Der gestiefelte Kater ging am folgenden Tag erneut auf Beutefang und brachte dem König wieder die begehrten Leckerbissen. So ging es viele Tage lang und der Kater brachte jeden Tag weitere Goldstücke mit nach Hause. Der Kater war nun beim König hoch angesehen, sodass er im Schloss, wie es ihm beliebte, ein- und ausging. Eines Tages hörte der Kater, als er sich am Herd der Schlossküche wärmte, wie der Kutscher sagte: „Ich verwünsche den König und die Prinzessin. Einmal nur wollte ich ins Wirtshaus gehen, um Karten zu spielen, da muss ich die Herrschaften jetzt zum See kutschieren!“ Der Kater hörte dies und ging schnell nach Hause zu seinem Herrn und sprach zu ihm: „Wenn Du noch reicher werden willst und ein wirklicher Graf sein möchtest, dann musst Du jetzt zum See kommen und dort baden gehen!“
Der Müllersohn wusste zwar nicht, was der Kater vorhatte, aber er tat, was das kluge Tier ihm geraten hatte. Er ging zum See, legte seine Kleider ab und sprang splitternackt in den kalten See hinein. Der Kater nahm die Kleider seines Herren und versteckte sie im dichten Gebüsch. Als sich die Karosse des Königs näherte, fing er zu klagen an: „Mein König, es ist etwas Schreckliches passiert. Mein Herr ist zum Baden in den See gestiegen, da kam ein elender Dieb und hat ihm seine Kleider entwendet. Nun kann mein Herr, der Herr Graf, nicht mehr aus dem See steigen. Er wird sich verkühlen und sterben!“ Wie der König dies hörte, ließ er ein paar seiner Kleider aus dem Schloss bringen. Der Müllersohn zog die prächtigen Kleider an und sah nun wirklich wie ein echter Graf aus. Da der König von dem jungen Herrn sehr angetan war, bat er ihn, in seiner Kutsche Platz zu nehmen. Der Prinzessin gefiel der junge Graf auch sehr gut, denn er war stattlich und schön.
Der schlaue Kater war bereits ein gutes Stück vorausgegangen. Er kam bald zu einer großen Wiese, wo fast einhundert Arbeiter gerade das Heu einholten. Der Kater fragte die Leute: „Wem gehört diese schöne große Wiese?“ „Sie gehört einem mächtigen Zauberer“, antworteten die Leute. „Hört zu“, sagte der Kater, „gleich fährt die königliche Karosse mit dem König und der Prinzessin vorbei. Wenn der König Euch fragt, wem diese saftige Wiese gehört, so antwortet Ihr, dass diese dem Grafen gehört. Solltet Ihr das nicht tun, sollt Ihr allesamt erschlagen werden.“
Der Kater ging weiter und kam zu einem Kornfeld. Der Kater fragte die Leute: „Wem gehört dieses reiche Kornfeld?“ „Es gehört einem mächtigen Zauberer“, antworteten die Leute. „Hört zu“, sagte der Kater, „gleich fährt die königliche Karosse mit dem König und der Prinzessin vorbei. Wenn der König Euch fragt, wem dieses reiche Kornfeld gehört, so antwortet Ihr, dass dies dem Grafen gehört. Solltet Ihr das nicht tun, sollt Ihr allesamt erschlagen werden.“
Dann kam der Kater zu einem großen Wald mit hohen Tannen. Der Kater fragte die Leute: „Wem gehört dieser prächtige Wald?“ „Sie gehört einem mächtigen Zauberer“, antworteten die Leute. „Hört zu“, sagte der Kater, „gleich fährt die königliche Karosse mit dem König und der Prinzessin vorbei. Wenn der König Euch fragt, wem dieser prächtige Wald gehört, so antwortet Ihr, dass dieser dem Grafen gehört. Solltet Ihr das nicht tun, sollt Ihr allesamt erschlagen werden.“ Da der Kater einfach weiterlief und in seinen Stiefeln aufrecht, wie ein Mensch aussah, fürchteten sich die Leute vor dem Tier und wollten tun, was der Kater von ihnen verlangte.