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德语科幻短篇:Die Tage X

时间:2011-12-01来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: 德语科幻短篇

 Der Bildschirm flimmerte, während ich mit dem Mauszeiger auf einen Button mit der Aufschrift "SUCCESSFUL TREATMENTS" klickte. Ich recherchierte gerade für mein Prüfungsthema: "Die Zukunft des Klonens von Menschen in der heutigen Gesellschaft". Ehrlich gesagt war ich nach inzwischen vier Stunden beinahe ergebnisloser Suche schon ziemlich entmutigt, doch diese Seite einer amerikanischen Klonklinik schien viel versprechend. Die Rubriken "Behandlungsmethoden" und "Risiken" hatten brauchbar ausgesehen und enthielten viele anschauliche Grafiken. Nun wandte ich mich also den so genannten "Erfolgsgeschichten" zu. Mein uralter PC brauchte ewig, um die Seite zu laden und so ging ich in der Zwischenzeit in die Küche, holte mir einen Kaffee und ein Stück Brot. Die Uhr zeigte kurz nach dreiviertel Elf. Ich seufzte leise und ging zurück. Inzwischen war die Seite endlich vollständig. Sie zeigte jeweils ein Bild des DNA-Spenders, meist ein Kind, das durch eine Krankheit oder einen Unfall gestorben war, und ein Foto des Klons. Daneben standen steckbriefartig die Todesursache, die verwendete Behandlungsmethode sowie das Geburtsdatum des Klonkindes. Ich scrollte mit der Maus weiter nach unten…die Tasse fiel mir aus der Hand und nur mit Mühe konnte ich einen Aufschrei unterdrücken. Das zweite Bild von unten war absolut identisch mit dem Babybild von mir, das im Wohnzimmer über dem Sofa hing. Das andere Bild zeigte ebenfalls mich, obwohl das nicht sein konnte! Auf dem Bild war neben dem circa vierzehnjährigen Mädchen ein Schild mit der Aufschrift "New York La Guardia International Airport" zu sehen. Ich hatte Europa noch nie verlassen. Das machte keinen Sinn! Ich konnte nicht klar denken. Wie ein Roboter speicherte ich die Seite, schaltete den PC aus und legte mich auf mein Bett. Fast augenblicklich schlief ich ein. Erst im Traum klärten meine Gedanken sich zusehends. Als ich aus diesem unruhigen aber erkenntnisreichen Schlaf erwachte, ging gerade die Sonne auf. Der Wecker zeigte fünf Uhr. Meine Eltern würden in einer guten Stunde aus dem Haus sein, auf dem Weg zur Hochzeit eines befreundeten Paares ins etwa 450 Kilometer entfernte Osnabrück. Sie wollten dort für zwei Tage bleiben und anschließend meine Großeltern in Minden besuchen, wo sie nochmals eine Woche verbringen würden. Alles in allem hatte ich also genügend Zeit um zu handeln. 

Irgendwie wunderte ich mich darüber, wie gefasst ich mir meinen Plan zurechtlegen konnte. Als erstes würde ich nach Hinweisen hier bei uns zu Hause suchen. Ich begann meine Suche auf dem Dachboden. Dort standen schon seit Ewigkeiten Regale, Schränke und ein paar Truhen herum, die lauter alte Sachen enthielten. Das meiste waren alte Kleider meiner Mutter, einige Erbstücke und die Studienunterlagen und wissenschaftlichen Auszeichnungen meines Vaters. Hier oben gab es eigentlich weiter nichts Beachtenswertes außer einem Karton mit Glückwunschkarten, unter anderem auch zu meiner Geburt. Diese hatten nur den Fehler, dass sie viel zu alt waren. Sie stammten aus dem Jahr 1979. Ich wurde am 16. September 1994 geboren. Diese Beweise sammelte ich ein und nahm mir als nächstes das Schlafzimmer vor. Als kleines Kind hatte ich mich vor der riesigen rotbraunen Schrankwand immer gefürchtet. Sie füllte die gesamte Nordwand des Zimmers aus und schien jeden Moment umstürzen und mich unter sich begraben zu wollen, jedenfalls kam es mir so vor, seit ich denken kann. Das wuchtige Möbel verfügte über etwa hundert Schubladen in seinem Innern, die ich jetzt mit aller Sorgfalt durchsuchte. "Was hältst du vor mir verborgen?" fragte ich stumm. Nach einer Ewigkeit, wie mir schien, entdeckte ich in einer der obersten Schubladen zwei große weiße Kartons. Innerlich fühlte ich, dass es dies war, wonach ich gesucht hatte. Ich konnte es nicht erklären, aber war mir ganz sicher das Richtige gefunden zu haben. Mit zitternden Händen öffnete ich den ersten Karton. Er enthielt einen Zeitungsartikel, eine Geburtsurkunde (von 1979!) mit meinem Namen, ein Paar rote Babyschuhe, zwei Bücher ("Die fünf Phasen der Trauer" und "Ein Kind wird erwartet"), einige verblichene Dias und ein Tagebuch. Ich las mir alles durch. Der Artikel handelte von dem Unfall, bei dem ich oder mein früheres Selbst oder was auch immer ums Leben gekommen war. Das Tagebuch gehörte meiner Mutter. Die meisten Einträge stammten etwa aus derselben Zeit wie der Artikel. Darin schilderte sie unter anderem sehr genau von dem Vorhaben mich zu klonen. 
Ich hatte jegliches Zeitgefühl eingebüßt. Ein zufälliger Blick auf die Uhr verwirrte mich deshalb etwas; schon 14:00 Uhr!?!!?! Mein Magen meldete sich lautstark und in meinem Kopf summte es. Ach, was soll's, dachte ich widerwillig, mach ich halt mal 'ne Pause. Es bringt ja sonst auch nichts, Zeit bleibt mir immer noch mehr als genug. So versuchte ich mich zu beruhigen. In der Küche griff ich mir ein paar Bananen und eine Flasche Wasser. 
Als nächstes stand ich mitten auf einer Straße. In der Nähe hörte ich einen ohrenbetäubenden Knall; Metall, das sich kreischend ineinander schob. Im Bruchteil einer Sekunde geschah alles Weitere. Zuerst wurde es gespenstisch still. Während ich mich in Richtung des Unfalls wandte, sah ich wie eines der Autos sich wie in Zeitlupe auf mich zuschob. Langsam wurde mir klar, dass dies nur ein Traum sein konnte. Mein Gehirn spielte mir einen bösartigen Streich, indem es mich meinen eigenen tödlichen Unfall noch einmal erleben ließ. Jeden Augenblick würde der Wagen mich erfassen, durch die Luft schleudern und mir die Knochen brechen. Schweißgebadet erwachte ich und wurde sogleich von einem kläglichen Jammerlaut begrüßt. Der Verursacher desselben war unser Kater Pumuckl, der mich anstarrte wie der personifizierte Vorwurf. Wie ich finde, verständlicherweise, hatte ich anscheinend vergessen ihn zu füttern. Er selbst brachte allerdings keinerlei Verständnis auf und maunzte weiter. Wie dem auch sei, nachdem ich das undankbare Vieh versorgt hatte, wandte ich mich dem zweiten Karton zu. Er enthielt auf den ersten Blick nur Papier, doch bei näherem Hinsehen sah ich, dass es sich hauptsächlich um Briefe handelte. Die meisten waren von meiner Tante und bei ihrer Lektüre stockte mir mehrmals der Atem. Da hieß es zum Beispiel: "Es ist nicht rechtens, was ihr da tun wollt. Ohnehin ist die Welt sowieso schon maßlos überbevölkert." Danke, wirklich sehr reizend Milliarden Fremden ein Leben zu gönnen, aber nicht der eigenen Nichte. In einem anderen Brief hieß es: "Findet euch damit ab. Tot ist tot. Spielt jetzt nicht Gott nur um eurem schlechten Gewissen stattzugeben." Wirklich sehr sensibel. Takt und Mitgefühl hat sie auch nicht gerade für sich gepachtet. Am schmerzlichsten war jedoch die Tatsache, dass sie irgendwie Recht hatte. Was war mein Leben denn? Vorgeprägt von Erwartungen. "Das erklärt zumindest einiges." Meinte ich zu dem Schrank. Beunruhigende Überlegungen überkamen mich: Wie sehr ist die Persönlichkeitsentwicklung wirklich vom Umfeld abhängig und inwiefern wird sie von den Genen bestimmt? Wie ähnlich bin ich meinem früheren Ich? Kann man das in diesem Zusammenhang eigentlich so nennen oder sind wir zwei völlig unterschiedliche Individuen, ähnlich zweieigen Zwillingen, die nach der Geburt getrennt wurden? Und: Was haben sich meine Eltern dabei gedacht? Standen sie der Trauer tatsächlich dermaßen hilflos und unreif gegenüber? Hilflosigkeit machte sich nun auch in mir breit. In meinem Kopf drehte sich alles und alles drehte sich um mich. Überall um mich herum Geräusche, Lärm von der Sorte die einen wahnsinnig macht. Ich kippte zur Seite, konnte mich nicht mehr rühren. Vor meinen Augen breitete sich bodenlose Schwärze aus. Hirnkollaps. Mein Herz raste und meine Atmung ging nur noch flach und stoßweise, dann setzte beides aus. Sämtliche Muskeln und Sehnen meines Körpers waren zum Zerreißen gespannt, meine Nerven flirrten. Die Ärzte haben uns vorgewarnt; sie sagten, dass das irgendwann passieren würde, besonders wenn ich mich so aufrege. Mama und Papa, jetzt habt ihr mich zum zweiten Mal umgebracht. Lernt wenigstens daraus, denn eine zweite Chance mag jeder bekommen, doch eine dritte nimmer. 
Pumuckl schmiegte sich an meinen Bauch. Gutes Kätzchen. Ach, und um das noch zu klären: Ich denke nicht, dass das Klonen von Menschen in der heutigen Gesellschaft eine Zukunft hat. Meinen Zynismus möge man mir an dieser Stelle verzeihen. 
 
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