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德语科幻短篇:Die Schraube

时间:2011-11-25来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: 德语科幻短篇

 Über die Jahre hatte sich die kleine Schraube Nanometer für Nanometer linksherum im Gewinde gedreht. Jede noch so kleine Erschütterung, jeder Luftzug lockte sie zur Freiheit. Nach langer Zeit war der Augenblick gekommen, an dem sie aus ihrer Fassung heraus, auf den blankpolierten Boden mit einem metallischen "Ping" aufschlug, wieder hochsprang, erneut den Boden berührte, kreiselte und dann liegen blieb. Nicht lange danach, fuhr ein Säuberungsroboter vor, der die kleine Schraube kopfschüttelnd aufnahm und in den Behälter mit den wiederverwertbaren Materialien verstaute. Dann wurde es wieder still. 

In der Zwischenzeit hatten kleinste Staubpartikel und Feuchtigkeit begonnen, in das Loch, welches die abtrünnige Schraube in der hermetisch abgeriegelten Kabine zurückgelassen hatte, einzudringen. Es benötigte wiederum mehrere Jahrzehnte, bis es dieser zerstörerischen Mischung gelungen war, das letzte Bollwerk in der Kabine, die zweite Raumabriegelung zu verseuchen. 
Als Luft zum ersten Mal diesen Ort erkundete, schlängelte sie um einen seltsamen Körper, der in diesem Raum untergebracht war. Es war ein Mensch, schlafend, wie es schien. Zwei Schläuche führten in den Mund. Die Luft breitete sich weiter aus und es gelang ihr, entlang einer dieser Leitungen, in das Innere des menschlichen Körpers vorzuschleichen. 
Der Mensch wiederum, ob dieser ungewohnten Eindringlichkeit, begann zu husten und dann zu würgen. Das Wesen schlug die Augen auf. Und schloss sie gleich wieder. 
Der kurze Ausschnitt, den seine Augen in dieser neuen, unglaublich hellen Welt erhascht hatte, zeichnete sich von innen auf seine Lider als weißer Abdruck ab. Seine Gedanken irrten orientierungslos in seinem Kopf umher und fanden keine Bahn, an der entlang sie eine geordnete Richtung einschlagen konnten. Sie schwirrten in dem runden Behältnis wie Luftballons umher, die vom Wind durcheinander getrieben werden. Sie prallten an den Wänden und gegen sich selbst ab, ohne das sie zu Antworten auf seine Fragen führten. 
Doch waren seine Fragen von bedeutender Natur, so dass ihre Nichtbeantwortung, ja sogar der Stillstand auf dem Wege zu ihrer Beantwortung zu einer vollständigen Blockade seiner Aktivitäten führte. Er musste sich zwingen, die ausgebrochenen Gedanken einzufangen, andernfalls wäre er in den Zustand hemmungslosen Durcheinanders verfallen. 
Bis heute Morgen bestand sein Selbsterkenntnisweltbild aus ihm und seinem visuellen Unterstützungsprogramm, kurz VISUP genannt. Sein VISUP war sein bester Freund, seine beste Freundin, sein ständiger Begleiter, mit dem er schlief, aufstand, arbeitete, seine Freizeit verbrachte, der ihn bei Meetings, Gesprächen, Sport, Theater, bei Freude und Kummer, bei Erfolg und Niederlagen stets begleitete. 
Aber was er jetzt für einen kurzen Augenblick sehen musste, ließ ihn an der Existenz seiner Welt zweifeln. Er musste aufpassen, dass seine so mühsam eingefangenen Gedanken nicht wieder in Panik durcheinander gerieten. 
Er wagte nicht die Augen nochmals zu öffnen. Möglicherweise war es ein Traum gewesen. Er atmete tief ein und seine angespannten Muskeln begannen vor Erleichterung nachzugeben. 
Wenn nur diese kleinen Zweifel nicht wären, die nun, nach der Welle der Entspannung, versuchten, in seine, wieder heile, Gedankenwelt einzudringen. 
Was, wenn es doch kein Traum gewesen war, stichelten sie. Die einzige Möglichkeit sich endgültig zu überzeugen blieb, die Augen erneut zu öffnen. 
Das behagte ihm nicht und er begann, sich wie eine Schlange zu winden. Doch gab es keinen anderen Ausweg, wenn er die kleinen Zweifel verstummen lassen wollte. 
Er öffnete zunächst nur das linke Auge, ein wenig, und blinzelte durch den Spalt. Das, was er schemenhaft erblickte, bestärkte seine schlimmsten Befürchtungen. Jedenfalls war es kein Traum gewesen. Er öffnete beide Augen. 
Er sah einen Mann, der ihn verwundert anstarrte. Ungläubig und unfreundlich. 
