Im UN-Sekretariat arbeiten zirka 44.000 Personen aus der ganzen Welt. Obwohl diese nicht so in der Öffentlichkeit stehen, wie die Diplomaten, sind sie doch wichtige Kräfte im Gefüge der internationalen Organisation. Zum 40. Jubiläum der Wiederherstellung Chinas legitimen UN-Sitzes haben wir Cao Hongwei, einen Synchrondolmetscher im UN-Hauptquartier interviewt.
Das ist ein Abschnitt des Hollywood-Films „The Interpreter". In der Realität ist die Arbeit eines Synchrondolmetschers nicht ganz so von bizzaren Ereignissen geprägt. Aber die Aufgabe stellt eine große Herausforderung dar und macht Freude.
Der Senior-Übersetzer der Chinesisch-Dolmetschergruppe der UN, Cao Hongwei, arbeitet seit 20 Jahren in dem Gebiet. Die größte Veränderung sieht er darin, dass alle Länder mit der steigenden Wichtigkeit der UNO immer größeren Wert auf die multilaterale Diplomatie legen würden. Das hat einen verstärkten Arbeitsaufwand für die Dolmetscher zur Folge. Aufgrund der Beschränkungen von Zeit und Raum muss die Dauer jeder Konferenz kontrolliert werden. Das heißt weniger Redezeit für alle. Um innerhalb dieser begrenzten Zeit mehr Ansichten ausdrücken zu können, müssten die Redner ihr Sprachtempo beschleunigen, so Cao Hongwei.
„Ich stelle mal ein paar Zahlen vor. Normalerweise werden bei der Tonbandaufnahme pro Minute 150 englische Wörter ausgesprochen. Im Vergleich: Der Auktionär einer Versteigerungsstätte kann pro Minute zirka 250 Wörter sprechen, was ziemlich schnell ist. Wie schnell kann also der Redner bei einer allgemeinen Debatte der UNO sprechen? Normalerweise mehr als 350 Wörter pro Minute, also zirka sechs Wörter pro Sekunde. Das schnelle Sprachtempo bildet für uns Synchrondolmetscher eine immer größere Herausforderung."
Cao Hongwei erklärte weiter. Um die Redezeit auf der Konferenz noch besser kontrollieren zu können, ist auf der Präsidiumstribüne der UN-Vollversammlung ein Indikationslicht installiert, dass die Redner zur Einhaltung ihrer Redezeit erinnert. Viele Leute erinnern sich noch an eine Rede des ehemaligen libyschen Staatschefs Muammar al-Gaddafi auf der allgemeinen Debatte der UN-Vollversammlung. Weil Gaddafi lang und willkürlich redete, brüllte sein privater Dolmetscher nach über einer Stunde plötzlich vor dem Mikrofon auf Arabisch: „Ich kann das nicht mehr dulden!". Vielleicht kann man anhand dieses Beispiels den großen Druck eines Synchrondolmetschers spüren. Allerdings meinte Cao Hongwei, im Vergleich zu dem Konsekutivdolmetschen habe das Synchrondolmetschen beträchtliche Unterschiede. So müßten Synchrondolmetscher auch ausgezeichnete psychologische Qualifikationen haben.
„Das Synchrondolmetschen ist ganz unterschiedlich. Obwohl wir nicht weit weg von den Rednern sitzen, können wir sie sehen, aber vice versa sie uns nicht. Egal ob der Redner ein Spitzenpolitiker ist oder ein einfacher Diplomat in der Delegation, wir geben unser Bestes. Nach längerer Arbeitszeit haben wir gute psychologische Qualifikationen."
Cao Hongwei fuhr fort, dass das UN-Sekretariat jedes Jahr Vorschläge und Anregungen von verschiedenen Delegatoinen zur Arbeit des Synchrondolmetschens sammeln würde. Das Synchrondolmetschen von Chinesisch sei in letzten Jahren immer zufriedenstellend gewesen. Darauf ist Cao Hongwei sehr stolz.
„Das Sekretariat sammelt jedes Jahr Meinungen und Verbesserungsvorschläge. Verschiedene Delegationen bringen ihre Ansprüche zum Ausdruck. Bis auf kleine technische Fehler, sind bei meiner Arbeit in den letzten 20 Jahren keine großen Probleme auftreten. Die Delegationen sind zufrieden mit unserer Arbeit."
Cao Hongwei betonte, China habe in der UNO in den letzten Jahren eine immer wichtigere Rolle eingenommen.
„In den 1980er Jahren begann ich mit meiner Arbeit bei der UNO. Damals nahm China nicht an vielen UN-Konferenzen teil, aber jetzt ist das Land fast bei allen Tagungen der Vereinten Nationen dabei. Auf manchen stark technikorientierten Konferenzen ist China von inländischen Experten vertreten."
Cao Hongwei meinte ferner, Chinas aktive Beteiligung an verschiedenen UN-Konferenzen habe zweifellos die Aufgaben der chinesischen Synchrondolmetscher vermehrt. Bei solchen speziellen technischen Sitzungen müssten die Dolmetscher auch über verschiedene Fachkenntnisse verfügen. Gegenüber den Delegationsvertretern hätten die teilnehmenden Experten verhältnismäßig schlechte Fremdsprachenkenntnisse. So seien sie noch stärker abhängig von den Chinesisch-Synchrondolmetschern. Dies habe auch die Arbeit der Dolmetscher erschwert.
Um den ständig wechselhaften Arbeitsansprüchen zu entsprechen, bekräftigte Cao Hongwei erneut, dass er sich kontinuierlich weiterbilden müsste. Er müsse stets an seinen chinesisch- und englischsprachigen Fähigkeiten feilen und Wissen in allen Fachbereichen sammeln. Nur dann könnte er bei der künftigen Arbeit einen ruhigen Kopf behalten.