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德文短篇:Adlerwarte

时间:2011-10-31来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: 德文短篇

 Als Karl zum Fenster hinaus schaute, konnte er nicht ahnen, in welcher Weise sich ihre Wege kreuzen würden. Sein Blick ruhte auf dem Alten Turm aus dem frühen 14. Jahrhundert. In der späten Nachmittagssonne strahlte das denkmalgeschützte Bauwerk eine besondere Ruhe aus. 

Zur gleichen Zeit saß Sheryll im ICE von Köln nach Frankfurt. Seit der Fertigstellung der neuen Schnelltrasse beträgt die Fahrtzeit nur noch 77 Minuten. Aber sie achtete nicht auf die Geschwindigkeit. Ihre Gedanken kreisten um die Fertigstellung des Projekts. Auch sie konnte nicht ahnen, in welcher Weise sich ihre Wege kreuzen würden. 
Im Internet surfte sich Sheryll durch verschiedene Links, aus denen sie Informationen in ihr Projekt mit einbauen könnte. Sie hatte eine leitende Aufgabe für eine Werbekampagne übernommen, die kommende Woche gestartet werden sollte. Sheryll liebte das Zugfahren - bot es ihr doch die Möglichkeit, im Gegensatz zum Autofahren, das Notwendige mit dem Nützlichen zu kombinieren. Hatte sie einmal ihren Platz im Zug eingenommen und ihr Notebook eingeschaltet, dann konnte sie sich sehr gut auf ihre Arbeit konzentrieren. 
Leider gestaltete sich ihre Suche im Internet als sehr lästig, da der ICE auf dieser Strecke so viele Tunnel - es sind genau 30 Stück - zu durchfahren hatte und ihr Handy-Internet-Anschluss dann jedesmal zusammenbrach. So entschloss sich Sheryll, stattdessen in ihrem Präsentationsprogramm weiterzuarbeiten. Die Zeit verging wie im Fluge..... 10 Minuten vor dem Erreichen des Frankfurter Hauptbahnhofes packte Sheryll ihr Notebook und ihre übrigen Unterlagen zusammen in ihr Köfferchen und begann sich auf den Ausstieg vorzubereiten. Was für sie Routine und Gewohnheit war, erregte bei fremden Menschen doch immer wieder Aufsehen.... Sheryll hasste es, ständig angestarrt zu werden von neugierigen oder mitleidigen Blicken. 
Sie war das, was der Volksmund einen "Krüppel" nennt - ihre Gliedmaße an Armen und Beinen waren von ihrer Geburt an verbogen, die Beine unterschiedlich lang, so dass sie sich nur mittels einer besonderen Krückenkonstruktion fortbewegen konnte. Außerdem war sie alles andere als eine Schönheit - ihr Gesicht war ebenfalls leicht verzerrt und wirkte manchmal wie aufgequollen. Trotzdem vermochte sie durchaus, sich ohne Hilfe anderer Menschen zurecht zu finden, was letztere jedoch oftmals aus falsch verstandenem Mitleid nicht wahrhaben wollten. So erhob sich auch heute ein älterer Herr, um ihr zu helfen - wie immer lehnte sie die Hilfe in freundlichem, aber bestimmtem Tonfall ab. 
Das Schlimme an ihrer Behinderung war nicht die Behinderung, schließlich kannte sie es nicht anders, sondern der Umstand, dass ihr ständig mit Mitleid begegnet wurde. Ihre sozialen Kontakte waren aus diesem Grunde auch nicht besonders vielfältig - privat ging sie nur selten aus dem Haus und beruflich konzentrierte sie sich auf ihre Arbeit und hatte dabei viele Erfolgserlebnisse, denn sie lieferte gute Arbeit. 
Der ICE kam langsam zum Stehen. 
