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Folge 53: Frauen im Sportjournalismus

时间:2019-09-10来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Frauen
Für die Reihe „Frauen und Sport“ treffen sich Studentinnen aus der Ukraine, Kirgistan und Slowenien in der Redaktion der Augsburger Allgemeinen Zeitung mit Andrea Bogenreuther, einer ehemaligen Studentin der Universität Augsburg, die heute als Sportredakteurin für die Zeitung arbeitet. Im Gespräch spricht Frau Bogenreuther über ihren Weg in den Journalismus und die Öffnung der Sportberichterstattung hin zu weiblichen Redakteurinnen. Außerdem verrät sie, was guten Sportjournalismus eigentlich ausmacht.
 
Interviewerin: Im Internationalen Sommerkurs 2011 beschäftigen wir uns mit dem Thema 
"Frauen und Sport", und auf der neugierigen Seite haben wir heute: Olga aus 
der Ukraine – Zhyldyz aus Kirgistan – Sasa aus Slowenien – und Andreja aus 
Slowenien, und unsere Gesprächspartnerin ist Andrea Bogenreuther, 
Sportredakteurin der Augsburger Allgemeinen Zeitung. Guten Tag! 
A. Bogenreuther: Hallo, Grüß Gott. 
Interviewerin: Sie haben erwähnt, dass sie gerade hier angekommen sind, was erwartet sie 
heute? 
A. Bogenreuther: Jetzt ist es 14 Uhr, da beginnt traditionell der Spätdienst in unserer 
Sportredaktion. Normalerweise arbeiten wir täglich von 11 bis 19, 19:30 Uhr, 
weil die Zeitung eben abends produziert wird. Wir haben aber auch in der 
Sportredaktion jeden Tag einen Kollegen, der den Spätdienst machen muss. 
Wenn abends noch Sportereignisse sind haben wir so die Möglichkeit, die 
Zeitung bis 23 Uhr zu aktualisieren, und das macht dann jeweils der Spätdienst. 
Interviewerin: Sie haben gesagt, sie arbeiten schon 15 Jahre als Sportjournalistin. Wie sind sie 
eigentlich dazu gekommen? 
A. Bogenreuther: Also ich habe in Augsburg Germanistik, Politik und Kommunikationswissenschaft auf Magister studiert und habe aber währenddessen schon immer 
für die Zeitung gearbeitet als freie Mitarbeiterin und bei Radio rt.1. Mir war 
eigentlich während des Studiums schon klar, dass ich in den Bereich des 
Journalismus gehen möchte. Ich habe mich dann hier bei der Augsburger 
Allgemeinen um ein Volontariat beworben. Volontariat nennt man die 
zweijährige Ausbildung zum Redakteur. Die hab ich dann durchlaufen und mir 
hat der Sport immer wahnsinnig gut gefallen. Danach ist die Stelle hier 
freigeworden. Mein Chef wollte mich als Frau in der Sportredaktion, weil bis 
dahin fast ausschließlich Männer waren und bin ihm bis jetzt geblieben, 15 
Jahre lang. 
Interviewerin: Sie sind jetzt Sportredakteurin, und in der Sportredaktion arbeiten vor allem 
üblicherweise Männer. Wie sieht heutzutage eigentlich die Sportredaktion der 
Augsburger Allgemeinen aus?
A. Bogenreuther: Wir haben zwei Sekretärinnen, zehn männliche Kollegen und mich. Und es hat 
sich aber schon sehr verändert, mittlerweile ist es normal – es haben sich alle 
dran gewöhnt, dass auch mal eine Frau ans Telefon geht. Im ersten Jahr in der 
Sportredaktion kam ein Anruf vom Fußball-Verband und ich hatte ihn in der 
Leitung. Der Mann hat dann gefragt: "Ist der Herr Schwankert da?" - "Nein, der 
hat frei." - "Ja, ist niemand da?" Und da hab ich gesagt: "Doch. Ich!" Ja, aber das 
war so. Also einer Frau konnte man damals nicht sagen, worum es geht. Jetzt 
muss man sagen, ist es viel breiter akzeptiert. Die rufen an und viele wollen 
mittlerweile mit mir sprechen, da hat sich viel geändert. Ich hab’s jetzt eben 
auch bei verschiedenen Terminen gesehen, es sind immer Frauen, es wird 
normaler. Wobei - wir haben das Verhältnis 10:1 (lacht). 
Interviewerin: War es schwer, Autorität unter ihren Männerkollegen zu gewinnen? 
A. Bogenreuther: Gar nicht. Ich habe da nie ein Problem, im Gegenteil. Ich war in einer 
Mädchenschule, ich kenne das andere Extrem. Man muss lernen, dass Kritik 
ganz deutlich und klar einem entgegengedonnert wird, und dann ist es bei den 
Männern auch ausgesprochen und erledigt. Bei den Frauen kommt's nach zehn 
Jahren nochmal aufs Tablett. Das sind die Jungs nicht. Das funktioniert super 
und ich mag meine Kollegen wirklich alle sehr, sehr gern und komme gut mit 
ihnen aus. 
