In grauer Vorzeit gab es im Norden Chinas einen hoch in den Himmel emporragenden Berg, und tief in den umliegenden Wäldern lebten zahlreiche Riesen mit unerschöpflicher Kraft. Ein gutherziger und tapferer Häuptling war der Anführer der Riesen, und so konnten sie ein sorgenfreies Leben führen. Dieser Häuptling hieß Kuafu, und die Riesen trugen dementsprechend auch den Namen "Kuafu-Stamm". Seine Ohren schmückte er gerne mit zwei goldenen Schlangen, die seinen Mut verkörpern sollten.
Eine Zeit lang war es jedoch einmal sehr heiß und trocken. Die Sonne strahlte gnadenlos vom Himmel, so dass die Bäume ganz verkohlt wurden und die Flüsse austrockneten. Unter der unerträglichen Hitze mussten aber auch die Mitglieder des Kuafu-Stammes leiden. Häuptling Kuafu selbst war sehr traurig und betroffen über diesen Zustand und machte sich Gedanken, dieses Dilemma zu lösen. Eines Tages also blickte er hinauf zur Sonne und beschloß, sie zu verfolgen und einzufangen. Sie sollte dann nur mehr auf die Wünsche der Menschen hören.
Nach Tagesanbruch verabschiedete sich Kuafu also von seinen Untertanen und lief mit großen Schritten blitzschnell in Richtung Sonnenaufgang. Die Sonne bewegte sich immer himmelwärts, Kuafu aber rannte stets mit aller Kraft weiter. Er überquerte Berge und Flüsse, und wenn er Hunger bekam, pflückte er unterwegs Obst von den Bäumen. Wenn er durstig war, trank er einfach Wasser aus den Flüssen, und wenn er müde war, machte Kuafu kurz ein kleines Nickerchen. Stets aber verfolgte Kuafu die Sonne, und je näher er ihr kam, desto größer wurde seine Zuversicht. Endlich holte Kuafu schließlich die Sonne ein, als sie gerade untergehen wollte. Ein roter, glänzender Feuerball befand sich vor Kuafu, und goldenes Licht strahlte auf ihn herab. Kuafu breitete voller Freude beide Arme aus, um die Sonne zu umschließen. Allerdings war die Sonne sehr heiß, woraufhin sich Kuafu sehr durstig und müde fühlte. Er ging daraufhin zum Gelben Fluß und trank ohne Pause, bis kein Wasser mehr darin war. Also ging er zum Weihe-Fluß und trank auch diesen leer. Aber er war immer noch durstig und lief daher nach Norden. Dort gab es einen großen See, der sich in Länge und Breite über 500 Kilometer erstreckte, und Kuafu dachte, das Wasser in dem See sei ausreichend, um seinen Durst zu stillen. Der Weg dorthin war jedoch weit, und schwach wie er war verdurstete Kuafu unterwegs.
Kurz vor seinem Tod aber war Kuafu in seinen Gedanken noch einmal bei seinem Stamm, und aus Trauer darüber, dass er ihm nicht mehr helfen kann, schleuderte er einen Holzstock in die Weite. Dort aber, wo der Stock auf den Boden fiel, wuchsen nacheinander zahlreiche Pfirsichbäume. Diese Pfirsichbäume boten fortan Reisenden unterwegs Schatten, und deren Obst stillte den Durst der Menschen, damit sie wieder gestärkt den bevorstehenden Weg bewältigen konnten.