Über 120 Tote nach Anschlägen in Paris :
Bei einer beispiellosen Anschlagsserie in Paris sind mindestens 120 Menschen getötet worden. Allein 87 Tote habe es gegeben, als Attentäter bei dem Auftritt einer US-Rockband am Freitagabend um sich schossen, teilten die Behörden mit. Als die Polizei die Konzerthalle stürmte, zündeten sie Sprengstoffgürtel. Weitere Menschen seien an fünf anderen Orten in der französischen Hauptstadt ums Leben gekommen, als Attentäter nahezu zeitgleich mit Sturmgewehren und Bomben belebte Restaurants und Bars angriffen. Vor dem Nationalstadion, in dem Präsident Francois Hollande und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier das Fußball-Länderspiel Frankreich gegen Deutschland verfolgten, sprengten sich offenbar zwei Selbstmordattentäter in die Luft. Die Ermittler zählten bisher acht tote Attentäter. Hollande verhängte erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg den Ausnahmezustand über das ganze Land. Zudem ließ er die Grenzen schließen, um eine Flucht von Attentätern zu verhindern. In Sicherheitskreisen wurde von einem islamistischen Hintergrund ausgegangen. Augenzeugen zufolge schrien die Attentäter während des Angriffs ihre Wut über die Beteiligung Frankreichs am Kampf gegen die Extremisten-Miliz IS in Syrien hinaus sowie "Gott ist groß".
Weltweite Bestürzung über Anschläge von Paris :
Weltweit stießen die Anschläge auf Entsetzen. US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie zahlreiche andere Politiker zeigten sich schockiert und erklärten sich solidarisch mit Frankreich. Präsident Obama sagte: "Wir haben ein weiteres Mal einen abscheulichen Versuch erlebt, unschuldige Zivilisten zu terrorisieren." Im Kampf gegen Extremisten seien die USA bereit jede Unterstützung zu liefern, die die Regierung und die Bevölkerung Frankreichs benötigten. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich zutiefst erschüttert angesichts der Nachrichten, die uns aus Frankreich erreichen. "Meine Gedanken sind bei den Opfern, Ihren Angehörigen und dem französischen Volk", sagte sie am Abend. Bundesinnenminister Thomas de Maiziere bot Frankreich die Hilfe deutscher Spezialkräfte an. Russlands Präsident Vladimir Putin verurteilte das unmenschliche Massaker. Russland sei bereit, die Untersuchung dieser terroristischen Verbrechen zu unterstützen. Der iranische Präsident Hassan Ruhani verurteilte die Anschläge als unmenschliche Verbrechen. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte: "Ich bin zutiefst schockiert über die schrecklichen Terror-Anschläge in Paris. Wir müssen im Kampf gegen den Terrorismus stark und geeint bleiben. Der Terrorismus wird die Demokratie niemals besiegen." Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu äußerte: "Diese Anschläge richten sich nicht nur gegen das französische Volk, sondern gegen die gesamte Menschheit, gegen Demokratie und Freiheit und alle gültigen Werte. Der Terror hat keine Religion, keine Nationalität. Terror ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit."
DFB erwägt Absage des Spiels gegen die Niederlande :
Angesichts der Ereignisse von Paris erwägt der Deutsche Fußball-Bund offenbar, das für Dienstag geplante Länderspiel gegen die Niederlande abzusagen. Korrespondentenberichten zufolge hat sich auch die Mannschaft gegen eine Austragung des Spiels ausgesprochen. Die DFB-Elf hatte gestern Abend nach der 0:2-Niederlage gegen Frankreich noch mehrere Stunden in den Katakomben des Stadions im Pariser Vorort St. Denis bleiben müssen. Spieler und Betreuer wurden dann von der Polizei direkt zum Flughafen eskortiert. Während des Spiels waren in dem mit fast 80.000 Zuschauern besetzten Stade de France mehrere Explosionen zu hören. Das Stadion wurde zeitweise abgeriegelt. Nach Spielschluss wurden die Tore nach draußen sowie zum Rasen hin geöffnet, um eine Massenpanik zu vermeiden. Tausende Menschen strömten daraufhin in den Innenraum der Arena. Bereits gestern Mittag hatte die deutsche Mannschaft ihr Pariser Hotel nach einer Bombendrohung vorübergehend verlassen müssen.
Erhöhte Sicherheitsvorkehrungen in Berlin:
Nach den Terroranschlägen von Paris sind die Sicherheitsvorkehrungen in Berlin unter anderem für die französische Botschaft verschärft worden. Die Beamten seien nicht nur am Pariser Platz, sondern auch an anderen relevanten Einrichtungen, sagte ein Polizeisprecher. Zudem seien mehr Streifenpolizisten im Einsatz. Das Bundesinnenministerium erklärte, die Sicherheitsbehörden analysierten die Gefährdungslage. Man stehe in engem Austausch mit den französischen Behörden. Deutschland befinde sich unverändert im Fadenkreuz des internationalen Terrorismus, hieß es weiter.
Merkel hält am Flüchtlingskurs fest:
Bundeskanzlerin Angela Merkel will ihren Kurs in der Flüchtlingspolitik auch gegen Kritik in den eigenen Reihen fortsetzen. Im ZDF-Interview sagte Merkel am Abend, sie werde an ihrer Politik festhalten. Außerdem versicherte die Kanzlerin, dass die Bundesregierung die Lage im Griff hat. Allerdings habe man nachsteuern müssen. Für die CDU-Chefin geht es nun vor allem darum, die Außengrenzen der EU zu schützen. Die Zahl der Flüchtlinge könne man nur verringern, wenn man an den Fluchtursachen arbeite. Und die lägen außerhalb Deutschlands. Der Frage, ob Innenminister de Maizière im Streit über die Syrien-Flüchtlinge nicht an ihr vorbei gehandelt habe, wich Merkel aus, erklärte aber, es habe interne Gespräche gegeben. Den Vergleich von Finanzminister Schäuble, der die Zuwanderung von Flüchtlingen als Lawine bezeichnet hatte, wies Merkel für sich zurück. Zuvor hatte die Bundespolizei neue Zahlen bekannt gegeben, wie viele Menschen über die Grenzen gekommen sind. Demnach waren es seit Samstag knapp 47.000.