Interviewerin: In vielen Bereichen haben die Frauen und die Männer verschiedene Ansichten 
zur Arbeit. Schreiben sie vielleicht anders über Sport, als ihre Männerkollegen? 
A. Bogenreuther: Darüber hab ich schon viel nachgedacht, und ich glaube nicht. Weil warum soll 
ich anders schreiben als ein Mann? Beim Fußball oder Schwimmen oder Reiten, 
es geht um die gleiche Sache, ich habe den gleichen Wortschatz. Also auch bei 
mir ist Abseits Abseits und die Fakten sind alle gleich. Ich drücke mich so aus, 
wie es die Situation erfordert. Vielleicht führe ich anders die Gespräche, 
vielleicht sieht man als Frau Sachen anders. Aber der Wortschatz und die Art 
des Schreibens von Sportberichten glaub ich unterscheidet sich nicht sehr. Die 
Rangehensweise eher. 
Interviewerin: Kolumnen zum Beispiel, die sind subjektiver. 
A. Bogenreuther: Ja, die sind sehr sehr subjektiv, wobei man im Sport immer sehen muss, dass bei 
uns die klassische Nachricht - wer, was, wann, wo - (die) will im Sport kaum 
jemand lesen. Die wäre für Sportberichterstattung zu langweilig. Wenn wir 
Artikel schreiben, sind die meistens mit subjektivem Einschlag. Die Fans, die 
wollen ja Stimmung, Emotionen bei so einem Fußballspiel, das muss man ja 
alles rüberbringen: Was hat dort stattgefunden, wie sind die aufeinander 
losgegangen? Also der Sportbericht hat da so ein bisschen (ein) eigenständiges 
Genre. Man muss alles Wichtige drin haben, aber er darf jetzt nicht so nüchtern 
sein - da muss schon ein bisschen Pfeffer drin sein. 
Interviewerin: Über welchen Sport schreiben sie am meisten, und über welchen am liebsten?
A. Bogenreuther: Also am meisten, das ist wahrscheinlich wie in jeder Sportredaktion: Immer und 
überall Fußball. Es sind halt immer die Sportarten, die in Augsburg gerade ganz 
groß gespielt werden. Jetzt mit dem Bundesliga-Aufstieg des FCA natürlich steht 
Fußball sehr sehr weit oben, dicht gefolgt vom Eishockey. Meine Schwerpunkte, 
das wär jetzt Reitsport und Golfen, erstmal weil mir die beiden Sportarten, 
dadurch, dass ich sie selber betreibe, sehr nahe liegen. Und zum anderen weil 
die anderen Kollegen da jetzt nicht so interessiert sind. Generell gilt bei uns: 
Jeder muss alles machen. Wenn meine Kollegen im Urlaub sind: Ich mache 
Fußball, Basketball, Volleyball, Schwimmen, Leichtathletik, zur Not 
Unterwasserrugby. Es gibt die ausgefallensten Sportarten! 
Interviewerin: Wenn sie schon gerade Fußball erwähnt haben: Einer ihrer Kollegen hat sie als 
eine Fußballexpertin in einer Kolumne bezeichnet. Wir denken, wenn man über 
Sport schreibt, muss man auch im Sport gut sein. Haben sie selbst schon Fußball 
gespielt oder...? 
A. Bogenreuther: Das ist immer so eine schwierige Sache. Schauen sie sich mal an, wie viele 
Journalisten über Frau Merkel schreiben, und keiner war Bundeskanzler. Also 
ich muss nicht immer darüber, worüber ich schreibe, das machen oder können. 
Meiner Meinung nach ist es wichtig, für diese Menschen, über die wir 
schreiben, Verständnis und Interesse zu haben. Und uns dann annähern an die 
Geschichte, die wir erzählen wollen. Man guckt sich an: Wie groß ist die 
Konkurrenz usw., um das einordnen zu können als Journalist. Das ist ganz 
wichtig. Und da muss man ich nicht jede Sportart gekonnt haben. Natürlich ist 
es hilfreich - also ich habe Golfen mit aus dem Grund angefangen, dass ich die 
Berichterstattung darüber machen musste. Wenn man jetzt aber diesen 
Golfsport nicht so wirklich betreibt, hat man keine Ahnung, wie man diese 
ganzen vielen Begrifflichkeiten im Deutschen auch wirklich erklären soll. Ich 
habe einige Sportarten gemacht: Volleyball, Reiten, Schwimmen, Joggen, 
Laufen, was man so tut. Ich bin relativ sportlich. 
Interviewerin: Fußball - haben sie das mal trainiert? 
A. Bogenreuther: Nein, Fußball hab ich nie gespielt. 
Interviewerin: Wie ist es dann dazu gekommen, eine Fußball-Expertin (zu werden)? Das ist in 
(der) Männerwelt ein Kompliment! 
