In der Vergangenheit war Beijing insbesondere für seine neun Altäre bekannt. Noch heute tragen sie die Namen Tiantan (Himmelsaltar oder Himmelstempel), Ditan (Erdaltar), Shejitan (Getreidealtar), Ritan (Sonnenaltar), Yuetan (Mondaltar), Xiannongtan (Ackerbaualtar), Tianshentan (Wind-, Wolken-, Donner- und Regenaltar), Diqitan (Meeres- und Bergaltar) und Xiancantan (Altar der Seidenraupengöttin).
Die meisten dieser neun Altäre wurden im 16. Jahrhundert während der Regierungszeit des Ming-Kaisers Jia Jing gebaut. Bauort sowie die verwendeten Farben der Altäre wurden sorgfältig ausgewählt. So ist der Hauptfarbton des Himmelstempels im Süden blau, der des Erdaltars im Norden gelb, der des Sonnenaltars im Osten rot und der des Mondaltars im Westen weiß. Die Hauptbauten des Himmelstempels sind rund, während die des Erdaltars rechteckig sind. Sie sollten jeweils die im alten China angenommene runde und quadratische Form des Himmels und Erde symbolisieren.
Seit den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts sind einige Altarstätten den Stadtbewohnern als Gärten und Parks zugänglich gemacht worden. Viele sind jedoch mit der Zeit verfallen.
Der bedeutendste aller kaiserlichen Altäre, auch als Himmelstempel bekannt, zeigt die klassische chinesische Baukunst auf höchstem Niveau. Der nördliche Teil der Anlage ist von Mauern mit einem runden Grundriss umfasst, der südliche hingegen von einem quadratischen. Der quadratische Teil symbolisiert auch hier wieder die Erde, der Kreis den Himmel.
Diese symbolischen Darstellungen lassen sich ebenfalls auf dem Tempelgelände wieder finden. Mehrere runde Gebäude sind entlang einer Nord-Süd-Achse angeordnet, die wiederum von quadratischen Höfen umgeben sind. Das wichtigste Gebäude, die Halle der Ernteopfer im nördlichen Teil der Anlage, befindet sich auf einer weißen, dreistufigen Marmorterrasse. Die ungerade Zahl symbolisiert hierbei das „yang", das Zeichen, das ebenfalls den Himmel darstellt.
Das Pendant zum Himmelsaltar, der Erdaltar, steht außerhalb des alten Beijinger Stadttores Andingmen. Er wurde während der Ming- und Qing-Dynastie für Opferrituale genutzt. Im Gegensatz zum Himmelstempel liegt er nördlich der Stadt und ist nicht nach Süden, sondern nach Norden ausgerichtet. Die Terrasse ist nicht rund, sondern quadratisch angelegt. Die Glasuren sind lehmgelb anstatt hellblau. Die Anzahl der Stufen sowie wie auch die der Steinplatten an den Seiten ist gerade. Zur Sommersonnenwende, wenn das „yin", das Zeichen, das auch die Erde darstellt, am schwächsten war, brachte der Kaiser den dortigen „Geistertafeln" der Berge und Gewässer Speise- und Trankopfer.
Der Sonnenaltar bzw. Sonnentempel befindet sich im Ritan-Park. Am gegenüberliegenden Ende des Stadtzentrums ist der Mondaltar im Yuetan-Park zu finden. Im Ritan-Park brachten die Ming- und Qing-Kaiser jährlich zum Frühlingsanfang der Sonne Opfergaben. Zum Herbstanfang wurden diese dem Mond und den Sternen im Yuetan-Park überbracht.
Der Getreidealtar Shejitan befindet sich im heutigen Zhongshan-Park am Ostrand des Tian'anmen-Platzes. Dort führte der Kaiser zweimal jährlich Opferrituale durch. Die quadratische Terrasse ist mit den Farben der fünf Himmelsrichtungen verziert worden. Sie symbolisiert so das ganze Reich, für dessen Wohl der Kaiser verantwortlich war: blauer Osten, roter Süden, weißer Westen, schwarzer Norden und das gelbe Zentrum.
Um Götter der Landwirtschaft wie Shennongshi, Yandi und Huangdi zu verehren, ließen die chinesischen Kaiser westlich vom Himmelsaltar den Ackerbaualtar Xiannongtan bauen. Damit die Kaiser zum Frühlingsbeginn selbst Feldarbeiten verrichten konnten, wurden hier eigens Ackerfelder angelegt,
Südlich von Xiannongtan wurden noch zwei weitere Altäre gebaut, Tianshentan und Diqitan. Tianshentan ist eine Opferstätte für die Himmelsgötter des Windes, der Wolken, des Donners und des Regens. Im Diqitan-Altar hingegen werden alle irdische Götter, wie die des Meeres, der Berge, Flüsse und Seen, der Bäume und Blumen verehrt.
Als letztes kommt der Xiancan-Altar hinzu, der im Nordosten des heutigen Beihai-Parks liegt. Der erste Qing-Kaiser Kangxi ließ den Altar für seine Konkubinen bauen, damit diese die Seidenraupengöttin verehren und Seidenraupen züchten konnten. Später wurde der Altar mehrmals verlegt.