Im Wurzelgehege eines alten Mammutbaumes lebte Hüpfbein, ein kleiner Waldgeist. Hüpfbein war ein lustiger Kerl. Und wenn im Frühling die Natur erwachte, Blümchen und Grashalme ans Tageslicht kletterten, sprang auch der Waldgeist aus seinem Reich hervor. Er freute sich am warmen Sonnenschein und war froh, das flaue Winterleben im Wurzelreich endlich hinter sich lassen zu können. Hüpfbein liebte es, die Tiere zu beobachten und kannte hier jedes Pflänzchen. Für den kleinen Geist war der Frühling die allerschönste Jahreszeit. Es gab viel zu entdecken. Und jedes Jahr aufs Neue freute er sich auf das Osterfest. In der Nähe von Hüpfbeins Mammutbaum lebte eine Hasenfamilie, die der Waldgeist seit vielen Jahren kannte. Er half ihnen gern beim Ostereiermalen. Fingen die Waldvögel an, ihre Frühlingslieder zu singen, dann war es für Hüpfbein so weit. Er läutete dreimal am Häuschen der Hasenfamilie und bot seine Hilfe an. Da die Arbeit der Osterhasen von Jahr zu Jahr mehr wurde, freute sich der Hasenvater Fellohr sehr über Hüpfbein.
"Schön, dass du wieder da bist, Hüpfbein. Bauer Legemann am Eierberg wartet schon mit den Hühnereiern. Die kannst du gleich abholen."
Hüpfbein drehte sich vor Vergnügen dreimal im Kreis herum, so freute er sich auf seine Aufgabe.
Als es dunkel wurde machte sich Hüpfbein auf den langen Weg zum Eierberg.
Die Henne Floriane hatte schon auf den Waldgeist gewartet und verriet ihm: "In der letzten Woche war unser Bauer Legemann ärgerlich und dachte, wir Hühner würden keine Eier mehr legen. Und wir hatten deshalb Angst, der Bauer würde uns im Suppentopf kochen. Aber nun wird alles gut. Du bekommst die Eier für die Hasen und unser Bauer ist endlich zufrieden."
"Einfach wird es nicht, diese vielen Eier zu verstecken. Wir müssen uns beeilen. Zum Osterfest muss alles fertig sein."
Schnell beluden die beiden den Wagen und Hüpfbein machte sich behutsam mit seinem kostbaren Gut auf den Weg zurück ins Osterhasenreich. Als der Morgen graute und die Vöglein zu zwitschern begannen, hatte Hüpfbein sein Ziel erreicht.
Die Hasenfamilie war schon auf den Beinen. Ein beschwerlicher Arbeitstag lag vor ihnen. Vater Fellohr hatte die allerschönsten Farben, die Wald und Feld hergaben, für die fleißigen Eiermaler bereitgestellt. Nur Hüpfbein war von dem langen Weg müde. Er hielt ein Schläfchen unter einem Himmelsschlüsselchenbusch, um neue Kraft zu tanken. Als er später erwachte, kramte er tief aus dem Wurzelreich ein Säckchen mit winzigen Glitzersteinchen vor. Jedes bemalte Ei wollte er zur Krönung des Osterfestes mit einem glänzenden Steinchen verzieren. Vor Freude über seine tolle Idee drehte sich Hüpfbein wieder dreimal im Kreise.
Als der Abend hereinbrach, waren die Hasen mit der Eiermalerei fertig. Und am nächsten Morgen wollten sie die Ostereier, die sie in kleine Körbchen sortiert hatten, für die Kinder verstecken.
Froh über das geschaffte Tageswerk legte sich die Hasenfamilie schlafen.
Auch Hüpfbein verkroch sich im Baumwurzelwerk.
Noch ehe die Sonne ihre Strahlen in den neuen Tag schickte, war das Hasenmädchen Hoppeliane auf den Beinen und wollte einen bunten Strauß Himmelschlüsselchen für die Hasenmama pflücken. Fröhlich machte sich Hoppeliane auf den Weg. Doch als sie an den Osterkörben vorbeikam, erschrak sie fürchterlich. Sie waren leer! Noch nie war so etwas passiert. Mit riesigem Geschrei weckte das Hasenmädchen ihre Familie aus dem Schlaf.
"Wer kann das nur gewesen sein?", jammerte Hops.
"Wir müssen Hüpfbein um Hilfe bitten, Hops, geh ihn wecken!", rief Hasenvater Fellohr.
Waldgeist Hüpfbein war erbost über eine solche Frechheit. "Wir müssen den Dieb finden", rief er zu Hops und war mit einem Satz draußen. "Die schönen Eier, ich habe mir dieses Jahr besonders viel Mühe gegeben", schimpfte er, während er schneller hüpfte, und dabei an seine Glitzersteinchen dachte. Und plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. "Ja! Ja, genau!", sprudelte er hervor, "als wir gestern die Eier einfärbten, hab' ich gesehen, wie die Elster auf die Ostereier gestarrt hat. Die wird ja nicht etwa...?"
Hops rief dem Eichhörnchen zu, es möge sich mal das Nest der neugierigen Elster ansehen. Und - es wurde fündig! Nun war Eile angesagt. Eichhörnchen Springflott sammelte alle Ostereier ein, arbeitete so schnell, es konnte. Es musste am Baum hoch und runter springen, wieder und wieder, und höllisch aufpassen, dass kein Osterei zerbrach. Dann hatte Springflott es geschafft und alle Eier vor der Elster gerettet. Die Hasenfamilie und der Waldgeist machten sich frisch ans Werk und teilten die bemalten Eier aus.
Und als die Kinder am Ostersonntagmorgen aus ihren Häusern traten, um ihre Osternester zu suchen, hatten es die fleißigen Hasen gerade so geschafft.
Und wie konnte es passieren, dass sich die Elster so brennend für Ostereier interessierte? Sie hatte beobachtet, wie Hüpfbein an jedes Osterei ein funkelndes Glitzersteinchen klebte und so jedes farbige Ei einen schillernden Glanz bekam. Weil Elstern hinter allem her sind, was funkelt und glänzt, hatte die diebische Elster kurzerhand alle Eier in ihr Nest gesammelt.
Doch wie staunte sie, als sie von ihrem Morgenausflug zurück kam und ihr Nest leer vorfand. Die Häschen hatten alle Ostereier längst versteckt, und sie kam zu spät.
"Haben wir nicht was vergessen?", fragte Vater Fellohr, als sich die Hasenriege nach der Arbeit im Hasenhaus versammelt hatte.
"Nein, nichts", entgegnete Hopsala, "alle Ostereier sind verteilt, jedes Kind wird sein Nestchen gefunden haben."
"Doch, wir haben was vergessen", ließ Fellohr nicht locker. "Als wir heute früh in arger Not waren, hat uns Springflott geholfen. Ohne ihn hätten die Kinder keine Ostereier suchen können. Und dafür sollten wir uns bei Springflott bedanken."
Augenblicklich machte sich Hopsala auf den Weg und brachte Eichhörnchen Springflott ein Geschenk - das schönste Osterei des Jahres. Das wurde im Hasenland jedes Jahr extra aufbewahrt, um das fleißigste Ostereiermalerhäschen damit auszuzeichnen. Springflott ist zwar kein Hase, aber ohne ihn hätte es in diesem Jahr gar kein Osterfest gegeben und die Kinder im Lande wären sicher sehr traurig gewesen.