Dornröschen 睡美人-2

Nun verbreite sich dieser tiefe Schlaf im gesamten Schloss. Zuerst schliefen der König und die Königin ein, die gerade zurückgekommen waren. Auch der ganze Hofstaat wurde plötzlich müde. Es schliefen die Kühe und Pferde im Stall, die Hühner im Käfig und die Tauben auf den Dächern des Schlosses. Sogar die Stubenfliegen schliefen ein. Das Feuer wurde still und leise und der Braten fürs Mittagessen hörte zu brutzeln auf. Die Magd wurde von der Müdigkeit überfallen, als sie gerade die Hälfte des Huhns gerupft hatte. Der Koch, der dem Küchenjungen soeben eine Ohrfeige verpassen wollte, weil er etwas verschüttet hatte, schlief genau in dem Moment ein, als er mit der Hand ausholen wollte. Sogar der Wind hörte auf zu blasen und die Bäume und Sträucher bewegten sich nicht mehr.

 

Rings um das Schloss fing eine Dornenhecke zu wachsen an. Sie wuchs immer höher und mit jedem Jahr wurde sie dichter. Die Hecke wucherte immer weiter, bis vom Schloss nicht mal mehr die Fahne auf dem Turm zu sehen war. Die Leute im Land wussten natürlich von der Sage der schlafenden Königstocher, die das Volk „Dornröschen“ nannte. Unzählige Königssöhne, die von der schönen Königstochter gehört hatten, gingen zu dem Dornendickicht und wollten es durchdringen. Aber keinem der mutigen jungen Männer gelang es, diese spitze Hecke zu bezwingen und zogen sich blutige Verletzungen zu. Es war, als würden die Dornen von übermächtigen Kräften zusammengehalten. Nach vielen langen Jahren kam ein Prinz vorbeigeritten und lauschte in einem Wirtshaus der Geschichte von Dornröschen und hörte auch, dass hinter der unbezwingbaren Dornenhecke ein Schloss verborgen sein sollte. Es kam ihm zu Ohren, dass schon viele Prinzen vorbeikamen und es keinem von ihnen bisher gelungen war, die Hecke zu überwinden. Da sprach der junge Königssohn: „Ich will es versuchen!“ Er ging zur Dornenhecke, obwohl ihn die Leute davor warnten.

 

Der junge Prinz wusste nicht, dass es gerade der Tag war, an dem die hundert Jahre vergangen waren. Als er zu der Dornenhecke kam, fand er dort schöne duftende Blumen vor, die sich von selbst auseinander taten. Er konnte problemlos zum Schloss gelangen, wo er den gesamten schlafenden Hofstaat erblickte. Er sah die schlafenden Pferde und Kühe, die reglosen Fliegen, die schlummernden Hühner und die Tauben auf dem Dach, deren Köpfe in ihren Federn ruhten. Er erblickte den Koch, der gerade zu einer Ohrfeige ausholen wollte und den schulderfüllten Küchenjungen, die aber beide dabei eingeschlafen waren. Er erblickte eine Magd, die schlafend ein halb gerupftes Huhn in den Händen hielt. Er sah das stille Feuer und den Braten, der noch nicht gar war und das schlafende Königspaar auf ihrem Thron sitzen. Dann stieg er hinauf in den Turm und erblickte Dornröschen auf dem Bett liegen. „Wie schön es ist“, dachte er bei sich und gab ihr einen Kuss. Das hübsche Mädchen erwachte und lächelte den jungen Prinzen freundlich an. Dieser nahm das Dornröschen bei der Hand und stieg mit ihr die Turmstiegen herab. Der König und die Königin saßen freudig auf ihrem Thron, die Pferde und Kühe schüttelten sich und wachten wieder auf, die Tauben streckten ihre Köpfchen aus den Federn, die Hühner gackerten, die Fliegen an den Wänden bewegten sich wieder, das Feuer im Herd brannte und der Braten begann braun zu werden. Der Koch gab dem Küchenjungen die verdiente Ohrfeige und die Magd wachte auf und konnte das Huhn fertig rupfen. Da der junge Königssohn und das Dornröschen sich ineinander verliebt hatten, wurde bald eine prächtige Hochzeit gefeiert. Und alle lebten vergnügt und glücklich bis an ihr Lebensende.

 

Fragen zum Märchen: Dornröschen

 

1. Wer hat das Dornröschen verwunschen?

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2. Wann sollte der böse Wunsch in Erfüllung gehen?

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3. Wer konnte den Fluch noch abmildern?

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4. Was geschah, als sich der Fluch verbreitete?

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5. Was geschah, als der Prinz Dornröschen küsste?

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6. Was passierte, als der Koch wieder aus dem Schlaf erwachte?

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