In grauer Vorzeit gab es im Himmel zehn sengende Sonnen. Die Natur war total welk, das Volk lebete in bitterer Not und im Elend. Ein kräftiger Held namens Hou Yi bestieg den Gipfel des Kunlun-Berges, spannte den Bogen und schoss auf einmal neun Sonnen herunter. Er befahl der letzten Sonne, jeden Tag pünktlich auf- und unterzugehen, was dem Volk zum Wohl gereichte. Deshalb wurde er vom Volk verehrt und respektiert. Viele Leute, darunter Peng Meng, gingen zu ihm in die Lehre.
Hou Yi hatte eine schöne Frau, die Chang'e hieß. Eines Tages ging Hou Yi zum Kunlun-Berg, um einen Freund zu besuchen. Dort traf er auf die Himmelskaiserin. Sie gab ihm ein Lebenselixier und sagte ihm, wenn er das Elixier eingenommen habe, werde er unsterblich sein und zum Himmel aufsteigen können. Da er es nicht übers Herz bringen konnte, seine Frau im Stich zu lassen, gab er seiner Frau das Elixier zur Aufbewahrung. Seine Frau steckte das Elixier in ein Kästchen, was aber von Peng Meng gesehen wurde.
Eines Tages nutzte Peng Meng die Gelegenheit der Abwesenheit von Hou Yi und zwang mit dem Schwert Chang'e, das Elixier herauszugeben. Da sie wusste, dass sie Peng Meng nicht entkommen konnte, verschluckte Chang'e das Elixier. Sogleich flog sie aus dem Fenster zum Mond, und Peng Meng musste fliehen.
Nach Hause zurückgekehrt, wusste Hou Yi darüber Bescheid. Er war tief traurig und rief zum Himmel den Namen seiner Frau. Erstaunt bemerkte er, dass der Mond an diesem Abend besonders hell und rund war. Er glaubte, im Mond den Schatten eines Menschen zu erkennen, der seiner geliebten Frau sehr ähnlich war. Er eilte mit aller Kraft dem Mond nach. Doch so sehr er sich auch bemühte, er konnte ihn nicht einholen.
Hou Yi dachte jede Nacht an seine Frau. Er ließ im Hintergarten, wo sich Chang'e oft aufgehalten hatte, einen Tisch mit Weihrauchstäbchen und Früchten, die Chang'e gern aß, aufstellen, um Chang'e im Mondpalast zu opfern. Als die Leute davon erfuhren, dass Chang'e zum Mond geflogen war, stellten sie auch im Mondschein einen Tisch mit Weihrauchstäbchen und beteten zu Chang'e.