Meine Schritte sind schnell und zielstrebig. Der Mantel umflattert meine Gestalt und offenbart die Zwillingsdolche an meinem Gürtel. Eine Methode, sich hier in dieser Gegend gewisse Unwissende vom Hals zu halten. Die Wissenden würden es sowieso nicht wagen, mich anzugreifen. Was man jedoch nicht von meinem Begleiter sagen kann. Wenigstens konnte ich ihn dazu bringen, die Uniform der königlichen Wache gegen etwas unauffälligeres zu tauschen, doch seine Unsicherheit macht deutlich, dass er sich nicht jeden Tag hier aufhält, hier, in der Stadt der Sklavenhändler.
"Die Stadt ist in vier Bereiche unterteilt" beginne ich nun, ihm zu erklären: "Im nördlichen Teil sind die Arbeitssklaven. Im östlichen Teil sind die Gladiatoren zu finden und im westlichen die gebildeten Lehrsklaven."
"Und was, was ist im südlichen Teil?" wollte mein Begleiter nun wissen, während er verzweifelt versuchte, einem stinkenden Tross aneinander gebundener Sklaven auszuweichen. "Dorthin führt uns unser Weg" kläre ich ihn auf: "Dort ist das Reich der Lustsklaven. Der König will eine bestimmte Sklavengruppe befreien und dafür hat er mich angeheuert. Ich hoffe, ihr seid nicht zu zimperlich und macht mir keinen Ärger."
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Meine Hoffnung sollte sich jedoch schneller verflüchtigen, als ich dachte.
Kaum hatten wir den südlichen Bereich betreten, als es geschah. Auf einem kleinen Platz stand eine kleine Bühne und in deren Mitte prangte ein stabiler Holzstamm. An diesem war eine junge und, bis auf einen zerrissenen Rock, unbekleidete Frau gekettet, die nun mit äußerster Härte ausgepeitscht wurde. `Dilettanten` denke ich noch, kurz bevor mein Begleiter unter seinen Mantel und nach dem dort hängenden Schwert greift. Er will es ziehen und vorstürmen, doch ich bin schneller. Ich packe ihn am Kragen, zerre ihn unter lauten Flüchen, die der Menge etwas vorgaukeln sollen, in eine dunkle Straße und ramme ihn dort gegen die steinerne Hauswand. "Ihr seit verrückter als ich dachte. Was zum Teufel habt ihr euch dabei gedacht?" meine Stimme muss nicht laut sein, um drohend zu klingen: "Ich dachte ihr seit ein Krieger und dann seit ihr so leicht aus der Ruhe zu bringen? Klärt mich auf, sofort oder ich ignoriere den Befehl des Königs, euch heil zurück zu bringen."
Jetzt kommt mir erst, wie jung der Kerl ist, denn man mir als Aufpasser mitgegeben hat. Er zögert, überlegt und schließlich antwortete er mir: "Bei diesen Sklaven, die wir befreien sollen, befindet sich auch meine Verlobte.
Ich ... will sie befreien und deshalb habe ich darum gebeten, mit diesem Auftrag bedacht zu werden." `Na großartig, das hat mir gerade noch gefehlt.
Ich hab hier einen Möchtegernhelden mit schwachen Nerven, der vermutlich die Liebe seines Lebens retten will und dabei nicht die geringste Ahnung hat, was ihn erwartet. Ich Glückspilz, wenn diese Sache vorbei ist, weis ich schon, wo ich mich erholen werden. Falls ich überlebe.`
Ich machte ihm die Regeln klar und, dass er ab jetzt kein Wort mehr sagen sollte und einfach auf mich vertrauen musste, egal, was passierte. Dann setzten wir unseren Weg fort.
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Wenig später erreichten wir das Ziel. Den goldenen Palast, die Halle des Glücks, hier, wo Geschäfte nicht nur durch zähe Verhandlungen, sondern auch durch Spiele geregelt wurden. Man setzte seine Ware, konnte in einer Nacht eine Handvoll erstklassiger Liebessklaven verlieren und in der nächsten dafür einen doppelten Tross wohl erzogener Sklavinnen gewinnen. Genau der Ort, an dem der Auftrag zum Erfolg geführt werden würde.
