Warum konnte es nicht immer so sein? So friedlich und ruhig? Catherine schaute hinaus aufs Meer und folgte mit ihrem Blick den Möwen, die kreischend in der Luft umherflogen, auf der Suche nach etwas Essbarem. Sie saß auf dem warmen Sand, ließ ihn durch ihre Finger rieseln und hörte auf das Rauschen der Wellen. Die Augen geschlossen, holten ihre Erinnerungen sie wieder ein, ein beklemmendes Gefühl in der Magengegend. Nein. Nicht jetzt. Der Alltag würde sie schnell genug wieder haben, noch wollte sie die letzten Stunden hier an der Mittelmeerküste im Süden Frankreichs genießen, an Nichts denken, nicht an das was morgen sein würde. Sie öffnete die Augen und richtete sich auf, um ein wenig den Strand entlang zu laufen. Außer den Vögeln und der Meeresbrandung war nichts zu hören. Ja, es war wirklich ruhig, außer ihr war niemand unterwegs, an diesem kleinen, abgelegenen und verträumten Strand. Catherine blieb kurz stehe um ihre Schuhe auszuziehen, sie liebte es den Sand unter ihren Füßen zu spüren. So weich und doch fest. Es vermittelte ihr ein Gefühl der Geborgenheit. Sie war bereits einige Meter gelaufen, als sie plötzlich auf etwas Scharfkantiges trat. Sie verharrte für einen kurzen Moment, bückte sich und hob eine kleine Muschel auf. Klein und doch wunderschön. Eine geriffelte Oberfläche, innen glatt und mit einem leichten rötlichen Schimmer überzogen. „Ich werde sie Marie mitbringen.“ Dachte sie und ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht, als sie an ihre vierjährige Nichte dachte. Catherine würde die Kleine vermissen, wenn sie wieder zu Hause in London wäre. Morgen schon würde sie abreisen, vier Wochen bei ihrer Schwester Aurélie wären dann vorbei. Vier Wochen gefüllt mit lauen Sommerabenden, Spaziergängen bei Nacht am Meer und das Baden am Tag, Spielen mit Marie, die Besuche auf dem allwöchentlichen Markt mit ihrer Schwester, das gemeinsame Frühstücken, Ausflüge mit Rad und Picknickkorb. Es war wirklich eine erholsame Zeit gewesen, in der sie all ihre Sorgen hinter sich hatte lassen können.