Karl genoss die Sicht auf den Alten Turm, erhob sich dann von seiner Bank am Rheinufer von Rüdesheim und ging langsam Richtung Bahnhof, um zurück nach Frankfurt zu fahren. Er hatte Urlaub und sich einen Ausflug in dieses idyllische Städtchen am Rhein gegönnt, wo er die Adlerwarte besuchen wollte und außerdem auch dem Rheingauer Weinmuseum in der über 1000 Jahre alten Brömserburg einen Besuch abgestattet hatte. 
Am Frankfurter Hauptbahnhof angekommen richtete er seine Schritte Richtung Altstadt, wo er eine schöne Dachgeschosswohnung besaß. Er freute sich bereits darauf, sich gleich mit einem Glas Rotwein auf seinen Balkon zu setzen und die Abendsonne noch ein wenig zu genießen. Plötzlich hörte er von einer Seitenstraße aus eine Stimme in brutalem Tonfall ausrufen: "So eine wie du ist es doch gar nicht wert zu leben - weg mit dir!" Er blieb stehen und im nächsten Moment schrie eine Frau auf. Er eilte hin. Mehrere junge Männer in schwarzen Lederklamotten hatten einer jungen Frau ihre Krücken weggerissen, sie zu Boden geworfen und begannen gerade auf sie einzutreten. Karl brüllte so laut er konnte: "Hört sofort auf damit!" Gleichzeitig hörte man in der Nähe einen Polizeiwagen mit Sirene fahren - die Kerle ergriffen sofort die Flucht. 
Sheryll lag wimmernd am Boden und Karl half ihr auf und holte ihre Krücken wieder heran, von der eine im Straßengraben und die andere einige Meter entfernt lag.
"Danke!" Sheryll zitterte am ganzen Körper. Irgendwie schämte sie sich jetzt, dass sie die Hilfe anderer Menschen immer so verachtet hatte - jetzt war sie wirklich froh, dass dieser Mann gerade in der Nähe gewesen war und ihr zur Hilfe kam - weiß Gott, was diese gewalttätigen Kerle noch mit ihr gemacht hätten.....
"Sind Sie verletzt?" fragte Karl besorgt. 
"Nein, ich bin OK, glaube ich." erwiderte Sheryll unsicher. 
"Wir sollten sofort zur Polizei gehen und Anzeige machen!" Karl war sichtlich erregt über so viel skrupellose Gewalt. Sheryll ergriff ihr Notebook, das sie sich wie ein Schutzschild vor den Körper gehalten hatte, und erwiderte: "Das bringt doch sowieso nichts - ich habe ja nicht mal ihre Gesichter sehen können, sie haben mich sofort zu Boden geschlagen, ich könnte sie nicht mal mehr wiedererkennen. 
Karl musste zugeben: "Ich leider auch nicht, es ging alles so schnell und ich habe sie eigentlich nur von hinten weglaufen sehen. - Kommen Sie, darf ich Sie auf eine Tasse Kaffe einladen, auf den Schreck hin?" 
Sheryll zitterte immer noch. "Danke, das ist sehr nett von Ihnen. Aber ich möchte Sie nicht unnötig aufhalten!" 
"Es wäre mir aber ein Vergnügen!" antwortete Karl, und so gingen sie weiter Richtung Altstadt und setzten sich in eines der Straßencafés. 
"Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt - mein Name ist Karl Berger." - "Sheryll Hofmann." - "Wohnen Sie hier in der Stadt, Frau Hofmann?" - "Ach, nennen Sie mich ruhig Sheryll. Ich wohne ungefähr 15 Minuten von hier. Ich war beruflich in Köln, um Recherchen für eine Kampagne zu machen, die ich beruflich gerade ausarbeite." - "Dann sind wir ja fast Nachbarn, ich wohne drei Parallelstraßen weit von hier entfernt", lächelte Karl. "Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar für Ihre Hilfe", meinte Sheryll. "So etwas wie heute ist mir noch nie passiert!" Ihre Stimme bebte. 
"Wir sollten doch Anzeige gegen unbekannt erstatten.....", erwiderte Karl, immer noch erbost über so viel Dreistigkeit. 
