Die Geschichte von Ali Baba und den vierzig Räubern
In einer Stadt in Persien lebten einst zwei Brüder. Sie hießen Kasim und Ali Baba. Als eines Tages ihr Vater starb und heim ging in Allahs Reich, hinterließ er ihnen sein Hab und Gut. Dies war nicht viel, denn ihr Vater war nicht besonders reich, doch es reichte aus, eine Grundlage für ein Leben zu bieten.
Die beiden Brüder teilten ihr Erbe gerecht in zwei Teile. Doch so recht waren sie nicht zufrieden, denn sie träumten von Reichtum und Glanz und einem guten Leben. So gaben sie ihr weniges Erbe schnell aus und wurden arm.
Kasim, der Gierigere von beiden, machte es sich einfach. Er heiratete ein dickes wohlhabendes Mädchen, das sehr reich war, und wurde, als der Vater des Mädchens plötzlich starb auf die Art und Weise selbst wohlhabend. Glücklich aber wurde er nicht. Denn statt sich über sein schönes Leben zu freuen, sorgte er sich darüber, er könne wieder arm werden, und so wurde er geizig.
Ali Baba verhielt sich anders. Er lief dem Glück nicht hinterher und so hatte er es schwer, doch sein fröhliches Herz bescherte ihm ein glückliches Leben. Er heiratete ein Mädchen, das sehr schön war, doch war sie ärmer noch als er selbst.
So lebten die beiden in einer ärmlichen Hütte. Ali Baba verkaufte Holz, das er in den Wäldern schlug und mit seinem Esel zum Markt trug. Doch er blieb seinem Charakter treu, war fröhlich, verträumt und fest davon überzeugt, dass es ihm eines Tages besser gehen würde.
Nicht allzu fleißig, aber von guten Träumen begleitet, zog er mit seinem Esel über staubige Straßen. Auf einem Mal kam ihm Reiter entgegen. Sie ritten im scharfen Galopp und waren schwer bewaffnet. Ali Baba erschrak, denn es gab in dieser Gegend viele Räuber im Wald, die ihr Unwesen trieben. Unerschrocken fürchteten sie nicht Tod nochTeufel.
Ali Baba hatte keine Möglichkeit, zu flüchten, und so versteckte er seinen Esel im Gebüsch, kletterte selbst auf einen Baum und versteckte sich zwischen den Zweigen. Durch die Äste beobachtete er das Geschehen.
Neben dem Baum stand ein Felsen. Die Reiter ritten nun direkt auf den Felsen zu und sprangen von den Pferden. Ali Baba beobachtete sie aus seinem Versteck in der Höhe des Baumes und konnte sehen, dass es wirklich Räuber waren.
Vierzig Räuber waren es. Sie schienen eine Karawane überfallen zu haben, und sie planten, ihr Diebesgut in einem Versteck in Sicherheit zu bringen. Zu dem Zweck banden sie ihren Pferden die Vorderfüße aneinander. Danach nahmen sie ihnen die Satteltaschen ab. Ali Baba erkannte, dass die Taschen mit Gold und Silber gefüllt waren.
Einer der Räuber schien der Hauptmann zu sein. Er hatte eine schwere Satteltasche auf der Schulter und schritt durch die Dornen hindurch auf den Felsen zu, an eine bestimmte Stelle. Dann rief er die Worte: „Sesam öffne dich!“
Im selben Augenblick erschien ein Tor im Felsen, und die Räuber öffneten es und gingen hinein. Der Hauptmann trat als letzter in den Felsen hinein. Dann schloss sich die Tür. Lange blieben die Räuber in der Höhle.
Ali Baba unterdessen traute sich nicht, sich zu rühren. Er hatte Angst, dass die Räuber in dem Moment aus der Höhle kamen, wenn er von seinem Baum hinunter kam, und dann konnte er sich sicher sein, von ihnen erschlagen zu werden.
Und dann erschien das Tor wieder im Felsen. Zuerst kam der Hauptmann heraus. Einzeln ließ er seine Männer nach sich heraus treten und zählte sie. Dann sagte er die Zauberworte: „Sesam schließe dich!“
Danach schloss sich das Tor. Der Hauptmann musterte seine Räuber eindringlich, dann legten sie ihre leeren Satteltaschen auf die Pferde, entfesselten sie und ritten im wilden Galopp davon.
Als Ali Baba das Gefühl hatte, dass ihm keine Gefahr mehr drohte, kletterte er vom Baum herunter. „Eine seltsame Sache ist mir begegnet“, dachte er bei sich. „Aber vielleicht ist es genau die Gelegenheit, auf die ich immer gewartet habe. Denn vielleicht öffnet sich die Höhle ja auch in dem Moment, wenn ich das Zauberwort spreche.“
So ging er ebenfalls durch die Dornbüsche auf den Felsen zu und sprach mit lauter Stimme: „Sesam, öffne dich!“ Da erschien erneut das Tor im Felsen und öffnete sich. Und Ali Baba trat in diese seltsame Höhle.
Diese Höhle war riesengroß und wurde von einem seltsamen Licht beleuchtet, das aus einer Wand zu kommen schien. Es war genauso seltsam, wie die Tatsache, dass sich ein Fels zur Seite bewegte.
Die Höhle sah nicht wie eine Höhle aus, sondern wirkte wie eine Zaubergrotte, die von einem Menschen erschaffen war. Es gab dort wunderschöne Tücher und Teppiche, Seide und Leder, Gefäße aus Gold und Silber und Töpfe, die mit Münzen gefüllt waren. Ambra und Aloe, Safran und Sandelholz aber auch Edelsteine wie Smaragde und Saphire, Korallen, Hyazinth, Türkise und Amethyste gab es hier.
Die funkelnden Schätze hatten kein Ende. Ali Baba ging von einem zum anderen und konnte es nicht glauben. Wie viele Diebe waren hier zusammen gekommen, um diesen Berg an Beute zusammen zu tragen? Ein unaussprechlicher Reichtum lag hier.
Als Ali Baba alles gesehen hatte, sprach er zu Allah: „Oh Allerhöchster, erleuchte mein verwirrtes Herz. Ich habe in meinem ganzen Leben nicht das kleinste Kupferstückchen gestohlen, nicht einmal ein Steinchen. Aber ist es Diebstahl, wenn man etwas stiehlt, das schon gestohlen worden ist?
Letztendlich ist es gar nicht schlecht, wenn ich die Diebe bestehle. Die Diebe werden sowieso nicht merken, dass ihnen etwas fehlt, und meiner Frau und mir würde schon ein keines Beutelchen Edelsteinchen zum Glück verhelfen.