Als wir eintraten, mussten wir unsere Waffen abgeben. Eine eigentlich recht sinnlose und eher symbolische Geste, da die meisten Leute hier entweder einen gut ausgebildeten Leibwächter mit sich führten oder, wie ich, selbst die Kunst des unbewaffneten Kampfes beherrschten. Ich hoffte noch, dass sich mein Begleiter an die aufgestellten Regeln halten würde, dann wurden wir in den Hauptsaal geführt. Ein Anblick, der selbst mich immer wieder beeindruckt, erwartete uns. Wie ich schmunzelnd feststellte, wurde der junge Krieger an meiner Seite mehr als nur beeindruckt von der Anzahl und dem Aussehen der weiblicher Lustsklaven und hin und wieder auch ihrer Besitzerinnen. Nackte Haut zählte noch zu den harmloseren Ausblicken, denn als wir an einem kleinen Bereich vorbei kamen, an dem zwei wirklich hübsche Sklavinnen an das Tragen eines Pferdegeschirres gewöhnt wurden, fielen ihm fast die Augen aus den Höhlen und sein Mund stand offen.
"Denkt an eure Verlobte" flüsterte ich ihm grinsend zu, bevor ich ihn weiter durch den Saal führte. Bis zu einer Stelle, wo der Boden ein großes Loch aufwies, sodass man in das Untergeschoss sehen konnte. Dort war ein Schachbrett in den Boden gemeißelt worden und zufrieden bemerkte ich, dass scheinbar gerade eine Partie beendet worden war. Denn der Platz, der auf unserer Seite des Feldes lag, war leer. Sofort wandte ich mich noch einmal an meinen Begleiter: "Verhaltet euch still, egal was geschieht." Mit schnellen Schritten hatte ich den Platz erreicht und blickte nun zur anderen Seite, wo derjenige residierte, nachdem ich gesucht hatte.
Lord Ragold saß mit seinem korpulenten Körper in dem breiten Spielersessel auf seiner Seite und neben ihm standen seine Leibwächterinnen, zwei Fuchs-Samurai. Ihre schlanken, weiblichen Körper steckten in sehr knappen Rüstungen und ein breites Tuch verbarg Mund und Nase. Nur die pupillenlosen, gelben Augen und die langen Ohren, die ein wenig an Hasen erinnerten, waren zwischen der roten Haarpracht zu erkennen. Beide trugen keine Schwerter an ihren Hüften, doch jeder wusste, dass sie Meisterinnen darin waren, auch ohne Waffen jemanden töten zu können.
Der Lord schien die beiden noch weniger zu beachten, als die nackte Sklavin, die sich an seine Beine schmiegte und versuchte, nicht seinen Unmut zu erwecken. "Schön dich wieder zu sehen, alter Feind" begrüßte mich Ragold nun und schenkte mir ein Lächeln, dass man im besten Fall als neutral beschrieben hätte. "Du hast meine Nachricht bekommen hoffe ich. Bist du bereit?" entgegne ich, während ich mich auf den Spielersessel an meiner Seite niederlasse.
Da die goldene Halle nicht nur für das Ambiente berühmt war, sondern auch für die besonderen Begünstigungen, die Spieler hier erhielten, wunderte es mich nicht, als nun eine ebenfalls unbekleidete Sklavin heran trat und sich folgsam zu meinen Füßen niederließ. Meinem Begleiter schien der Anblick zwar unwohl zu sein, zumindest kam er ganz schön ins schwitzen, doch mir machte es nichts aus, ich kannte ja die Sitten des Hauses. Meine Finger liebkosten den Nacken der Sklavin, während ich auf die Antwort meines alten Widersachers wartete und ich wurde nicht enttäuscht.
