Manch Dichter und Denker sinnt lange in der Hoffnung auf Eingang in den deutschen Zitatenschatz. Bayern Trainer Trapattoni poltert einfach drauflos und prägt ein geflügeltes Wort ums andere. Autorin: Brigitte Kohn
Goethe hat mal gesagt, der Name eines Menschen sei wie eine Haut, "an der man nicht schaben und schinden darf, ohne ihn selbst zu verletzen". Wie wahr das ist, musste der Fußballspieler Thomas Strunz am 10. März 1998 bitter erfahren. Das war der Tag, an dem Bayerntrainer Giovanni Trapattoni seinen Namen und damit auch ihn selbst öffentlich an die Wand nagelte. "Was erlauben Strunz? ", schrie Trapattoni den Journalisten auf einer Pressekonferenz entgegen, die bis heute unvergessen ist.
Struuuunz!!!
Kaum jemals wurde die deutsche Sprache ähnlich überzeugend aus den Fesseln ihrer unnötig komplexen Grammatik befreit und in südländischem Feuer gebadet. Nur dreieinhalb Minuten brauchte ein wutentbrannter Italiener mit mangelhaften Deutschkenntnissen, um die Sprache seines Gastlandes um geflügelte Worte wie diese zu bereichern: "schwach wie eine Flasche leer", "Ich habe fertig", "Was erlauben Struuuunz! " Vier U mindestens!
Ja, was hatte sich Strunz erlaubt? Nichts Dramatisches eigentlich. Ein Journalist hatte ihn gefragt, was er von Trapattonis Aufstellungen halte, und er hatte sinngemäß geantwortet: Finde nicht immer alles gut, was er macht, aber was der Trainer sagt, gilt. Trapattoni hatte von diesem Statement in verzerrter Form und mit Fokus auf den ersten Teil des Satzes Wind bekommen und erboste sich deshalb so gewaltig, weil seine Nerven sowieso schon völlig zerrüttet waren. Erstens lieferte der 1. FC Bayern München gerade eine Niederlage nach der anderen. Und zweitens hatten sich Mehmet Scholl und Mario Basler bei Journalisten sehr heftig darüber beschwert, dass sie beim Spiel gegen Schalke zwei Tage vorher auf der Bank sitzen mussten.
Flasche leer
Diese beiden waren also die eigentlich bösen Buben und bekamen bei Trapattonis Wutausbruch auch ihr Fett weg, aber etwas früher und nicht ganz so laut.
Außerdem gaben ihre Namen rein klanglich nicht so viel her wie der Name Strunz, dem Trapattoni noch dazu die Bemerkung beifügte: "Ist immer verletzt. "Damit hatte der arme Strunz nun auch noch den Stempel "reicher, aber fauler und nichtsnutziger Profifußballer" weg.
Die nächsten Monate, so sagte er in einem Interview, seien die Hölle gewesen. "Struuunz" feixten die Leute, wo immer er auftauchte. Es dauerte seine Zeit, bis der unschuldig Gebranntmarkte merkte, dass der Popularitätszuwachs seines Namens Vorteile hatte und sich beruflich ganz gut nutzen ließ. Heute zeigt er sich mit dieser Sache versöhnt.