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Schlupps der Handwerksbursch:Von einer Heirat

时间:2023-07-28来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Schlupps der Handwerksbursch
Schlupps fuhr indes in die Welt hinein, machte sich gute Tage und sparte nicht an Geld; denn er meinte, der Beutel lange ewig. Eines Tages aber sah er, daß nur noch wenige Goldstücke darinnen waren und er sehen mußte, sich Geld zu verschaffen. Er war indeß schon ein gut Stück in der Welt herumgekommen, denn mit Wagen und Pferden ging es schneller als auf Schusters Rappen. Einkehr hielt er des Nachts selten in Wirtshäusern, meistens bat er die Bauern, bei ihnen sein Gespann einstellen zu dürfen, dieweil er ein armer Fuhrmann war, der daheim Weib und Kind hatte. Er wolle gern den Hafer für sein Pferd und die Abendsuppe für sich bezahlen. Da aber die Leute, besonders die Frauen, mit ihm Mitleid hatten, wenn er gar zu beweglich von seinen sechs hungrigen Kindern daheim erzählte, gaben sie ihm um Gotteswillen, was er sich ausbat, und was er des Nachts sparte, ließ er des Mittags im Wirtshaus draufgehen.
 
So kam er einmal abends in ein Dorf und hielt gleich bei [21]dem ersten Bauernhof um Nachtherberge an. Der Bauer aber war der Dorfschulze und gar hochmütig. »Hab kein Wirtshaus für herumziehendes Volk,« brummte er. »Brauche meine Ställe alleine,« und jagte den Fuhrmann fort. Der traute sich nicht so bald wieder zu fragen, zog langsam weiter und horchte, wie die Hunde hier gar so bös bellten. »Scheinen ungute Leute im Dorf,« dachte er, »tät ihnen not, daß ich sie mit meinen Launen und Schwänken hobelte, damit sie an mich denken.«
 
Da sah er abseits ein Gehöft, von dessen niederm Dach die Schindeln morsch herunterhingen. Er fuhr hin, stieg ab und spähte durch das Tor. Auf dem Brunnenrande saß ein Mädchen, den Kopf hatte es in die Schürze gesteckt und man hörte, daß es bitterlich weinte. »Jungfer, was fehlt Euch?« fragte Schlupps. Sie fuhr hoch und sah erschreckt zu dem Manne auf; als sie aber in ein gutmütiges Gesicht blickte, faßte sie sich ein Herz und fragte ihn, was er wolle. Er erzählte ihr, daß er Nachtlager suche, denn die Wirtshäuser wären zu teuer.
 
»Kommt nur herein,« sagte sie. »Ich fürchte Euch nicht. Stehlen könnt Ihr mir nichts. Meine letzte Ziege ist gestern gefallen und mir werdet Ihr wohl kein Leid antun. Und wenn auch, das Sterben ist mir nicht unlieb; denn das Leben ist mir verleidet.« »Redet nicht so gotteslästerlich,« sprach er ernst. »Erzählt mir Euren Kummer, vielleicht kann ich Euch helfen.«
 
»Wißt,« hub sie an zu erzählen. »Der Hans und ich lieben uns schon lange. Der Hans ist der Schulzensohn und wollte [22]mich zu seinem Weibe machen, aber sein Vater ist gar reich und hochmütig und hat den Hans mit der reichen Bäckertochter versprochen. Die ist häßlich und böse; ein freundliches Wort gönnt sie keinem Menschen. Wäre sie gut, wollte ich ihr den Hans gern lassen und für immer fortgehen, daß mich der Hans nicht mehr sieht und meiner vergißt. Aber, da ich weiß, was für eine Garstige sie ist, drückt mir der Kummer das Herz ab. Wie der Hans seinem Vater trotzte und sagte, er wolle nur mich haben, lachte der Schultheiß spöttisch und meinte: »Die Eve, die so arm ist, daß sie nicht einmal ihre Hochzeit ausrüsten kann und die Gäste Essigwasser anstatt Wein zu trinken bekämen! Wenn aus der Eve ihrem Brunnen roter Wein kommt, darfst du sie heiraten!« Das ist natürlich eitel Gerede gewesen; denn er weiß, daß so was nie möglich ist, und jetzt ist der Hans mit der Bäckin aufgeboten und Sonntag ist Hochzeit.«
 
