Bis Ende 2012 will das Chinesische Filmarchiv 5.000 Filme aus der Zeit von 1930 bis 1960 digitalisieren. Das Digitalisierungsprojekt dient in erster Linie dazu, Chinas reiches Filmerbe für die Nachwelt zu erhalten. Zugleich bildet es die Grundlage für ein nationales Projekt in dessen Rahmen, in den ländlichen Landesteilen alte Filme neu gezeigt werden sollen.
Zuo Ying ist der stellvertretende Verantwortliche der technischen Abteilung im Chinesischen Filmarchiv. Er erklärt uns, was es alles braucht, bis ein alter Film in digitaler Form neu aufliegt:
„Zuallererst geht's einmal ums Urheberrecht. Wir können nur Filme bearbeiten und benutzen, deren Urheberrechte wir auch besitzen. Erst danach können wir einen Film auswählen und ihn einer Vorbehandlung unterziehen. Das heißt, wir säubern und reparieren ihn physisch. In einem dritten Schritt kopieren wir das Negativ des Films. Danach folgt der eigentliche Digitalisierungsprozess. Anschließend stellen wir die Farb- und Tonqualität des Films wieder her. Zuletzt wird der Film noch in unsere Datenbank aufgenommen, wo er nun als Kopiervorlage zur Verfügung steht."
Die Zentralregierung unterstützt das Digitalisierungsprojekt des Chinesischen Filmarchivs mit fast 43 Millionen US-Dollar. Zudem hat es den 70 Projektmitarbeitern die modernste Technik zur Verfügung gestellt.
Es ist unvermeidlich, dass sich die Qualität von alten Filmen im Laufe der Zeit verschlechtert. Genau deswegen ist das Digitalisierungsprojekt des Chinesischen Filmarchivs auch so wichtig. Es stellt sicher, dass auch die zukünftigen Generationen noch Filme sehen können, die lange vor ihrer Zeit produziert worden sind. Einige der von Zuo Ying genannten Filme dürften selbst älteren Leuten kein Begriff mehr sein:
„Wir haben bisher 76 alte Klassiker restauriert, inklusive „Longxugou", „Liang Shanbo und Zhu Yingtai", „Minenkrieg" und „Arbeiterliebe". Der Film „Arbeiterliebe" aus dem Jahr 1921 ist der älteste Streifen, den wir digitalisiert haben."
Etwa 4.000 der insgesamt 5.000 Filme, die digitalisiert werden müssen, stammen aus den Beständen des Chinesischen Filmarchivs. Der Rest von Filmstudios, die über ganz China verstreut sind. Einige mussten sogar aus dem Ausland zurückgeholt werden. Allein schon das Zusammentragen all dieser Filme erwies sich für das Team von Zuo Ying als Mammutaufgabe:
„Einige alte chinesische Filme waren über das ganze Festland, Hongkong und Taiwan verstreut. Einige wurden anderen Ländern als diplomatische Geschenke vermacht – sogar vor der Gründung der Volksrepublik. Einige Filme wurden auch in Russland und Japan gefunden."
Die Restaurierung und Digitalisierung eines einzigen Films kostet im Durchschnitt 100.000 US-Dollars. Der zeitliche Aufwand beträgt je nach Zustand des Films zwischen drei und sechs Monaten.
Zhang Qianyue arbeitet schon seit zwei Jahren beim Chinesischen Filmarchiv. Für sie ist das Restaurieren von alten Filmen mehr als nur ein Job:
„Die alten Filme sind Teil unseres Kulturerbes. Wenn wir sie nicht restaurieren würden, dann würden sie in einigen Jahren komplett von der Bildfläche verschwinden. Meine Enkelkinder hätten in diesem Fall gar nie eine Chance, sie zu sehen. Das Restaurieren von alten chinesischen Filmen liefert meiner Meinung nach einen wichtigen Beitrag zum Schutz der chinesischen Kultur."
Sobald ein Film vollständig restauriert ist, wird er in eine digitale Datenbank aufgenommen. Alle digitalisierten Filme sollen einst im Fernsehen oder in Kinos überall in China gezeigt werden, oder als DVD im Handel erhältlich sein.
Und wer weiß, vielleicht werden ja auch Sie eines Tages einen dieser alten Klassiker neu zu sehen bekommen.