Irgendwann erkannte sein strapazierter Verstand, dass sein Gegenüber kein anderer Mensch war, sondern sein eigenes Abbild, das sich vor dem glänzenden Hintergrund der Scheibe widerspiegelte. 
"So sehe ich also aus?" fragte er sich verwundert, denn in der anderen Welt, in der er bisher gelebt hatte, war sein Antlitz ein anderes, seiner Meinung nach schöneres. Aber welches von den beiden war wirklich? Er verwarf die Überlegungen für eine Antwort auf die Frage und konzentrierte sich auf das Beobachten und Begreifen des übrigen Geschehens, dass seiner neuerlichen Erkenntnis unausweichlich folgen musste. 
Er betrachtete die nähere Umgebung und fand, dass er in einer Art Kasten steckte, der in einem länglichen Raum, einem Flur gleichend, stand, dessen Wände in dunkelgrüner Farbe eingetaucht waren. An der gegenüberliegenden Wand standen ähnliche Kästen. 
Er versuchte die Kabinentür aufzudrücken. Sie bewegte sich nicht. Er zog an den Leitungen, die aus seinem Mund hingen. Sie bewegten sich kaum und außerdem schmerzte es auf unangenehm widerliche Weise, als ihre Enden sich durch seinen Schlund zogen. 
Er betrachtete die Alternativen. Es war offensichtlich, dass seine bisherige Welt nicht die wirkliche war, zumindest nicht die Welt war, wofür er sie gehalten hatte. Er versammelte seinen ganzen Mut und riss mit einem Ruck die Schnüre aus ihm heraus. Es gab einen kurzen, aber intensiven Moment des Schmerzes, der aber nicht anhaltend war und mit der Erleichterung bei seinem Nachlassen entschädigte. Zischend beschwerte sich eine der Leitungen über die grobe Behandlung, die ihr widerfahren war. Die andere spuckte lediglich ein wenig Flüssigkeit aus dem nun freiliegenden Ende und zuckte dabei klaglos vor sich hin. Angeekelt stampfte er mit beiden Füßen auf die Schläuche am Boden der Kabine. 
Es blieb wenig Platz in seinem Gefängnis, wie er den Kasten nennen musste, so dass es ihm nicht möglich war, Raum zum Ansturm gegen die geschlossene Öffnungsmöglichkeit zu gewinnen. Es blieb ihm lediglich übrig, mit schaukelnden Bewegungen gegen die gegenüberliegende Wandseite Schwung zu holen, um dann mit seinen Schultern die Tür zu bedrängen, jedoch ohne Erfolg. 
Plötzlich kamen Geräusche den Flur entlang. Zwei weiße Roboter näherten sich und hielten vor seiner Kabine. Der eine der beiden fuhr einen Greifer aus und schloss damit beide Türen der Kammer auf. Sie ergriffen den Mann und zogen ihn ohne weitere Erklärungen und entgegen seinem trotzigen Widerstand heraus und nahmen ihn mit sich. Beim Hinausfahren brummelte der eine noch, "Menschen sind furchtbar störanfällig, es ist eine Plage mit ihnen". Der andere nickte nur verständig. 
Es waren Reparaturroboter, die den Mann in eine neue, intakte Kabine brachten, ihn wieder an Leitungen anschlossen, die Türen hermetisch verriegelten und vorsichtshalber alle Schraubverbindungen nachzogen. Ihre Programmroutine lief noch immer exakt so ab, wie sie vor Jahrhunderten, ironischerweise und ausgerechnet von unserem Freund, dem Mann aus der defekten Kabine, programmiert worden war. Aber das hatte er schon lange vergessen. 
Wie die anderen, gut einhundert Menschen ebenfalls, die vergessen hatten, was Wirklichkeit war und ihre Träume, die sie mit den VISUPs erlebten, als Realität bezeichneten und verstanden. So hatten sie es vor vielen hundert Jahren beschlossen, als sie die letzten Überlebenden der Rasse Mensch waren. 
Sie waren des Kampfes um den Fortbestand müde geworden und errichteten in einem unterirdischen Labor, ein von der restlichen Umwelt abgeschlossenes System, in dem sie die Zeit, träumend von einem besseren Leben, verbringen konnten. Sie sorgten dafür, dass alle lebensnotwendigen Aufgaben durch Roboter und Maschinen erledigt wurden. 
Die Reparaturroboter behoben Störungen und Unfälle und durch die besondere Ernährung und die abgeriegelten Kabinen alterten die Menschen kaum und so ist im Übrigen sehr wahrscheinlich, dass die Gemeinschaft der letzten überlebenden Menschen, wenn dies hier selbst kein Traum sein sollte, noch irgendwo von der unwirklichen Wirklichkeit träumen. 
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