»Tröstet Euch,« sagte Schlupps. »Es gibt Burschen, die gewiß noch schöner sind als der Hans. Ihr werdet einen anderen finden.« »Nimmermehr,« rief Eve. »Lieber in den Brunnen!« »Wartet ab und verliert die Hoffnung nicht; vielleicht weiß ich Rat. Legt Euch zu Bett, verschließt Eure Kammertür und vertraut auf Gott. Ich will im Stall bei meinen Pferden schlafen und ihnen den Hafersack umhängen.«
 
Als das Mädchen in seine Kammer gegangen war und es still im Hofe ward, ging der Bursche in die Gerätekammer, holte eine Schaufel und fing an, ein großes Loch im Hof zu graben und daneben noch eins. In die beiden Löcher [23]aber tat er die Fässer mit saurem Wein, deckte Erde darüber und Steine, und das Faß mit rotem Wein versenkte er in den Ziehbrunnen. Dann legte er sich zu seinen Pferden auf die Streu und schlief ein.
 
Am andern Tage sagte er zu dem Mädchen: »Ich muß noch einmal fortgehen. Laßt meinen Wagen und die Pferde einige Tage bei Euch stehen. Es soll Euch nicht reuen.« »Gern,« gab sie zur Antwort. »Da ist noch etwas Heu und Hafer. Ich hab es nicht not, nehmt Ihr es. Ich will Eure Pferde wohl versorgen, wenn Ihr fort müßt.« Da verabschiedete sich Schlupps, ging in das Dorf und geradezu in den Bäckerladen, wo die Bäckertochter fein aufgeputzt da saß. »Was wollt Ihr?« fragte sie barsch. »Ein Brot,« sagte der Handwerksbursche demütig. »So nehmt, zahlt und macht, daß Ihr fort kommt. Braucht mich nicht so anzusehen.« – – – – – »Verzeiht Jungfer,« stotterte Schlupps und tat arg verlegen. »Hätte ich doch mein Lebtag nicht gedacht, daß ich des Kaisers von Welschland Frau hier leibhaftig vor mir sehen würde.« »Wen?« fragte die Bäckerstochter, und der Hochmut fing an, sich in ihr zu regen.
 
»Des Kaisers von Welschland Gemahlin, leibhaftig. Muß ich sie doch kennen, bin oft genug im Schloß gewesen und hab ihr gar prachtvolle Kleider gemacht. Denn wißt, ich bin ein tüchtiger Schneidermeister und hätte es können in Welschland weit bringen. Doch, wie es geht. Wollte wieder ins Vaterland. Hab aber oft zurückgedacht an die schöne Königin. Wenn Ihr Kleider hättet wie die – weiß Gott! Keiner tät wissen, daß Ihr nicht eine Prinzessin seid und [24]daß Eure Wiege hinter den Mehlsäcken gestanden hat. Könnt Ihr mir nicht künden, wie Ihr heißt? – –« »Grit,« sagte sie und versuchte, recht holdselig zu lächeln, es wollte ihr aber nicht gelingen; denn die oberen Zähne hingen ihr über die unteren herab und so machte sie mehr ein Grinsen, denn ein Lächeln. »Grit,« wiederholte sie.
 