"Ich bin bereit, um mit dir zu spielen" erwiderte er mit einem breiten Grinsen und ich ahne bereits, was jetzt kommt: "Aber ich dachte mir, wir wollen das Spiel etwas interessanter gestalten. Erstens, dein Einsatz mag ja normalerweise ganz interessant sein, doch für mich hat das komische Buch, das Tranceptor, keine Bedeutung. Daher möchte ich dich bitten, einen anderen Einsatz zu bieten. Ich nehme an du weist, was ich meine." Ich nicke, natürlich weis ich was er meint, dass wertvollste, was ich `besitze` will er haben. Na gut, darauf war ich vorbereitet, mal sehen, was er noch will.
"Zweitens" fuhr er nun fort und sein Grinsen wurde noch breiter und gemeiner: "sind wir beide Experten in diesem Spiel. Deshalb sollten wir vielleicht etwas strengere Regeln anlegen, als die üblichen Besucher hier.
Die Dühnlandvariante, falls du damit einverstanden bist?"
`So will er mich also vernichten, hätte ich es mir doch denken können` schoss es mir durch den Kopf: `Natürlich, die Dühnlandvariante des Spieles, jedes Spieles ist ein Vernichtungstest. Der Spieler der verliert, verliert alles. Seinen Besitz, seine Macht und so wie ich diesen fetten Sack kenne auch das Leben. Na gut, ich bin bereit mich mit ihm zu messen, aber ich weis, dass er noch was ausbrütet, aber was kann das nur sein?` "Einverstanden, sonst noch etwas?" erwiderte ich schließlich und lehne mich betont lässig zurück, während meine Finger einen bestimmten Nervenknoten am Hals der Sklavin berühren und ihr einen Schauer über den Rücken jagen. Ja, so kennt man mich. Ruhig, nicht aus der Ruhe zu bringen, selbst im Angesicht eines nahen Todes. Mein Begleiter, der von Minute zu Minute verwirrter wird scheint schon fast bereit, einzugreifen. Doch davon hält ihn eine mir nur zu bekannte Frau ab. Gekleidet in eine wahrlich angeschmiegte Lederrüstung tritt sie an ihm vorbei und versetzt ihm einen Stoß, der ihn in die Arme ihrer beiden Sklavinnen fallen lässt, die hinter ihm Aufstellung genommen haben. Bevor der Möchtegernheld noch etwas tun kann, ziehen die beiden ihn davon. Scheiße, ich kenne sie, wenn sie mir so einen Gefallen tut, dann hat Lord Ragold noch einen Trumph. Natürlich kennen alle, die sich dafür interessieren längst den Grund meiner Anwesenheit und natürlich auch meinen Begleiter. Also, was hat mein Gegner vor.
Die Antwort auf diese Frage kam einen Augenblick später, als er weitersprach: "Drittens möchte ich auf weitere Lügen verzichten. Ich weis, warum du hier bist und worauf du, worauf der König scharf ist. Die Tochter des verstorbenen Grafen Argail ist zufällig zu einer Sklavin geworden und bevor ihr schlimmeres geschieht, willst du sie befreien." Na toll, er hat mich durchschaut. Jetzt ist es raus und er kann jede Bedingung stellen, die er will, ohne dass ich mich herausreden kann. "Daher" fährt Ragold fort und meine Stimmung verdüstert sich immer mehr, obwohl ich mich nach außen hin weiter gelassen gebe: "eine weitere kleine Änderung. Du willst sechzehn Sklavinnen und ich habe gerade auch meine neue Lieferung an Liebessklaven bekommen. Tja, was für ein Zufall, dass sind auch genau sechzehn." Er braucht nicht weiter zu sprechen, was er mir sagen will, ist klar.
Normalerweise gibt es drei Varianten in der goldenen Halle Schach zu spielen. Entweder mit großen steinernen Figuren, die von Sklaven verschoben werden oder mit speziell darauf trainierten Sklaven oder. Tja, oder Möglichkeit drei. Jeder Spieler liefert selbst seine `Figuren`. In diesem Fall sollen die Sklavinnen, die ich gewinnen will, wohl meine Figuren sein, während Ragold seine Lustsklaven als die eigenen Spielsteine verwenden will.
