christen trafen sich ja in der Regel am Sabbat, am jüdischen Ruhetag. Um sich aber von den Juden zu unterscheiden, verlegten sie ihren Feiertag bald schon auf Sonntag. An dem soll ja schließlich auch die Auferstehung Christi erfolgt sein. Der Tag des Herrn also, ein Sonnentag, wie er nach der antiken Planetenwoche genannt wurde.