»Kann so was sein?« rief Schlupps. »Gibt es Wunder? Genau so hieß die Königin. Wer weiß, vielleicht hat mich der Zufall nicht umsonst hergeführt und der Prinz Xaver, der immer eine Frau sucht, die wie seine Mutter aussieht, seufzt nicht vergebens. Gewiß ist Euer Herz noch frei, Jungfer?«
 
»Das ist es eben,« sagte sie wehleidig. »Am Sonntag soll ich ehelichen, den Hans vom Schultheiß. Er hat mir soweit ganz gut gefallen, besonders weil ich ihn der Ev’, dem dummen Ding, nicht gönnte.« – –
 
»Was?« rief der Handwerksbursche erstaunt. »Ist so was möglich? Einem Bauern wollen sie Euch zum Weibe geben und seid doch nur für einen Prinzen geschaffen? Ei, hätte nicht gedacht, daß Ihr so herunterstieget. Aber um Eines bitte ich Euch. Laßt mich das Brautkleid machen, genau wie es die Königin trug, damit die Leute sehen, wen sie vor sich haben.«
 
Deß freute sich Grit, denn es verdroß sie schon lange, daß sie zur Hochzeit daher kommen sollte wie jede Bauernmagd. Jetzt sollte der Hans sehen, was eine reiche Braut vermochte, und die Eve sollte vor Neid bersten.
 
»Erzählt mir, wie das Gewand war,« bat sie. »Aus den [25]besten Stoffen,« erzählte das falsche Schneiderlein, »ein Unterkleid von gelbem Tuch, dazu ein Obergewand von rotem Sammet, die Ärmel gepufft aus heller Seide und alles fein mit bunten Bändern ausstaffiert. Auf dem Kopfe eine vier Ellen hohe Mütze aus Seide und Pelz und daran einen Schleier, so lang als Ihr seid und noch darüber, und die Schuhe – – die Schuhe, die waren mit dicken grünen Perlen besetzt. Eine goldene Kette lag um den Hals, die ging bis auf den Gürtel, und der war aus purem Golde mit bunten Steinen verziert. So müßt Ihr es auch haben. Wartet nur Ihr Bauern,« und er drohte mit der Faust hinaus in die Luft, »ich will Euch zeigen, wie man eine Prinzessin zu behandeln hat.«
 
»Aber werdet Ihr das Alles so schnell nähen können?« fragte Grit zweifelnd. »In vier Tagen ist Hochzeit.«
 
»Nichts leichter als das,« lachte Schlupps. »Hab in Welschland doch anderes leisten müssen. Gebt mir Wagen und Pferd, so fahr’ ich in die Stadt und kaufe alles ein. Wundert Euch nicht, wenn ich erst morgen Abend wiederkomme; denn es wird schwer halten, alles im Städtchen zu finden. Damit Ihr aber sicher seid, daß ich wiederkehre, lasse ich mein Felleisen da. In dem ist mein Fingerhut, und wenn ich den nicht habe, kann ich nichts machen. Hütet Euch jedoch, das Felleisen zu öffnen. Es ist mit einem Zauberspruch geschlossen, und wer es öffnet, wagt sein Leben.« Grit, deren Hoffart immer mehr stieg, gab ihm heimlich ihres Vaters Wagen und Pferd und einen großen Sack Geld; den wollte sie eigentlich dem Hans als Brautgabe [26]mitbringen. »Braucht davon, so viel Ihr für gut findet,« sagte sie. Denn wenn sie auch keinem etwas gönnte, so war ihr für sich selbst nichts zu viel, und sie scheute nicht Geld und Gut, wenn es ihre Schönheit galt. Meinte sie doch, daß ihr kein Mädchen im Dorf gleich käme, und wußte nicht, wie die hakige Nase garstig aus den knochigen Wangen herausstach, und der Hans fürchtete sich so vor dem spitzen Gesicht, daß er seiner Braut noch nie einen Kuß gegeben hatte und stets wehmütig an Eves rundes, frisches Gesicht mit den braunen Augen dachte.
 
