Eines Tages stand ich wieder am Hafen, den Stab in der Hand und schaute auf das Meer hinaus, als ein großes Segelboot auf mich zukam. Es rollte die Segel ein, legte an und warf den Landungssteg aus.
Die Mannschaft begann, die Ladung abzuladen. Ich stand am Schiff und schrieb alles gewissenhaft auf. Eine Ware nach der anderen wurde an Land gebracht, und es schien mir wirklich, als wäre dieses Schiff unerschöpflich.
Freundlich fragte ich den Kapitän: Ist denn immer noch Ware in deinem Schiff? Es scheint ja unerschöpflich zu sein? Oh ja, entgegnete der Kapitän. Es sind noch Waren im Schiffsraum. Sie gehören einem Kaufmann, der ertrunken ist. Seine Waren aber bleiben uns anvertraut, und wir wollen sie nun verkaufen, und den Preis, den wir dafür erzielen an seine Angehörigen in Bagdad weiter geben.
Da wurde ich hellhörig. Wie war der Name des ertrunkenen Kaufmannes?, wollte ich wissen. Er hieß Sindbad, erwiderte der Kapitän.
Jetzt betrachtete ich den Kapitän aufmerksamer, und ich erkannte ihn wieder. Oh Kapitän!, rief ich. Erkennst du mich nicht? Ich bin Sindbad, der mit euch gefahren ist. Erinnerst du dich, als sich dieser Fisch bewegte und uns alle in die Tiefe riss? Ich ging unter, aber dann fand ich ein Fass und rettete mich auf diese Insel.
Hier bin ich nun Hafenmeister. Der freundliche König Mihrdschan machte mich dazu. Diese Waren in deinem Schiff gehören mir. Ich bin so froh, dich getroffen zu haben, denn ich habe so eine Sehnsucht nach der Stadt Bagdad.
Da erwiderte der Kapitän: Bei Allah, es gibt immer wieder Menschen, die haben überhaupt keine Würde. Was soll das heißen?, fragte ich beunruhigt. Glaubst du meinen Worten nicht? Natürlich nicht, erwiderte der Kapitän. Oder hältst du mich tatsächlich für so dumm? Ich weiß doch genau, kaum erzählt man jemandem von einer kostbaren Ladung, die einem Verstorbenen gehört, kommen gleich ein paar Schwindler und behaupten, sie hätten ein Recht auf das Erbe.
Nein, darauf falle ich nicht herein. Ich erinnere mich zwar nicht mehr an Sindbad, aber ich weiß ganz sicher, dass er ertrunken ist. Und du solltest dich gefälligst besser um deinen Hafen kümmern als um Menschen, die dich nichts angehen.
Ich war furchtbar wütend und hatte nicht übel Lust, diesem Kapitän meinen Stab über den Kopf zu schlagen. Dann aber riss ich mich zusammen. Der Kapitän des Schiffes war immer ein ehrlicher und zuverlässiger Mann gewesen und auch jetzt hatte er nicht vor, sich meine Waren anzueignen, sondern das Geld, was sie brachten meinen Erben auszuzahlen.
Ich sprach freundlich zu ihm, erzählte ihm alles, was sich damals auf dem Schiff zugetragen hatte. Auch die Gespräche zwischen uns, die ja nur er und ich wissen konnten, erzählte ich ihm. Da musste er einsehen, dass ich die Wahrheit sprach.
Er rief den Steuermann zu sich, ein Mann, der ein gutes Gedächtnis hatte, und der erkannte mich wieder. Und nun kamen auch die anderen Kaufleute herbei geeilt, umarmten mich und hörten immer wieder meine Geschichte.
Dann sah ich mir meine Waren an, auf die sie meinen Namen geschrieben hatten. Es fehlte nichts. Wieder und wieder lobte ich den gewissenhaften Kapitän. Dann suchte ich aus meinen Waren die schönsten und kostbarsten Dinge heraus und legte sie dem König Mihradschan zu Füßen.
Der König freute sich und gab mir zu Ehren an seinem Hof ein großes Fest. Dann verkaufte ich meine Waren und kaufte von dem Geld Waren der Insel ein, die die Inselbewohner hergestellt hatten. Dann ging ich noch einmal zum König und dankte ihm für seine Freundlichkeit.
Er war traurig über den Abschied und schenkte mir einen kostbaren Ring zum Abschied. Den trage ich immer noch an meinem Finger.
Dann segelten wir weiter, Tag und Nacht, und Allah begleitete uns. Wir machten einen kurzen Aufenthalt in Bassore, dann aber ging es endlich zurück nach Bagdad, der Stadt meiner Sehnsucht.
Als ich zu Hause war und meine Verdienste für meine Waren durchrechnete, erkannte ich, dass ich ein reicher Mann war. Ich kaufte ein Haus mit einem Garten und lud alle meine Freunde zu mir ein.
Doch anders als früher verlief mein Leben jetzt viel vernünftiger. Ich verprasste mein Geld nicht mehr, dafür aber lebte ich viel glücklicher und dankte Allah für jeden Tag, den er mir schenkte.
Zu der Zeit wusste ich noch nicht, dass die Zeit der Prüfungen für mich noch nicht vorbei war. Ich war zwar weiser geworden, doch nach einiger Zeit überkam mich das Gefühl großer Selbstzufriedenheit. Dabei vergaß ich meine Todesnot auf dem Meer, und die Zeit in der Fremde, den Fisch und die Insel.
Dies ist die Geschichte meiner ersten Reise. Wenn du Morgen noch mehr hören willst, werde ich dir von meiner zweiten Reise erzählen.
Und Sindbad der Seefahrer lud Sindbad den Lastträger zum Abendessen ein. Dann ließ er ihm hunderte von Geldstücken überreichen und sprach zu ihm: Wir danken dir für deine gute Gesellschaft.
Sindbad der Lastträger nahm das Geld dankbar entgegen und kehrte in seine Hütte zurück. Am nächsten Morgen ging er wieder zu dem wunderschönen Garten seines Namensvetters und wurde wieder freundlich empfangen.