Es war einmal ein Gelehrter namens Su Qin. Als er klein war, war seine Familie sehr arm, daher konnte er keine Schule besuchen. Um Geld zu verdienen und seine Familie zu unterstützen, übernahm er oft Gelegenheitsarbeiten. Später verließ er seine Heimat und machte eine Studienreise in den Staat Qi.
Nach einjährigem Studium glaubte Su Qin, dass er all das Fachwissen seines Lehrers bereits gelernt habe. Daher verließ er seinen Lehrer und seine Studienkollegen und setzte seine Reise fort. Aber ein Jahr verging, und Su Qin hatte nichts erreicht und auch das Geld ging ihm aus. Er kehrte daher verarmt in seine Heimat zurück.
Als Su Qin zu seinem alten Wohnhaus kam, war er sehr abgemagert und trug schmutzige Kleidung. Die Familie erkannte seine unglückliche Situation, war peinlich berührt und schenkte ihm zuerst keine Aufmerksamkeit: Seine Frau seufzte nur und webte an einem Tuch weiter, seine Schwägerin ging ihm aus dem Weg, seine Eltern und Brüder spotteten sogar über ihn.
Su Qin war natürlich sehr traurig darüber. Er schloss sich in seinem Zimmer ein und wollte auch niemanden sehen. Vielmehr unterzog er sich einer Selbstprüfung und kam schließlich zu dem Ergebnis: „Der Grund liegt darin, dass ich nicht so fleißig studiert habe!"
Nachdem Su Qin also seine eigene Schwäche erkannt hatte, wurde er wieder lebhaft. Er zog alle Bücher hervor, die er hatte und studierte sie fleißig. Jeden Abend las er bis tief in die Nacht, manchmal schlief er auch mit dem Buch in der Hand ein. Als er dann am nächsten Morgen aufwachte, bedauerte er stets, dass die Zeit wieder so schnell vergangen ist. Und doch fiel ihm keine Methode ein, um nicht wieder müde zu werden.
Eines Tages wurde er dann beim Lesen versehentlich von einer dicken Nadel in den Arm gestochen. Da kam Su Qin die Idee, bei Müdigkeit sich mit so einer Nadel in den Oberschenkel zu stechen, um wach zu bleiben.
Su Qin verwendete von da an diese doch eher spezielle Methode, um sich wachzuhalten, allerdings waren seine Oberschenkel von da an oft blutverschmiert. Seine Familie war deshalb sehr besorgt und versuchte, ihn von seiner schmerzvollen Methode abzubringen.
Su Qin aber wollte darauf nicht verzichten und sagte: „Nur so werde ich mich immer an die Blamage in der Vergangenheit erinnern."
Mit seiner Methode gewann Su Qin viele Kenntnissen, er führte wieder Reisen durch und wurde schließlich zu einem berühmten Gelehrten, ja er erzielte auch viele politische Errungenschaften.
Und auch eine Redewendung ist daraus entstanden: „Su Qin Ci Gu". „Su Qin" entspricht dabei dem Namen des Gelehrten, „Ci" ist ein Verb und bedeutet „stechen" und „Gu" heißt „Oberschenkel". Die gesamte Redewendung hat also die Bedeutung „Su Qin sticht sich in den Oberschenkel." Damit beschreibt man einen Menschen, der sich nach einer Reihe von Entmutigungen dazu entschlossen hat, fleißig zu sein und durch eigenes Bemühen Erfolg zu haben.