So fuhr Schlupps davon. Hans aber kam auf seines Vaters Weisung, seine Braut zu besuchen und allerlei mit ihr wegen des Hausrats zu besprechen. Der Schultheiß kam selbst auch hinzu, um die künftige Tochter wegen der Hochzeit zu befragen. Er wunderte sich nicht wenig, wie Grit hoffärtig und spitz immer davon sprach, daß es eine Gnade für Hans sei, wenn sie ihn nähme, und daß sie für Höheres geboren wäre. »Na, hoch genug liegt unser Hof ja,« sagte der Schulze scherzhaft, er verstand noch immer nicht, wo sie hinaus wollte. »Laßt die Späße, Schultheiß,« gab sie giftig zurück. »Wenn ich erst Bäuerin auf dem Hof bin, werden wir sehen, wie hoch Ihr seid. Da habt Ihr nichts mehr dort drein zu reden. Am besten wär’s, Ihr gäbet Hans gleich Haus und Hof und zöget aus. Für drei Leute ist der Hof zu eng.« – –
 
Da sah Hansens Vater, was für eine Böse die neue Schwiegertochter war, schlug die Türe zu und ging heim. »Noch ist nicht aller Tage Abend,« brummte er. Und der Zufall [27]wollte, daß ihm die Ev begegnete, wie sie so bescheiden und sittig durch das Dorf schritt. »Hätte ich der doch den Hans gegönnt,« dachte er, »das wäre eine bessere Hausfrau geworden, als die übermütige, häßliche Bäckerstochter,« und weil er im Grunde nicht geldgierig, nur stolz und rechthaberisch war, tat ihm jetzt die Eve leid. Sie hatte mit so traurigen Augen auf ihn geblickt. –
 
Schlupps fuhr indeß in die Stadt, kaufte allerlei Stoffe, alles vom Gröbsten und Schlechtesten, ging zu einem Schneidermeister und sprach: »Meister, mach Er mir bis morgen ein Gewand. So und so muß es sein« und beschrieb, wie er es haben wollte. »Das kann nicht sein,« widersprach der Meister, »das wäre eine gar traurige Arbeit, und man würde mich darob mit Schimpf und Schande aus der Zunft jagen. Gebt mir acht Tage Zeit und es soll genäht und gebügelt sein, wie es sich gehört.« »Bis morgen muß ich es haben,« beharrte Schlupps. »Tut Ihr es nicht, tut es ein anderer; auf Geld soll es mir nicht ankommen,« und legte ein Goldstück auf den Tisch. »Näht wie Ihr wollt, und wenn ein Stich auch dem andern zuruft: »halt Bruder, lauf nicht davon,« so soll es nichts ausmachen. Es braucht nicht lange zu halten und wenn die Ärmel nur lose darin hängen und die Nähte bald springen, so ist das Ausziehen um so leichter und man braucht nicht viel Haken aufzumachen.« »Auch gut,« überlegte der Meister von der Nadel. »Gewiß ist das unehrliches, fahrendes Volk; denn ein Bürgerkind zög ein solches Narrengewand nicht an;« rief seine Gesellen herbei und versprach, rechtzeitig fertig zu sein. [28]Konnte sich aber nicht genug wundern, was für schlechte Tuche ihm zu Händen kamen, denn statt Sammet hatte der Schalk grobe Linnen mit roter Farbe anstreichen lassen.
 
Den Schmuck aber ließ er beim Blechschmied aus Blech und Messing machen und in den Gürtel Glasstücke hineinsetzen. Der Schleier war so groß wie ein Fischernetz, und der Beutel wurde, nachdem alles eingekauft war, nur um ein Weniges erleichtert. »Das Geld hast du dir sauer verdient,« dachte Schlupps und streichelte den Geldsack zärtlich. Wie er am folgenden Abend heimkehrte, stand die Bäckerstochter auf der Landstraße und erwartete ihn. »Steigt auf, schöne Grit,« rief Schlupps. »Laßt Euch erzählen.« – Er berichtete, wie er überall herumgelaufen sei, bis er alle Stoffe gefunden habe, dafür wären sie auch vom besten und feinsten. Jetzt wolle er aber die ganze Nacht fleißig sein; denn bis morgen müsse sie ihr Gewand haben. Den Packen trug er dann eilends auf die Kammer, die ihm die Grit eingeräumt hatte, schloß zu und steckte den Schlüssel ein. Dann ging er fort in das Wirtshaus. Da saßen die Mannsleute des Dorfes, alte und junge, und in ihrer Mitte der Schulze und Hans; denn heute sollte der Bursche noch einmal das Ledigsein feiern, wie es Brauch war am Ort.
 