Und durch die Dühnlandvariante bedeutet jede geschlagene Figur im besten Fall für mich, dass eine der Sklavinnen ihre Unschuld verlieren wird, im schlimmsten Fall, dass sie stirbt. Scheiße, das war er also, sein Trumph.
"Du stellst viele Bedingungen" beginne ich nun: "und du weist verdammt gut, dass ich sie nicht ablehnen kann. Also bitte, ich bin mit allem einverstanden. Die Dühnlandvariante mit deiner Maximalbedingung, lass uns beginnen." Ragold grinst und nickt einer seiner Leibwächterinnen zu.
Verflucht, er will wirklich meinen Tod, denn nun schreitet die Fuchs-Samurai am Rand des Spielfeldes vorbei auf meinen Sessel zu. Unterdessen baut sich die andere hinter dem Sessel meines Gegenspielers auf. So ist das also, er will sich nobel geben und den Todesstoß für den Verlierer durch seine Leibwächterinnen durchführen lassen. Ich bin sicher, jede der beiden wäre durchaus begeistert ihn zu töten, denn ich bezweifle, dass er sie viel besser als seine Sklavinnen behandelt und die behandelt er alles andere als gut. Ganz im Gegensatz zu den meisten anderen Leuten in der Halle. Eine kleine Genugtuung habe ich wenigstens jetzt schon, denn als sich die Leibwächterinnen plötzlich auf meinem Schoss niederlässt, statt sich hinter mich zu stellen, entgleist kurz Ragold`s Mimik und Wut schimmert hervor. Die gelben Augen mustern mich mit tödlicher Genauigkeit und ich bin mir wohl bewusst, dass der Arm, den sie um meinen Nacken schlingt nur dazu dienen könnte, mir das Genick zu brechen. Doch ich koste es in vollen Zügen aus, dass alle Anwesenden mitbekommen, dass die Leibwächterin scheinbar wesentlich mehr Zuneigung zu mir empfindet, als zu ihrem Herren. Auch wenn ich ihre Partnerin nun bedaure, in deren Blick ich kurz etwas aufblitzen sehe. Was war das, Angst, Wut, Neid? Ich lege meine freie Hand um ihre Hüfte und lasse sie auch dort. So freundlich sie mir auch gestimmt sein mag, wenn ich mir eine Freiheit geben würde, würde sie mich wohl auf der Stelle töten.
Nun setzte ich mein bestes Spielerlächeln auf, zwinkere der Frau zu, die sich nun etwas entspannt hat und das Spiel misstrauisch beobachtet, und warte auf den Beginn.
Und dann ist es soweit. Ragold lässt die `Figuren` Aufstellung nehmen und ich beuge mich etwas vor, um sie zu mustern. Da, da ist sie, die Grafen-Tochter. Mein Gegner hielt es wohl für einen besonderen Witz, sie als weiße Königin aufstellen zu lassen. Tja, dann kann es ja losgehen. Unsere ersten Züge sind nicht viel mehr, als ein vorsichtiges Aufstellung nehmen und ich weis, dass Ragold wohl noch ein wenig warten wird, bis er zuschlägt.
Das gibt mir Gelegenheit, etwas zu tun. Ich beuge mich leicht zurück und winke meiner alten Freundin zu. Dabei muss ich höllisch aufpassen, denn die gelben Auge der tödlichen Schönheit auf meinem Schoss beobachten jede Bewegung. Obwohl sie mich vermutlich wesentlich sympathischer findet, als ihren Herrn wird sie doch nicht plötzlich unachtsam werden und ihre Aufgabe vergessen, oh nein.