A. Bogenreuther: Ähm, ja, freut mich auch. Aber das zeigt auch, wie ich von den Kollegen 
akzeptiert werde. Beim Fuji-Cup in Augsburg wo (der) FC Bayern mal da war, 
habe ich es mit meiner Freundin bis in die Kabine geschafft. Also ich war schon 
immer sehr begeisterter Fan, (hab) Fußball angeschaut, und jetzt ist es beruflich 
fundiert das Ganze. 
Interviewerin: In Augsburg fanden auch Spiele der Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft statt. 
Kann man Frauenfußball mit dem Männerfußball vergleichen?
A. Bogenreuther: Kann man männliche Leichtathletik mit weiblicher vergleichen? Jedes hat seine 
Daseinsberechtigung und es wird immer nur im Fußball diskutiert. Niemand 
würde bei einer Sprinterin sagen: "Die läuft nicht so schnell wie ein Mann". Aber 
die Frage kommt beim Fußball immer. Lasst die doch einfach spielen und 
akzeptiert es so, wie es ist. Es wird nie so schnell werden wie bei den Männern - 
aber das ist ja auch nicht der Anspruch. Es ist einfach halt ein Fußballspiel von 
Frauen, und das soll es sein. Und es hat viele Fans. Ich hab schon sehr sehr viel 
schlechtere Zweitliga-Fußballspiele der Männer gesehen als das ein oder andere 
Spiel bei der Frauenweltmeisterschaft. 
Interviewerin: Viele Artikel sind auf das Aussehen von Sportlerinnen konzentriert. Ist das fair 
gegenüber ihren Sportleistungen? 
A. Bogenreuther: Das man optisch das in die Waagschale wirft, was man hat, dagegen hab ich 
eigentlich gar nichts. Ich schau jetzt bei einem gut aussehenden Fußballer auch 
nicht weg. Warum sollen die Mädels nicht so auftreten. Wir haben Mädchen die 
sehr viel Wert auf ihr Äußeres legen, aber wir haben auch Fußballerinen, denen 
ist es so was von egal. Wenn sie Spaß dran haben, mein Gott. Das zeigt ja nur, 
wie vielfältig die jungen Frauen sind, die Sport treiben. Und ich mein, ein 
schöner Hingucker: Wir sind doch alles visuelle Menschen. Wenn ich eine 
Zeitung aufschlage und ich habe ein riesengroßes Titelbild, mei, mit einer 
hübschen Optik, ist doch klar, dass die anzieht. Sex sells! Das wird immer so 
bleiben und wie weit jeder gehen will, muss jeder für sich entscheiden. 
Interviewerin: Aber einige Artikel waren sehr auf das Aussehen konzentriert – und sie haben 
nichts über die Sportleistungen geschrieben. 
A. Bogenreuther: Ja, aber gehen wir jetzt doch mal die Weltmeisterschaft durch: Am Anfang, um 
die Aufmerksamkeit für dieses Turnier zu erregen, ja, da hat sich geb ich zu alles 
so ein bisschen auch auf die Optik (konzentriert), da war der Sport nicht so 
wichtig. Aber im Laufe des Turniers ist es wahnsinnig gekippt, und es hat sich 
alles eigentlich aufs Sportliche konzentriert - und vor allem am Schluss, als sie 
ausgeschieden sind. 
Interviewerin: Dann können wir sagen, dass am Ende (nur) die Resultate zählen? 
A. Bogenreuther: Richtig, richtig, am Schluss. Man kann Spannung aufbauen und Interesse und 
diese tollen Fotos und alles - aber im Sport am Schluss wird die sportliche 
Leistung bewertet. Und das war ganz klar bei dieser Weltmeisterschaft auch so. 
Interviewerin: Sie haben geschrieben: "Die größten Aufreger waren die Schiedsrichterinnen. 
Sie sollten zumindest merken, wann Fußball Handball wird." Sind sie der 
Meinung, dass z. B. die Männer-Schiedsrichter ihre Arbeit besser leisten 
könnten? 
A. Bogenreuther: Ja, ich denke, Frauenfußball hat eine relativ starke Professionalisierung 
erfahren. Die Mannschaften sind schon konditionell, taktisch, technisch einen 
Riesenschritt weiter als die Schiedsrichterinnen. Entweder zu wenig Schulungen,zu wenig Kondition, zu wenig Lehrgänge usw. Über zweieinhalb Sekunden hatte 
die Spielerin den Ball in der Hand. Und wenn eine Schiedsrichterin auf diesem 
Spielfeld das Spiel verfolgt, dann müsste ich das sehen. Dann darf man mal 
schreiben, dass hier Aufholjagd geboten ist bei den Schiedsrichterinnen. 
Interviewerin: Das war ein Interview zum Thema "Frauen im Sport" mit Andrea Bogenreuther, 
Sportredakteurin der Augsburger Allgemeinen Zeitung. Wir möchten uns bei 
ihnen dafür bedanken, dass sie so viel Zeit für uns gefunden haben. Vielen 
Dank! 
A. Bogenreuther: Gern. 
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