»Schulze, warum seid Ihr so ernst?« sagte der Wirt. »Muß ich nicht ärgerlich sein?« war die Antwort. »Ich wollte zur Hochzeit von meinem einzigen Sohne etwas draufgehen lassen und hab darum meinen Knecht in die Stadt geschickt nach einem Faß vom besten Roten, wie es ihn hier herum [29]nirgends gibt. Ein Freund hat ihn mir um vieles Geld besorgt. Jetzt schickte der Knecht mit einem Fuhrmann die Kunde her, das Faß sei noch nicht eingetroffen, und er wisse nicht, ob er zur Hochzeit zurück sein werde. Übermorgen ist die Trauung; morgen kommen schon die Gäste, und ich muß ihnen einen gewöhnlichen Wein vorsetzen, wie ihn jeder Bauer im Keller hat.«
 
»Verzeiht, Herr,« mischte sich Schlupps ins Gespräch. »Sollte im Dorf kein Wein zu haben sein? Ich bin Küfer und weiß die verborgenen Quellen wohl aufzufinden.«
 
Alle Gäste horchten auf und der Schulze sagte: »Wenn Ihr mir hier im Dorfe guten Wein schafft, soll es mir auf ein Stück Geld nicht ankommen.«
 
Der Bursche nahm eine Gabel, die auf dem Tische lag, schlug damit an ein Glas, hielt die Gabel an das Ohr und sagte mit geschlossenen Augen:
 
»Ich sehe ein Haus, abseits von der Straße, grüne Fensterladen sind daran, ein Nußbaum steht auf dem Hofe und ein Mägdlein sitzt in der Kammer, ringt die Hände und seufzt: ›Hilf Gott mir armen Waisenkind!‹«
 
Scheu sah alles nach dem Dorfschulzen. Das war ja der Hof der Eve! Der Hans verbarg sein Gesicht, weil er die Tränen, die in seinen Augen saßen, nicht zeigen wollte. »Im Brunnen,« fuhr Schlupps fort, »liegt ein Faß vom besten Roten. linker Hand vom Brunnen sind zwei Steine, wenn Ihr da grabt, so findet Ihr zwei Tonnen Gold. Die aber darf man nur bei Vollmondschein öffnen. Fällt nicht [30]das volle Mondlicht in die Fässer, wenn Ihr sie aufmacht, so verwandelt sich das Gold in sauren Wein.« Dann machte er wieder die Augen auf, sah erstaunt um sich und sprach: »Wo bin ich? Vermeinte doch eben auf einem einsamen Bauernhof zu sein und bin im Wirtshaus. Was bin ich schuldig, Herr Wirt?« »Nichts,« sagte der. »Euer Schöppchen soll Euch gesegnet sein, wenn alles, was Ihr gesagt habt, zutrifft.« Der vermeintliche Küfer dankte und zog ab. Der Dorfschulze ging nachdenklich heim. Käme bis morgen Mittag der Knecht nicht, dann wollte er sehen, ob es sich mit dem Wein so verhielt, wie der Fremde ihm bedeutet. Wenn er das gewußt hätte, daß die Eve heimlich Schätze auf ihrem Hof verborgen hielt, wäre er nicht so widerspenstig gewesen.
 
Am andern Tage sagte Schlupps zu Grit: »Jungfer, Ihr dauert mich. Ich will Euch etwas anvertrauen. Der Prinz Xaver hat mir Wagen und Pferde geschickt, daß ich ihn auf der Brautschau begleite. Es ist zwar ein einfach Gefährt, weil wir unerkannt durch die Lande ziehen wollen, aber ich denke, wenn Ihr das feine Gewand anlegt, braucht der Prinz nicht weit zu suchen. Die Braut ist da und die Hochzeit kann bald gefeiert werden.« Und Grit, der ihr Sinn schon lange nach dem Prinzen stand, rief freudig: »Wenn Ihr mich mitnehmen wollt, es soll Euch Euer Lebtag vergolten werden.« In ihrem boshaften Herzen dachte sie aber: »wenn ich erst Prinzessin bin, muß der Schneider aus dem Land, damit er keinem erzählt, daß ich Mehl gemessen und Brot gewogen habe.«
 
[31]»So hole ich Wagen und Pferd,« meinte Schlupps. »Zieht Euch derweil an und vergeßt auch nicht, die Leinentruhe mitzunehmen,« ging zu Eve, dankte ihr für ihre Gefälligkeit und sagte: »Wenn hier ein Wunder geschieht und du weißt nicht, woher es kommt, so denke, das hat Schlupps getan und sei gegen arme Wanderer immer freundlich. Das aber sage ich Dir: Nimmer wird die Bäckin Hansens Frau, und Dich seh ich im Geiste mit ihm zur Kirche gehen.«
 
Dann fuhr er rasch an das Bäckerhaus, wo die Grit fein aufgeputzt ihn erwartete, lud die Truhe auf und hieß das Mädchen aufsitzen. »Nehmt Euch ein großes Tuch um,« warnte er, »damit die Leute Euch nicht erkennen.« Das tat sie, und wie die Pferde durch die Dorfstraße trabten, wendete mancher den Kopf nach der fremden Frau, die unkenntlich in ein Tuch gewickelt im Wagen kauerte.
 
Wie nun der Knecht nicht kam, beschloß der Dorfschulze, zu Eve zu gehen und nachzusehen, ob der fremde Küfer die Wahrheit gesprochen hätte, nahm aber drei ehrsame Männer als Zeugen mit. Wie er auf den Hof trat, kam ihm die Eve erstaunt entgegen und fragte nach seinem Begehr. »Verzeiht, Eve, wenn wir Euch ungelegen kommen,« entgegnete der Schulze, »aber man hat uns gesagt, daß Ihr im Ziehbrunnen Wein habt. Wollt Ihr mir den zu Hansens Hochzeit verkaufen?«
 
»Daß ich nicht wüßt’,« staunte die Eve. »Hab zwar oft in den letzten Tagen, wenn ich die Eimer hinunter ließ, gespürt, daß etwas drinnen liege; ich meinte aber nicht [32]anders, als es seien Steine von der letzten Schneeschmelze. Schaut zu, ob Ihr etwas findet.«
 
Die Männer stießen mit einer Stange in den Brunnen und fanden Widerstand. Einer holte eine Leiter, kroch hinab und rief: »Ein Faß! ein Faß!« Das holten sie mit vieler Mühe herauf, bohrten es an, und der beste Rote, wie sie ihn noch nie getrunken, floß heraus. Hansens Vater frug Eve, was sie dafür haben wolle. »Nichts,« sagte sie, »denn er ist nicht mein. Soll er aber zu Hansens Hochzeit sein, so nehmt ihn mit Euch, und möchte jeder Tropfen darinnen einen Tag Glück für Euren Sohn bedeuten.« Damit drehte sie sich um, denn sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Auch dem Schulzen, der ein strenger Mann war, stand das Weinen näher wie das Lachen, und er hätte viel darum gegeben, wenn er Geschehenes ungeschehen hätte machen können. »Erlaubt, Eve,« bat er fast demütig, »daß wir im Hof unter den Steinen aufgraben.« »Macht, was Ihr für Recht haltet, Schulze,« sagte sie ganz verwundert über sein Tun; denn er griff selbst nach den Steinen, die linker Hand vom Brunnen lagen, räumte die Erde fort – – und stieß auf zwei große Fässer, grad wie es der unbekannte Mann gesagt hatte.
 
»Eve,« wandte er sich zu dem Mädchen, das immer noch nicht wußte, wie ihm geschah, »Ihr seid die Reichste im Dorfe. Die Fässer sind Goldes voll.« »Was nützt mir das,« schluchzte sie, »hab ich doch das Beste nicht und muß meine Liebe als Sünde anschauen.« »Weiß Gott,« stöhnte der Schulze, »könnt ich mein Wort zurücknehmen, ich tät’s [33]lieber heut als morgen. Aber die Bäckin hebt den Verspruch nimmer auf und so müssen wir das Übel ertragen.« Damit ging er fort, und wenn er auf einen Menschen böse und zornig war, so war er es auf sich selbst; denn die Eve gefiel ihm immer besser und das Wort, das er Hansen gegeben und nicht einlösen konnte, lastete ihm schwer auf der Seele.
 
Die Grit fuhr indessen mit Schlupps weiter, bis sie an eine einsame Waldhütte kamen. »Geht hier hinein,« sagte der Schalk, »in dieser Hütte will mich der Prinz treffen. Setzt Euch auf die Bank; er muß bald kommen, denn um die Dämmerung wollte er hier sein. Ich bleibe bei dem Wagen, daß niemand die Truhe mit Euren Leinenschätzen stiehlt.« »Bin ich erst Prinzessin,« rief Grit prahlerisch, »so trage ich doch nur Seide und Sammt; Leinen ist mir zu gering. Das Könnt Ihr als Lohn für Eure Dienste gleich nehmen!«
 
Damit ging sie hinein und setzte sich auf die Bank, die mit Spinnweb und Staub überzogen war. Weil sie aber sehr müde war, schlief sie bald fest ein. Als Schlupps merkte, daß sie so bald nicht aufwachen würde, hieb er auf die Rößlein ein und fuhr davon, so schnell seine Pferde laufen konnten.
 
Sonntag Morgen läuteten die Glocken zur Kirche, die Mädchen des Dorfes zogen vor das Haus der Grit und wollten sie holen. Der Bäcker stand ratlos da, frug jeden, ob er seine Tochter nicht gesehen habe, die mit der Leinenkiste verschwunden war, tobte und schimpfte und wußte sich ihr Verschwinden nicht zu erklären. Nachdem das ganze [34]Haus vom Keller bis zum Boden vergeblich durchsucht war und man zum Überfluß noch Grits Kleider in der Kammer gefunden hatte, beschlossen die Gespielinnen, dem Bräutigam die Sache zu vermelden, vielleicht daß der Grit ein Unglück zugestoßen sei. Sie gingen in die Kirche, wo schon die Hochzeitsgäste und der Pfarrer standen und auf die Braut warteten.
 
Der Pfarrer riet, sich noch eine Stunde zu gedulden; aber der Schulze sagte: »Nein, Herr Pfarrer. Ist sie nicht da, so ist das Gottes Wille,« und erzählte, wie bös Grit ihm begegnet, wie hochmütig sie den Hans behandelt und was der fremde Wandersmann geweissagt habe. Wie er selbst aber sein ungerecht Tun gegen die Eve bereue. »Dort hinten kniet die rechte Braut,« schloß er und wies auf Eve, die vor dem Altar lag und für Hans allen Segen herabflehte.
 
Da erkannte der Pfarrer Gottes Gnade, trat auf Eve zu, faßte sie an der Hand und sagte: »Eve, willst du alle Kränkungen, die du erduldet hast, vergeben und vergessen und Hansens Weib werden?«
 
Und wie sie die bangen Augen des Herzallerliebsten sah, da leuchtete ihr Gesicht und sie sagte freudig: »Ja, ich will.« Dann traten sie an den Altar, und nie hatte der Pfarrer mit größerer Freude ein Paar eingesegnet wie Eve und Hans. Grit aber schlief im Waldhaus, und wie sie erwachte, schien die Morgensonne hell herein. Als sie aus der Hütte trat und sich umsah, war kein Wagen, keine Pferde, kein Schneider und keine Leinentruhe zu sehen. Ob sie auch [35]schrie und tobte, – – sie kamen nicht und kamen nicht. Da begann sie zu merken, daß der fremde Geselle falsches Spiel mit ihr getrieben, lief weiter und weiter und wußte nicht wohin, bis sie auf einmal den Kirchturm ihres Dorfes sah und den Wetterhahn darauf. Da nahm sie ihre letzte Kraft zusammen, eilte auf müden Füßen vorwärts, bis sie die Kirche erreichte, und riß die Pforte auf, gerade als der Pfarrer das glückliche Paar zusammengegeben hatte. Alle Gäste schrieen auf; denn sie vermeinten nichts anderes, als eine böse Hexe zu sehen. Erst wie sie näher hinschauten, erkannten sie die Grit. Sah die aber aus!
 
Staub und Spinnweb lagen auf ihrem Gewand, an dem die Nähte alle geplatzt waren, daß der hagere, braune Leib herausschaute; die Mütze saß schief auf dem Kopf, die Haare hingen wild um die Stirn, und sie erschien als ein Bild des Jammers. Wirr sah sie um sich, dann stürzte sie auf das Paar, das am Altar stand, los und schrie mit geballten Fäusten: »Falsches Ding, willst du mir meinen Hochzeiter nehmen?« Damit suchte sie die Eve bei Seite zu drängen, die sich voll Angst an Hans klammerte. Der Pfarrer aber trat dazwischen und sprach: »Laßt gut sein, Grit. Hier hat ein Höherer gewaltet. Geht heim, laßt Euch ein ander Gewand anziehen und vom Bader zur Ader lassen.« Denn er meinte nicht anders, als die Grit wäre besessen und hätte den Verstand verloren. So wollte er sie mit gutem Zuspruch aus der Kirche schaffen, damit das Gotteshaus nicht durch Lästerreden entweiht werde. Da lief die verlassene Braut heim, schloß sich in ihre Kammer [36]ein, heulte und schrie. Im Hochzeitshaus aber herrschte eitel Freude und Seligkeit. Von dem Tag an ließ die Grit ihrem Vater keine Ruh; sie wollte aus dem Dorf heraus; denn in ihrer Eitelkeit maß sie sich nicht die Schuld an ihrem törichten Beginnen zu, sondern vermeinte, der Schulze habe ihr einen Streich gespielt, weil sie ihn so hart angelassen.
 
Wie bald darauf der Vollmond schien, beschloß der Schulze, die Fässer zu heben, und weil es eine klare Nacht war, stand dem nichts im Wege. Im Stillen freute es ihn, daß sein Einziger das reichste Mädchen im Dorf gefreit hatte, und er hielt den Kopf noch höher als sonst, wie er jetzt mit Hans und vier kernfesten Männern auf Eves Hof kam. Bald waren die Fässer heraufgeschafft, und der Schulze hob das Beil, um den Deckel zu sprengen.
 
Plötzlich erhob sich ein Wind, graue Wolken jagten daher und zogen über den Mond, gerade als das Beil in vollem Schwunge heruntersauste. Da spritzte es umher, daß des Schulzen Kleider naß wurden, und wie er in das erste Faß sah, floß darinnen weißer Wein und war von Gold nichts zu sehen. Und beim zweiten erging es genau so. Das erkannte der harte Mann jetzt als Strafe für seinen Hochmut und schwieg still. Von der Gasse her aber klang ein höhnisches Lachen, das kam von der Grit, die heimlich in die Stadt fuhr, auf Nimmerwiedersehen. 
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