Als sich die gewappnete Frau nun näherte, wende ich mich an sie: "Schön, dich zu sehen. Ich fürchte, du musst mir noch einen Gefallen tun." "Du meinst, zu dem, dass ich die Kräfte meiner Lieblinge an deinen Begleiter verschwende" stellt sie mit einem schmalen Lächeln fest. "Oh ja" erwidere ich: "Kannst du ihn fragen, wie seine Verlobte aussieht?" Ich muss fast schmunzeln, als ich die absolut verständnislosen Minen meiner alten Freundin und der Leibwächterin sehe. Keine der beiden Frauen scheint zu wissen, was ich mit meiner Frage bezwecke, geschweige denn, ob es mir einen Vor- oder Nachteil bringen sollte. Doch ich habe Glück, die Schönheit auf meinem Schoß wartete vorläufig ab, während sich meine alte Freundin auf den Weg macht.
Nach zwei weiteren Zügen, die mich langsam in Bedrängnis bringen, kehrt sie schließlich zurück und flüstert mir eine Antwort ins Ohr, bevor sie sich wieder zurück zieht. Aber ich versuche, die Verlobte meines Begleiters ausfindig zu machen und prompt werde ich fündig. Dort steht sie, in der Eckspalte, als Springer. Die Figur, die ich vermutlich gerne geopfert hätte, da ich sie zweifach abgesichert habe, doch das kommt jetzt nicht in Frage.
Eigentlich kommt es überhaupt nicht in Frage, dass Ragold auch nur eine meiner Figuren schlagen wird, denn wer weis, was für ein Schicksal dann die Sklavinnen erwarten würde. Doch bisher ist es mir nur einmal gelungen, ein Spiel zu gewinnen, ohne dabei auch nur eine einzige meiner Figuren zu verlieren. Und dabei saß mir keine Fuchs-Samurai auf dem Schoss, die mich sofort töten würde, sollte ich betrügen oder verlieren. Aber ich habe noch ein paar Tricks auf Lager, die selbst meinen geschätzten Feind ins Schwitzen bringen würden.
Erstens, sorge ich einmal dafür, dass alle Abgelenkt sind. Zu diesem Zweck dirigiere ich die Sklavin mit leichtem Fingerspiel und Handzeichen eine neue Aufgabe zu. Folgsam, so wie man es ihr beigebracht hatte, rollte sie zu meinem anderen Schenkel und plötzlich sehe ich ein überraschtes Funkeln in den Augen der Leibwächterin. Natürlich rührt sie sich nicht von der Stelle, dafür ist sie viel zu gut ausgebildet, doch sie scheint auch nicht abgeneigt zu sein, als die Sklavin damit beginnt, ihre Beine zu liebkosen. Ein kurzer Blick bestätigt mir, dass die Aktion ein voller Erfolg war. Ragold funkelt mich wütend an, während seine andere Leibwächterin scheinbar noch eifersüchtiger auf ihre Partnerin wurde. Gut, damit geht es ab zu zweitens.
Ich mache nun weiter, ohne mich dabei auf mehr als mein Spiel zu konzentrieren. Die Umgebung ist mir nun egal, auch, dass jeder Fehler mein Ende bedeuten konnte oder im besten Fall meinen Auftrag vereiteln würde.
Das Spiel ist härter als alles, was ich bisher erlebt habe. Kein Wunder, Ragold ist fast genauso gut wie ich, die Betonung liegt auf fast. Es kostet mich erhebliche Mühe, meine Gefühle nicht offen zu zeigen, wenn meine Vorbereitungen zum finalen Zug knapp durch meinen Gegner vereitelt werden und ich erleichtert bin oder, wenn ich hin und wieder doch ein wenig ins Schwitzen geraten. Der gute Lord hingegen, hat keine Scheu, alles zu zeigen.
Er schwitzt, das ist unübersehbar und wenn ihm Zweifel kommen, dann zuckt sein Blick nervös zu mir oder zum Spielmeister, der die Einhaltung der Regeln kontrolliert.
