Aufwendige Bauten, ein brennendes Rom, blutige Zirkuskämpfe – der Monumentalfilm "Quo vadis?“ ist trotz aller Schauwerte vor allem durch die darstellerische Leistung von Peter Ustinov als Nero in Erinnerung geblieben. Autor: Frank Halbach
"Domine, quo vadis?" – "Herr, wohin gehst du", fragt der Apostel Petrus im Johannesevangelium. Drum herum dichtete der Pole Henryk Sienkiewicz einen Roman, den er "Quo vadis?" nannte – ein Bestseller, den Hollywood entdeckte, als es sich gerade fragte: Quo vadis, Cinema? Nun gut, wahrscheinlich fragten die Filmproduzenten eher den Zuschauer "Quo vadis?" Wohin gehst du, lieber Kinobesucher, beziehungsweise für welchen Film würdest du das Lichtspielhaus besuchen? Und da erschien Sienkiewiczs Stoff, der eine Liebesgeschichte zur Zeit des frühen Christentums im alten Rom unter Kaiser Neros erzählte, sehr erfolgsversprechend. Sandalenfilme waren en vogue. Und dieser irre Nero, der Rom anzündet… (singt) "Oooh lodern Feuer, oooh göttliche Macht…" Dazu verfolgte Christen, die auch angezündet oder alternativ im Zirkus von den Löwen zerrissen werden, das kommt bestimmt gut an. "Quo vadis?" – der Film: Phänomenal, maximal, monumental, genial…
Egal und doch genial
Genial? – Nun ja… "Aus dem Drama der Christenverfolgung wurde eine Kolossal-Show. Die darstellerischen Leistungen gehen im Löwengebrüll und Fanfarengeschmetter unter", urteilt die Filmkritik nach der Uraufführung am 23. Februar 1951 und fragt sich: "Quo vadis, Hollywood?“ Schauspieler wie Robert Taylor oder Deborah Kerr würden entweder der Primitivität des Films entsprechen, seien völlig falsch eingesetzt, oder würden sinnlos verschlissen . Also eher banal, brutal, katastrophal, egal…
Und doch genial. Denn "Quo vadis?" bedeutet allemal den Beginn einer Karriere, und zwar international: Peter Ustinov spielt Nero radikal, total optimal…(singt) "Oooh lodern Feuer, oooh göttliche Macht…"
Zu jung oder zu alt?
Wer "Quo vadis?" gesehen und dann wieder vergessen hat, an Peter Ustinovs Nero kann sich jeder erinnern. Sein schauspielerisches Arsenal ist für den Film zentral, womöglich zugleich fatal für die Wahrnehmung der anderen Darsteller - zumal einige Rollen später bekannter Größen minimal sind: Sophia Loren als Statistin, sie verkörpert eine jubelnde Römerin beim Triumphzug, Elisabeth Taylor ohne Text als Christin in der Arena, und Bud Spencer schweigt stramm als Mitglied der Prätorianergarde von Kaiser Nero. Sie bleiben so wenig in Erinnerung wie die anderen 35.000 Statisten, 250 Pferde, 85 Tauben, 63 Löwen, sieben Stiere und zwei Geparden. Statt genial, brachial viel Material, das dem in den 1950er Jahren in die US-Haushalte einfallenden barbarischen Fernsehen die Macht des Hollywoodschen Imperiums vor Augen führen soll.
Dabei lief die Besetzung der Rolle des Nero durch das Studio keineswegs ideal. Peter Ustinov beeindruckte die Filmbosse zwar mit ersten Probeaufnahmen, aber dann wurden sie unsicher. War Peter nicht ein zu jung für die Rolle des zündelnden, mordenden und singenden Tyrannen? Und Peter Ustinov wartete, fragte sich "Quo vadis, Karriere?", verlor schließlich die Geduld und telegrafierte dem Produzenten: