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Die Projektgruppe aus Shandong (China) trifft sich diesmal mit Herrn Prem, dem Pressesprecher der Uni Augsburg, um sich mit ihm über die Aufgaben des Presseamtes und die Informationsmöglichkeiten für Studierende zu unterhalten. Dabei befragen sie ihn unter anderem zum Verhältnis der Uni zu den klassischen Medien und wie vorgegangen wird, wenn aus Versehen falsche Informationen herausgegeben werden.
Interviewer: Hallo, wir sind Austauschstudierende aus China. Für unsere Projektgruppe führen wir
verschiedene Interviews zum Thema „Bildung“. Heute sind wir zu Gast bei Herrn
Prem, dem Leiter der Pressstelle der Universität Augsburg. Mit ihm sprechen wir
über die Abläufe in einer Pressstelle, sowie über die Aufgaben und Fähigkeiten, die
ein Pressesprecher erfüllen muss.
Wofür ist das Presseamt verantwortlich?
Herr Prem: Man könnte sagen, dass die Pressestelle der Universität Augsburg, oder das
Presseamt, zuständig ist für die komplette externe und interne Kommunikation der
Universität. In erster Linie heißt das, dass ich das, was die Universität Augsburg nach
außen zu vermitteln hat, an die Medien oder andere Öffentlichkeiten vermittle. Es ist
nicht nur Pressearbeit. Es geht nicht nur darum, dass ich die Medien und die
Redaktionen beliefere, sondern Öffentlichkeitsarbeit im weiteren Sinne ist mit
einbegriffen, d.h. wir produzieren hier auch Poster oder Einladungskarten. Wir sind
beteiligt an der Organisation von Veranstaltungen – also an allem wodurch die
Universität nach außen auftritt und sich präsentiert. Der andere Bereich ist die
interne Kommunikation, d.h. wir versuchen die Angehörigen der Universität - also die
Professoren, die Mitarbeiter und auch die Studenten – möglichst flächendeckend
über innere Abläufe der Universität zu informieren, was an der Universität Augsburg
passiert und was für sie interessant ist. Wir leiten aber auch Informationen an die
Angehörigen weiter, die von außen kommen. Zum Beispiel Informationen über
Stipendienangebote, über Preise, an denen man sich beteiligen kann, über
hochschulpolitische Entscheidungen. Also sowohl der Fluss von dem, was von der
Universität nach außen geht, als auch das, was für die Universität interessant ist –
das das nach innen geholt wird.
Interviewer: Was sind die wichtigsten Eigenschaften und Fähigkeiten, die ein Pressesprecher
besitzen muss?
Herr Prem: Das Tätigkeitsfeld ist vielfältig. Wir arbeiten hier sowohl im Bereich des Textes - also
mit Sprache –wir arbeiten aber natürlich auch mit anderen Medien. Wir arbeiten mit
Grafik. Das heißt, man braucht eine gewisse Flexibilität und Vielfalt. Dann ist es
natürlich wichtig bei Wissenschaftsberichterstattungen. Bei
Wissenschaftsberichterstattungen kommt es darauf an, dass man das, was
Wissenschaftlern an Ergebnissen produzieren in eine Sprache übersetzt, die der allgemein gebildete Mensch zu verstehen vermag, jedenfalls in bestimmten Grenzen.
D.h. das ist diese Übersetzungsfähigkeit aus der Wissenschaftssprache in eine
allgemein verständliche Sprache. Und selber von der Ausbildung her ist man
notwendigerweise nie unbedingt Genie. Man kommt aus einer bestimmten Richtung.
Ich selber habe Geschichte und Literaturwissenschaft studiert, was mich jetzt aber
nicht daran hindert, dass ich z.B. Pressemitteilungen über die Züchtung von
hauchdünnen Diamantschichten in der Physik schreibe. Das ist für mich ein völlig
fremdes Thema. Aber da ist es eben Voraussetzung, dass ich in der Lage bin mich mit
den jeweiligen Wissenschaftlern auseinander zu setzen, mir das erklären zu lassen;
das, was ich verstehe zu übersetzen und dann den Wissenschaftler wieder
kontrollieren lassen, ob ich das so richtig verstanden habe. Ich glaube, dass das ein
ganz wesentlicher Prozess ist. Dann muss man natürlich auch flexibel sein. Man hat
es an einer Universität mit sehr unterschiedlichen Leuten zu tun. Man hat es mit ganz
verschiedenen Studenten aus unterschiedlichen Fakultäten zu tun, die sehr
verschieden sein können. Also Informatiker ist wahrscheinlich ein anderer Typus als
klassischer Archäologe und das gleiche gilt natürlich auch für die Professoren und
anderen Wissenschaftler – also das man selber gewisse kommunikative
Kompetenzen hat, die es einem ermöglichen auf die jeweiligen ganz
unterschiedlichen Personen einzugehen. Und diese Flexibilität brauch man auch nach
außen hin, weil auch die Medien sehr verschiedene Bedürfnisse haben. Zum Beispiel
die Augsburger Allgemeine, das ist die größte Zeitung hier in der Region. Die will von
mir ganz andere Themen und die will die Themen ganz anders aufbereitet als z.B.
wenn ich zum Beispiel ein spektakuläres Forschungsergebnis habe und versuche in
die Frankfurter Allgemeine oder in die Süddeutsche Zeitung oder ins überregionale
Fernsehen zu kommen. Das sind also sehr unterschiedliche Erwartungen, die hier an
die Pressestellegerichtet werden – auch von den Medien. Und da ist es wichtig sich
flexibel auf die jeweiligen Kunden einzustellen.
Interviewer: Nächste Frage: Auf welche Weise bekommen Sie Nachrichten von der Uni? Wie
funktioniert es, dass die Pressagentur als erster die neuesten Nachrichten erfährt?
Führen Sie auch Interviews oder etwas anderes durch?
Herr Prem: Nein, es ist folgendermaßen: Gott sei Dank hat die Pressestelle einen
Bekanntheitsgrad an der Uni und ich bemühe mich auch, dass wenn neue
Professoren, dass wenn neue Mitarbeiter kommen, ich ihnen die Pressestelle
vorstelle, dass ich ihnen auch sage, was wir für einen Service anbieten und dass wir
unsererseits immer auf der Suche nach Themen sind – wie gesagt primär auf der
Suche nach Themen aus Forschung und Lehre, aus den Kerngeschäften – nach
interessanten Themen, mit denen wir die Universität nach außen darstellen können.
Das ist dann natürlich auch immer mit der Vorstellung des jeweiligen Professors, des
jeweiligen Lehrstuhls und der jeweiligen Leistung verbunden. In der Regel ist es so,
dass die Wissenschaftler auf mich zukommen mit ihren Themen: Wenn zum Beispiel
ein großes Forschungsprojekt abgeschlossen worden ist, wenn sie besonders
spektakuläre Forschungsergebnisse vorweisen können, aber auch wenn sie
Veranstaltungen haben, die sie organisieren; dass die dann zu mir kommen und wir
hier dann schauen, wie man das am besten nach außen „verkauft“. Was Hochschulpolitik betrifft, so bin ich unmittelbar dem Präsidenten bzw. der
Universitätsleitung zugeordnet, sodass hier ein unmittelbare Informationsfluss
zwischen mir und der Universitätsleitung besteht. Wenn es um hochschulpolitische
oder universitätspolitische Themen geht, dann ist es klar, dass meine Arbeit immer in
enger Abstimmung mit der Universitätsleitung erfolgt.
Interviewer: Wie handeln Sie, wenn Sie einmal falsche Informationen heraus gebracht haben und
erst nach der Veröffentlichung erkannt haben, dass die Information ursprünglich
falsch war?
Herr Prem: Dann gibt es aus meiner Sicht keinen anderen Ausweg – aus meiner Sicht und ich
finde das ist die einer Universität angemessen Art von Öffentlichkeits- und
Pressearbeit – als einfach klar zu stellen, dass man Mist gebaut hat und dass das so
nicht stimmt und dass man das eben entsprechend korrigiert. Ich glaube, dass es für
die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit einer Universität ganz, ganz wichtig ist, dass sie
belastbar, d.h. dass sie nachprüfbar ist, dass sie standhalten muss. Ich glaube für
universitäre Öffentlichkeitsarbeit ist es das Schlimmste, wenn man beim Flunkern,
beim Lügen oder beim Übertreiben erwischt wird. Jedem anderen wird das
nachgesehen, aber weil es hier um Wissenschaft geht und weil das einen gewissen
Stellenwert und eine gewisse Bedeutung hat und weil Wissenschaft verlässlich sein
muss, ist es auch der Anspruch an die Öffentlichkeitsarbeit einer Universität, dass sie
nicht irgendwie in einem Graubereich schön redet oder irgend sowas macht, sonder
dass man natürlich versucht von Anfang an korrekt zu informieren und dass man
dann, wenn Fehler unterlaufen sind zu diesen Fehlern steht und sie klarstellt.
Interviewer: Durch welche Mittel wird es garantiert, dass die Studenten alle wichtigen
Informationen erhalten können?
Herr Prem: Also es ist so: Es gibt zwei Möglichkeiten. Ich habe von Anfang an die Möglichkeit
geschafft; ich habe einen Newsletter, der von der Pressestelle herausgegeben wird.
Der heißt „UniPressant“. Und jedermann hat die Möglichkeit freiwillig diesen
Newsletter zu abonnieren. Der wird genutzt. Da habe ich im Moment so um die 1500
Abonnenten, die über den versorgt werden, die sich also freiwillig als Abonnenten
eintragen. Ich kann sie auch wieder austragen. Die andere Möglichkeit ist ein
Verteiler über das Rechenzentrum. Jeder Student hat einen Account von der
Universität: adresse@student.augsburg.de. Bei Sachen, bei denen ich wirklich meine,
dass die jeder wissen sollte, da bemühe ich diesen Emailverteiler, der dann alle
Studenten erreicht. Ich habe so einen Verteiler auch für alle Professoren, alle
wissenschaftlichen Mitarbeiter und alle sonstigen Mitarbeiter. Man muss das immer
abwägen. Viele fühlen sich belästigt, wenn man ihnen ungefragt Informationen
zuschickt - was ich zum Teil verstehen kann, weil ich habe einen Maileingang von
200-250 Mails am Tag – Da denkt man sich: „ Um Gottes Willen, schon
wieder!“ Darum versuche ich mit diesem flächendeckenden Verteiler sehr Sparsam
umzugehen und ihn wirklich nur zu nutzen, wenn es ganz wichtige Informationen
sind. Deshalb kann ich Studenten nur ermuntern: Wenn sie Informationen haben wollen, sollen sie sich bitte freiwillig in die Abholliste eintragen, wo sie selber darüber
bestimmen können, welche Sachen sie bekommen und wie lange sie sie bekommen.
Interviewer: Wir danken Herrn Prem für dieses interessante Gespräch.