Dann war es endlich soweit, das Ende kam in Sicht und ich musste eine folgenschwere Entscheidung treffen. Ich hatte schon zwei Sklavinnen geopfert, die als Bauern für mich teilgenommen hatten und die von den Sklaven Ragold`s durch Vergewaltigung von ihrer Unschuld befreit wurden. Zu ihrem Glück schien mein Gegner in diesem Fall zu geldgierig zu sein, um sie gleich töten zu lassen. Doch nun musste ich etwas tun, dass ich lieber nicht tun wollte. Die Verlobte meines Begleiters, der, mögen die Götter dank haben, ganz von den Lieblingen meiner alten Freundin beschäftigt wurden, würde mir einen Sieg erlauben, doch ich musste sie opfern. Ich zögerte es hinaus, so lange es mir gelang, doch schließlich hatte ich keine Wahl mehr.
Ich befahl meinen Springer auf eine Position, die Ragold Schach setzten würde und ihm blieb nur eine Wahl, diesen Zustand zu beenden. Er musste seinen Läufer abziehen, um meinen Springer zu schlagen. Ich zuckte mit keiner Wimper, als es geschah, dass hatte ich vorher auch nicht getan. Doch ich konnte das leichte bibbern der Sklavin spüren, die sich bei diesem Anblick an die Schenkeln der Leibwächterin drückte. Und ich konnte aus den Augenwinkeln einige Gäste sehen, die höchst angewidert dreinblickten. Nun ja, die Dühnlandvariante wurde auch nicht oft gespielt, da sie ein viel zu großes Risiko beinhaltete.
Nun atmete ich tief ein, ließ den kommenden Triumph jegliche Anflüge von schlechtem Gewissen hinwegspülen und gab meinen letzten Zug bekannt. "Schach und " begann ich, um es offiziell zu machen, als Ragold reagierte. Eine solche Schnelligkeit hätte ich ihm niemals zugetraut, als er plötzlich einen schmalen Wurfdolch aus einem seiner Ärmel zog und ihn schleuderte. Die kraftvollen Arme der Leibwächterin beendeten sein Leben kurz darauf, doch es war bereits zu spät. Die Klinge blitzte auf und überwand die Distanz in einem Augenzwinkern. Ein heller Schrei ging durch den Saal, dann landete ein Blutstropfen auf dem Gesicht der Sklavin und ein zweiter auf meiner Hose.
Noch während die verschreckte Sklavin zurückkroch, spürte ich, wie der Körper der Leibwächterin erschlaffte und in meine wartenden Arme sank. Ich hatte zu viel erlebt, um davon zu erstarren und so sprang ich blitzschnell auf. Während ich mit einer Hand die verwundete Fuchs-Samurai hielt, löste ich mit der anderen meinen Mantel und schlang ihn um ihren Körper.
"Einen Heiler, rasch!" befahl ich meiner alten Freundin und nun nutzte ich jene Gabe, die es unmöglich machte, meinen Worten nicht Folge zu leisten.
"Ich will meinen Gewinn in einer Stunde sauber und frisch haben!" forderte ich den Spielmeister noch auf, bevor ich die Leibwächterin aufhob und, begleitet von ihrer Partnerin, meiner Freundin zum Ausgang folgte.
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Er nahm es besser auf als gedacht, mein junger Begleiter. Als er am Abend erfuhr, was mit seiner Verlobten geschehen war, wollte er mir zuerst an die Kehle gehen, doch die gute Pflege, die seiner zukünftigen Braut durch die Heiler und Heilerinnen meiner Freundin zuteil geworden waren, überzeugten ihn alsbald davon, es nicht zu tun. Zumal meine Freundin auch ein paar Worte mit ihm wechselten. Warum ich es nicht getan habe? Tja, ganz einfach, ich musste mich um eine Frau kümmern, die mir das Leben gerettet hatte, obwohl sie eigentlich kurz davor gewesen war, mich zu töten. Ich half der Heilerin, die bei ihr wahr so gut ich konnte, doch dann entließ mich die alte Wundflickerin.