Die Serviererin brachte den Kaffee und dazu heiße Waffeln mit Sauerkirschen und Schlagsahne. "Ich habe heute einen Ausflug nach Rüdesheim gemacht", erzählte Karl. "Wissen Sie, ich bin Lehrer für Biologie und Geschichte und interessiere mich sehr für alte Städte und Bauwerke, für Museen, Kunst und Kultur." - "Interessant", antwortete Sheryll, "kennen Sie auch die Adlerwarte?" "Oh ja, gerade da bin ich heute gewesen - das ist wirklich beeindruckend. Sie befindet sich gar nicht weit vom Niederwald-Denkmal entfernt." - "Ich war zwar noch nie dort, aber ich habe viel davon gehört und gelesen", meinte Sheryll. 
Karl erklärte ihr: "Man kann dort alle möglichen Greifvögel beobachten, auch Eulen." 
Sheryll und Karl merkten gar nicht, wie rasch die Zeit verging. Der Kaffee war längst ausgetrunken und von den Waffeln war auch nichts mehr übrig. 
Karl hatte sich selten so wohl gefühlt in der Gesellschaft einer Frau - und umgekehrt lebte Sheryll förmlich auf, was ihr in dieser Art auch noch nie passiert war. 
Die Serviererin kam zum Abkassieren. "Wollen wir noch ein bisschen spazieren gehen?" fragte Karl. 
Sheryll genoss es, dass dieser Mann ihr keinerlei falsches Mitleid entgegen brachte, dass ihn ihre Gedanken und Ansichten interessierten und er offensichtlich Freude daran hatte, Zeit mit ihr zu verbringen. 
So gingen sie noch ein wenig durch die Frankfurter Altstadt, Sheryll auf ihren Krücken, er dicht neben ihr. "Ich würde Sie sehr gern noch auf ein Glas Rotwein zu mir einladen - ich wohne gerade da drüben in dem Haus - aber ich möchte nicht aufdringlich wirken....". 
Sheryll überlegte einen Augenblick. Irgendwie war das alles so unwirklich für sie, wie im Traum, aber gleichzeitig sehr real. "Ich würde Ihre Einladung gern annehmen!" lächelte sie schließlich. 
Karl war überrascht, wie gewandt Sheryll mit ihren Krücken die drei Treppen bezwang. 
Er öffnete seine Wohnungstür und zeigte ihr den Weg zum Balkon, der um diese frühabendliche Zeit, wo sich in den Räumen die Wärme des Tages gestaut hatte, besonders angenehm war. 
Er öffnete eine Flasche Wein und setzte sich zu ihr. 
Sie verbrachten einen sehr schönen Abend miteinander, wobei ihnen der Gesprächsstoff nicht auszugehen schien. 
Karl war ein mittelgroßer, dunkelblonder schlanker Mann mit blauen Augen - er hatte Sheryll auf den ersten Blick gefallen. Und was das Merkwürdige war: Zum ersten Mal fühlte sie sich in Gesellschaft eines Mannes trotz ihrer Behinderung und ihres Aussehens richtig glücklich... während Karl von Stunde zu Stunde mehr bewusst wurde, wie interessant diese Frau vor ihm doch war. Sie war ganz sicher nicht das, was man sich unter einer attraktiven, hübschen Frau vorstellt - aber sie besaß einen Glanz, eine innere Schönheit, für die er keinen Ausdruck fand und die er bisher noch bei keiner anderen Frau gefunden hatte. 
Diese innere Schönheit weckte intensive Gefühle der Zuneigung in ihm. 
Es war schon sehr spät, als Sheryll sich verabschiedete. 
Sie verabredeten, am nächsten Tag, sobald Sheryll ihre Arbeit erledigt hatte, gemeinsam Mittag essen zu gehen. 
An diesem Abend lag Karl in seinem Bett mit einem warmen Gefühl aufkeimender Liebe in seinem Herzen - und wünschte sich plötzlich nichts sehnlicher, als Sheryll neben sich liegen zu haben..... 
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