Zu seinem 48. Geburtstag, am 26. Oktober 1967, macht sich der Schah von Persien selbst das schönste Geschenk - die Kaiserkrone. Autorin: Prisca Straub
Zu den allgemein üblichen Requisiten gehören: Zepter, Hermelin und Lorbeerkranz. Außerdem: Unerschrockenheit, Sendungsbewusstsein und vor allem ein unbändiger Machthunger. Auf dem Haupt gewisser Männer ist tatsächlich alles Gold, was glänzt - egal ob echter Souverän oder unverbesserlicher Kindskopf.
Ein Königreich für eine Krone
Als sich Friedrich I. im Jahre 1701 Preußens funkelnde Königskrone aufs Haupt drückt, ist er 43 Jahre alt. Alt genug, um seine Unabhängigkeit glaubhaft zu inszenieren. Aber offenbar doch noch zu jung, um gegen die glitzernden Verlockungen einer pompösen Selbstermächtigungs-Party gewappnet zu sein: Die Krönungsfeierlichkeiten und Festbankette in Königsberg und Berlin ziehen sich wochenlang hin und verschlingen ein Vielfaches des königlichen Jahreseinkommens. Und natürlich kommt es, wie es kommen muss: Mit seiner exzessiven Prachtentfaltung führt Friedrich I. das Land schon bald in eine tiefe Krise.
Die nächste Selbstkrönung ist die Napoleons zum Kaiser der Franzosen. Dem selbstgefälligen Potentaten gelingt sogar ein an Geschmacklosigkeit kaum zu überbietendes Spektakel: Der Revolutionsgeneral nimmt aus den heiligen Händen des Pontifex die Kaiserkrone entgegen. Und nicht nur der französische Schriftsteller Stendhal findet das Ganze ausgesprochen "degoutant": "Ich dachte den ganzen Tag viel nach über diese so offenkundige Allianz der Scharlatane!" Napoleon war zum Zeitpunkt seiner Selbstermächtigung erst 35 Jahre alt. Genutzt hat es ihm am Ende nichts: Der selbstverliebte Potentat starb verbannt und einsam auf St. Helena.
Der persische Kaiser
Machen wir einen Zeitsprung ins Jahr 1967: Der Schah von Persien, Mohammad Reza Pahlavi, hat die unglückselige Scheidung von seiner offenbar unfruchtbaren Ehefrau Soraya bereits hinter sich.
Die europäische Boulevardpresse wird ihm diesen Schritt ein Leben lang übel nehmen. Wenige Monate zuvor war er zu einer missglückten Visite nach West-Berlin aufgebrochen. Der dortige Opernbesuch hat ihm zwar gut gefallen, doch während der Vorführung wird der Anti-Schah-Demonstrant Benno Ohnesorg von einem Polizisten in einem Hinterhof erschossen. Auch das sorgt für negative Schlagzeilen.
In diesem heißen Herbst braucht Reza Pahlavi also dringend Aufmunterung. Zwar hat ihm seine dritte Frau, die schöne Farah Diba, bereits zwei männliche Erben geschenkt, doch jetzt naht des Schahs Geburtstag - sein 48.! Soll das jetzt schon alles gewesen sein, mag Reza Pahlavi sich missmutig gefragt haben. Und wenn potente Männer sich solche Fragen stellen, dann heißt es meist: in Deckung gehen: Zu seinem Geburtstag, am 26. Oktober 1967, offeriert sich der Schah von Persien dann auch ein ganz besonderes Präsent: die Kaiserkrone! Für sich und für seine gebärfreudige Gattin.