Meine Freundin liebt es rustikaler und so befanden wir uns in einem ehemaligen Stall, den sie hier in der Stadt zu ihrem Hauptquartier gemacht und großartig umgebaut hatte. Ich bin müde, es war ein langer Tag und so trete ich nach draußen und will mich gerade dem Wasserfass an einem der Pfosten zuwenden, als mein Begleiter durch einen Vorhang auf der anderen Seite des Mittelganges tritt. Er mustert mich eine Weile, dann beginnt er:
"Sie haben ihren Auftrag erfüllt. Aber sie .... mussten dafür Opfer bringen.
Ich .... verstehe das, jetzt. Aber ich habe auch eine Frage. Wer sind sie?"
`Die Antwort ist leichter als du denkst und gleichzeitig schwieriger für dich zu begreifen, als du glaubst` dachte ich und versuchte meine Gedankengänge soweit in Gang zu bringen, dass mir eine plausible und vor allem einfache Antwort einfiel. Doch bevor es soweit war, trat nun die andere Leibwächterin ebenfalls auf den Gang und trat zu mir. Sie hatte das Tuch vor ihrem Gesicht herab geschoben und offenbarte einen zarten Mund und eine spitze und niedliche Nase. Sie spricht eine Weile in der Sprache ihres Volkes mit mir und aus den Augenwinkeln sehe ich, dass mein Begleiter kein Wort versteht. Schließlich flüstere ich ihr etwas in der gleichen Sprache zu, was sie bis zu den Spitzen ihrer langen Ohren erröten lässt. Dann drückt sie mir einen Kuss auf die Wange und verschwindet wieder.
Mein Begleiter schien das ganze gleich noch einmal einen Schlag zu versetzten und ich frage mich allen ernstes, ob er sich jemals von all den Dingen, die er heute zu Gesicht bekommen hatte, erholen würde. Schließlich schüttelt er den Kopf, ganz so, als ob er eine Benommenheit vertreiben würde und sprach mich erneut an: "Wer .... wer sind sie? Sie kennen die Stadt der Sklavenhändler, sie verhalten sich ganz so, als ob sie hierher gehören würden. Sie kennen sich mit Sklavenhändlern und .... sie bringen sie" eine wage Bewegung in die Richtung, in der die Leibwächterin verschwunden ist, macht deutlich, wen er damit meint: "dazu, sich für sie zu opfern. Bitte, geben sie mir eine Antwort auf diese Frage, das schulden sie mir."
Seufzend nicke ich, okay, er soll seine Antwort bekommen. Ich ziehe mein Hemd aus, wollte mich sowieso waschen und offenbare damit ein Zeichen. Ein Brandmal an meinem rechten Oberarm, das Zeichen der Fehu. Jenes Zeichen, dass die Schwestern des Mondes, zu denen auch meine alte Freundin gehört, ihren Sklaven einbrennen, während sie diese ausbilden. Es gibt nur einen Mann, der dieses Zeichen trägt und keiner Schwester des Mondes als persönlichen Besitz gehört. `Nun ja, eigentlich gehöre ich ihnen allen, genauso, wie sie mir alle gehören` korrigiere ich mich selbst in Gedanken und dann blicke ich zu meinem Begleiter. Ja, seine Augen werden groß, er erkennt, er weis, er begreift, wer, was ich bin.
Ich bin Taralan. Viele Leute halten mich für einen Unsterblichen, für den Sohn der Liebesgöttin persönlich und angeblich kann ich jede Frau mit einem einzigen Blick verführen. Was davon stimmt, weis nicht einmal ich ganz genau und will es auch nicht wissen. Jeder weis, dass ich viele Sklavinnen mein eigen nenne, zumindest offiziell. Und sie sind keine Sklavinnen im herkömmlichen Sinne, denn das, was sie meinem Wort unterwirft sind weder Ketten noch Peitschen, sondern nur ihre eigenen Bedürfnisse und ihr Wunsch nach Befriedigung.