Laienbühnen sind ja schön und gut, aber ein bisserl fad vielleicht dann doch. Dachte sich zumindest Herzog Carl Albrecht und engagierte sich den jungen Goethe, um Weimars Bühnenbretter aufzupolieren. Autorin: Brigitte Kohn
Weimar um 1775, das war zwar eine Residenzstadt, aber gleichzeitig ein ländlich-rustikales Kaff. Zwischen den Misthaufen liefen die Schweine frei herum, und Reisende trauten sich nicht vom Pferd zu steigen, so schmutzig waren die Straßen. Die Laternen, die man wegen der nächtlichen Kriminalität überall aufgestellt hatte, blieben oft dunkel. Denn für den Fischtran, den man brauchte, um sie zu illuminieren, fehlte das Geld.
Doch Herzoginmutter Anna Amalia hielt unerschütterlich an dem Vorhaben fest, ihren Hof zum Musentempel auszubauen. Auch, als 1774 das Stadtschloss abbrannte und mit ihm der Theatersaal. Das fest angestellte Schauspielerensemble suchte anderswo sein Auskommen, und die adelige Weimarer Gesellschaft musste sich etwas einfallen lassen, um sich nicht allzu sehr zu langweilen. Sie kam auf die Idee, ein Liebhabertheater zu gründen. Bürgerliche Laien durften auch mitmachen, und die kunstsinnige Anna Amalia steuerte eigene Kompositionen bei. Und so konnte man an wechselnden Aufführungsorten altgediente, würdevolle Hofbeamte dabei beobachten, wie sie gewagte Ballettsprünge vollführten. Man setzte auf gehobene Unterhaltung, kam aber übers Dillettieren nicht hinaus.
Was für jedermann…
Und dann erschien Goethe auf der Bildfläche, 25 Jahre jung, berühmt geworden durch seinen Skandalroman "Die Leiden des jungen Werther". Der 18-jährige Herzog Carl August hatte die Regentschaft übernommen und wollte Leute um sich haben, die größeres Renommee und Amüsement versprachen als die oft recht provinziellen Hofbeamten. Goethe gab sein Bestes und sorgte für gewaltigen Wirbel. In dem jungen Herzog weckte er die Lust an Ausschweifungen aller Art, und die Hofgesellschaft verfolgte das genialische Treiben der beiden mit schreckgeweiteten Augen. Dem Herzog aber gefiel es, und er machte Goethe zum Minister.
Greift nun hinein ins volle Menschenleben
Und das Liebhabertheater profitierte natürlich auch von dem großen Dichter. Goethe schrieb Stücke, schauspielerte und holte die gefeierte Bühnenkünstlerin Corona Schröter nach Weimar. Für sie schrieb er das Drama "Iphigenie auf Tauris", und ihr professionelles Können und ihre strahlende Schönheit rissen auch jene zu Begeisterungsstürmen hin, die das Stück nicht recht verstanden.